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Griechenland: Polizist schießt 16-Jährigen in den Kopf – Wütende Proteste in Thessaloniki und Athen

Thessaloniki. Eine geprellte Tankstellenrechnung von 20 Euro hätte beinahe das Todesurteil für einen 16-jährigen Roma-Jungen in Thessaloniki bedeutet. So hatten Motorradstreifen der griechischen Polizei den Pickup des Teenagers verfolgt, nachdem ein Angestellter der Tankstelle die unbeglichene Rechnung gemeldet hatte. Bei der Verfolgungsjagd feuerte ein Polizist mehrmals auf das flüchtende Fahrzeug. Eine Kugel traf den 16-jährigen Fahrer daraufhin in den Kopf. Der Jugendliche, der selbst Vater eines Kindes ist, erlitt eine lebensgefährliche Kopfverletzung. Er wird seither im Krankenhaus in Thessaloniki behandelt und befindet sich in kritischem Zustand.

Bereits unmittelbar nach der Tat versammelten sich am Montag spontan Menschen, um gegen die kaltblütige Polizeiwillkür zu demonstrieren. Am Dienstagmorgen als sich der Polizeibeamte wegen versuchten Totschlags mit möglichem Vorsatz und wegen des Vergehens des illegalen Abfeuerns seiner Waffe verantworten musste, kam es erneut zu wütenden Protesten in Thessaloniki und Athen. Unter anderem versammelten sich Demonstrierende vor dem Gerichtsgebäude in Thessaloniki.

Die Kommunistische Jugend Griechenlands (KNE) verurteilte in einer ersten Stellungnahme die „Gewalt des Systems und der Repression“ und fordert „Organisation und Kampf für den Umsturz“. Die KNE zieht dabei Parallelen zum brutalen Polizeimord an Alexandros Grigoropoulos. Der damals 15-jährige Jugendliche wurde durch den Sonderpolizisten Ept. Korkoneas beinahe auf den Tag genau vor 14 Jahren getötet. „Der Angriff auf das Leben und die Rechte der Menschen und der jungen Generation geht unvermindert weiter, wobei Staat und Regierungen immer wieder zu staatlicher Gewalt und Repression sowie zu Polizeiwillkür greifen“, folgert die Kommunistische Jugend.

Die jüngsten Ereignisse mit dem Kopfschuss auf den 16-jährigen Roma durch Polizeibeamte, die Verschärfung des Autoritarismus oder auch der Versuch, die Polizei an den Universitäten zu etablieren würden beweisen, dass der Mord an Alexandros Grigoropoulos kein zufälliges Ereignis, sondern Teil eines Systems und eines Staates war, in dem Autoritarismus und Unterdrückung der Vielen zur Verteidigung der Wenigen im Vordergrund stehen, so die griechischen Jungkommunistinnen und ‑kommunisten. 

„Das System der Ausbeutung und Ungerechtigkeit wird umso reaktionärer, je mehr es versucht, sich zu schützen“, heißt es in der Stellungnahme weiter. So werde der institutionell-rechtliche Rahmen der Unterdrückung und des Autoritarismus im Laufe der Zeit von allen Regierungen, ob „neoliberal“ oder vermeintlich „fortschrittlich“, nach den Vorgaben der EU ausgebaut, mit dem Ziel, die Diktatur des Kapitals zu schützen und den Ring der Unterdrückung, der Überwachung und der Polizei um das „feindliche Volk“, seine Kämpfe und Forderungen enger zu ziehen.

„Wir vergessen die Opfer von staatlicher Gewalt und Repression nicht. Durch Organisierung, kollektive Aktionen und Stärkung der Solidarität ‚entwaffnen‘ wir die Unterdrückungsmechanismen des Staates bis zu seinem vollständigen Sturz“, erklärt die KNE abschließend.

Quelle: Griechenland​.net / euronews​.com / kne​.gr

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