HomePanoramaBund Tiroler AntifaschistInnen hält Gedenkkundgebung in Innsbruck ab

Bund Tiroler AntifaschistInnen hält Gedenkkundgebung in Innsbruck ab

Die Veranstaltung hat inzwischen Tradition: Der Bund Tiroler Antifaschistinnen und Antifaschisten traf sich zum vierten Mal am Tag der Befreiung vor dem Sowjetdenkmal in Amras und gedachte der ermordeten Rotarmistinnen, Rotarmisten und sowjetischen Zivilpersonen. Die ZdA war vor Ort.

Innsbruck. Am Sonntag traf sich eine symbolische Delegation des Bundes Tiroler Antifaschistinnen und Antifaschisten (BTA) am Amraser Soldatenfriedhof in Innsbruck um 11.00 Uhr, um eine Gedenkkundgebung zu Ehren der 105 dort begrabenen sowjetischen Opfer des Faschismus abzuhalten. Der 8. Mai als der Tag der Befreiung von der faschistischen Gewaltherrschaft zählt inzwischen zu den Fixpunkten des BTA, und es ist in der Tat eine schöne und feierliche Art, derer zu gedenken, die für die Freiheit und Unabhängigkeit Österreichs und die Befreiung Europas ermordet wurden.

Das im Pradler Friedhof stehende Denkmal wurde im Jahr 1949 speziell für 59 Kriegsgefangene der Roten Armee und 46 aus der Sowjetunion stammende Zivilpersonen erbaut, die in den Jahren 1941–1945 gefangengenommen und ermordet wurden.

Der Vorsitzende des BTA, Tobia Carfora, hielt eine längere Rede, in der er auf das Wesen des Faschismus einging und dessen Zusammenhänge mit dem bürgerlichen System beleuchtete. In der Ansprache wurde der langen Blutspur, die der Faschismus nicht zuletzt in Österreich hinterließ, nachgegangen – auf der anderen Seite wiederum wurden die großen Taten der Roten Armee hervorgehoben, um die faschistische Bestie zurückzudrängen und schließlich, nach unvorstellbar zahlreichen Verlusten, zur Kapitulation zu zwingen. Der Bund Tiroler Antifaschistinnen und Antifaschisten hielt in seiner diesjährigen Rede fest, dass der Sieg über den Faschismus „dem Sowjetvolk nicht weniger als 30 Millionen Menschenleben abgefordert“ hat, während der Hauptfaktor für die „Kampffähigkeit und des Durchhaltevermögens“ der UdSSR ihr „sozialistischer Charakter, die Planwirtschaft, die Tatsache, dass das Volk die Macht in seinen eigenen Händen hielt“, gewesen sei.

Alte Feindbilder

Natürlich wies die diesjährige Rede des Bundes Tiroler Antifaschistinnen und Antifaschisten auch Rückbezüge auf die aktuelle politische Lage auf, die propagandistische Mobilmachung des Westens und ihr Geschichtsrevisionismus, der zwar nicht erst gestern begann, jedoch mit dem russischen Angriff auf die Ukraine eine neue Dimension erreichte – etwa im Verbot von Fahnen der Sowjetunion und kommunistischer Symbolik, die aber vor 77 Jahren in erster Linie „Freiheit und Leben bedeutet haben“. In diesem Zusammenhang wurde festgehalten, dass die Rote Armee, „die wohlgemerkt auch aus einer großen Anzahl an Ukrainerinnen und Ukrainern bestand“, weder für die seit dem Jahr 2014 „systematisch vonstattengehende Faschisierung des ukrainischen Herrschaftsapparats gekämpft [hat], wo die Arbeiterbewegung, kommunistische Parteien, Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma und auch Russinnen und Russen wieder Pogromen, Ungleichbehandlung und Verfolgung ausgesetzt sind“, noch auch für die Konterrevolution in der Sowjetunion, die dazu geführt hat, dass „sich die Russische Föderation wieder zu einem vollwertigen Kapitalismus und einem kriegstreiberischen Imperialismus zurückentwickelt, der Truppen entsendet, sobald er seine ökonomischen und geostrategischen Interessen gefährdet sieht“. Die sowjetischen Soldatinnen und Soldaten, Partisaninnen und Partisanen starben für die Befreiung der Menschheit von dem faschistischen Joch und für eine gerechte, auf Frieden und Völkerfreundschaft basierende Welt.

Dies im Hinterkopf, scheinen die Versuche der Herrschenden, den heutigen Krieg in der Ukraine mit der Sowjetunion in Verbindung zu bringen, noch abwegiger und unverschämter. Die Illegalisierung, Verfolgung und Verächtlichmachung kommunistischer Symbolik und sowjetischer Fahnen, die in Wirklichkeit das gerade Gegenteil der heutigen Zustände versinnbildlichen, stellen so gesehen einen Schuss in den Ofen dar, der sich eingedenk des immensen Opfers der Sowjetunion in der Zerschlagung des Faschismus als schändlich unwürdig und niederträchtig erweist.

Der Redner benannte auch aus diesem Grund noch explizit die Konzentrationslager Majdanek, Riga-Kaiserwald, Groß-Rosen, Sachsenhausen, Ravensbrück, Stutthof und das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, die alle von der Roten Armee befreit worden sind, denn „die Befreiung jedes einzelnen Konzentrationslagers bedeutete Freiheit, Rückkehr und nicht zuletzt das Leben selbst für hunderttausende zu Unrecht gefangene und gefolterte Menschen.“

Für die 105 ermordeten sowjetischen Bürger und Soldaten legte der BTA wie jedes Jahr rote Nelken vor das Denkmal und gedachte in angemessener solenner Stille der Toten. Daraufhin wurde noch das Gedicht „An die deutschen Soldaten“ von Erich Weinert aus dem Jahr 1941 vorgetragen:

„Und auf dem sogenannten Feld der Ehre,
Das ihr mit eurem jungen Blut betaut,
Wächst goldne Saat nur für die Millionäre;
Jedoch für euch wächst da nur Hungerkraut.“

Als zweiter und letzter Redner sprach ein Mitglied der Organisation ATIK (Konföderation der Arbeiter aus der Türkei in Europa). Dieser hob die Wichtigkeit des Kampfes gegen den Faschismus, die unauslöschlichen Verdienste der Roten Armee hervor und gedachte ebenfalls der Opfer des Faschismus. Er betonte in seiner Rede den Begriff der Solidarität, den gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus und den proletarischen Internationalismus, der Menschen verschiedener Herkunft und unterschiedlichen Hintergrunds im Kampf vereint.

Solidarität mit den Kononowitsch-Brüdern

Im Anschluss an das Gedenken führt die Jugendfront der Partei der Arbeit eine Solidaritätsaktion mit den Kononowitsch-Brüdern durch. Sie erinnerte daran, dass die beiden Mitglieder des Leninistischen Kommunistischen Jugendverbandes in den ersten Wochen des russischen Krieges gegen die Ukraine vom ukrainischen Geheimdienst verschleppt wurden. Seit her fehlt jede Spur von den beiden jungen Kommunisten. Vor mehreren Wochen wurde lediglich bekannt, dass die beiden auch gefoltert werden. Die Jugendfront hält an ihrer Forderung nach einer sofortigen Freilassung der beiden fest. 

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