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Großflächige Stromausfälle in China

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Seit Sonntag kommt es in der Volksrepublik China zu großräumigen Stromausfällen. Die Regierung antwortet mit Rationierungen. Globale Lieferengpässe werden dadurch wohl weiter verschärft werden.

Steigender Kohlepreis

Zirka ein Dutzend Provinzen sind von den Ausfällen betroffen, darunter das Umland von Shanghai sowie das sogenannte Perlflussdelta, in dem sich mit Guangzhou der größte Ballungsraum der Welt befindet. Besonders drastisch sind die Ausfälle im Nordosten Chinas, beispielsweise in der Provinz Jilin.

Über die Gründe kursieren im Netz derzeit einige Vermutungen sowie auch Verschwörungstheorien. Als wahrscheinlichste Ursache gilt jedoch ein mangelndes Angebot an Kohle für die Stromerzeugung, gekoppelt mit einer seit Jahren steigenden Energienachfrage.

Die Volksrepublik China bezieht 60 Prozent ihres Stroms aus Kohlekraftwerken. Die Preise für Steinkohle haben sich seit Beginn des Jahres beinahe verdreifacht. Zusätzlich ist seit Beginn des Jahres der Import von Kohle aus Australien stark eingeschränkt worden. Um diese Lücke zu füllen, hat China zwar mit dem Kohleimport aus anderen Staaten begonnen, australische Kohle gilt jedoch als qualitativ hochwertiger. Die kapitalistische Konjunktur, die in China zwar derzeit etwas hinter den Erwartungen zurückliegt, ist ebenso wachsend: Die Industrie produziert auf Hochtouren und die Nachfrage nach Energie ist somit entsprechend hoch.

Erst im August kündigte China angesichts der mangelnden Abdeckung der hohen Energienachfrage an, rund 50 stillgelegte Kohlegruben wieder in Betrieb zu nehmen (vorerst für ein Jahr befristet).

Globale Lieferengpässe

Die chinesische Regierung reagierte auf die Ausfälle mit Rationierungen vor allem für Konzerne, die wohl bis zu vier Wochen andauern könnten. Davon betroffen sind sowohl chinesische als auch ausländische Unternehmen, die den Stromverbrauch teilweise auf bis zu 70 Prozent senken müssen. In manchen Provinzen ist zusätzlich die Benutzung von Wasserkochern oder Mikrowellen vorübergehend verboten, ebenso müssen Einkaufszentren teilweise früher schließen.

Steigender Energieverbrauch ist in China schon seit Jahren ein Problem, nun wurde jedoch ein kritischer Punkt erreicht: Am Montag schrieb die „Economic Times“ von einer „Energiekrise“ in China, die Metall‑, Textil‑, Lebensmittel- und Futtermittelindustrie sowie den Technologiesektor betrifft. Foxconn, eines der größten Elektronik-Monopole weltweit und Zulieferkonzern für westliche Unternehmen wie Apple, Tesla und HP Inc., kündigte angesichts des Strommangels bereits Produktionsausfälle an. Auch die deutsche Auto-Industrie ist betroffen. So mussten einige Volkswagen-Fabriken wegen fehlenden elektronischen Bauteilen aus China bereits einzelne Schichten streichen und die Produktion verlangsamen.

Quellen: orf​.at / derstandard​.at

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