HomeFeuilletonDie Akkumulation von Reichtum bedingt die Pathologien der Medien

Die Akkumulation von Reichtum bedingt die Pathologien der Medien

Gastautor: Gerhard Oberkofler, geb. 1941, Dr. phil., Universitätsprofessor i.R. für Geschichte an der Universität Innsbruck

Jürgen Kuczynski begründet die Alternative >Sozialismus oder Barbarei<

Über den antagonistischen Charakter der kapitalistischen Produktionsweise hat Karl Marx (1818–1883) in seinem Werk >Das Kapital< festgehalten: „Die Akkumulation von Reichtum auf dem einen Pol ist also zugleich Akkumulation von Elend, Arbeitsqual, Sklaverei, Unwissenheit, Brutalisierung und moralische Degradation auf dem Gegenpol, d. h. auf Seite der Klasse, die ihr eignes Produkt als Kapital produziert“.[1] 1847 hat Marx in seiner Arbeit über das >Das Elend der Philosophie< diese Theorie so formuliert: „Von Tag zu Tag wird es somit klarer, […] daß in denselben Verhältnissen, in denen die Entwicklung der Produktivkräfte vor sich geht, sich eine Repressionskraft entwickelt; daß diese Verhältnisse den bürgerlichen Reichtum, d. h. den Reichtum der Bourgeoisklasse, nur erzeugen unter fortgesetzter Vernichtung des Reichtums einzelner Glieder dieser Klasse und unter Schaffung eines stets wachsenden Proletariats.“[2] Der deutsche Universalgelehrte Jürgen Kuczynski (1904–1997), der nach Hermann Klenner (*1926) „klüger war, als die Zeitumstände es ihm erlaubten“,[3] hat 1948, also nach dem Sieg über den deutschen Faschismus und noch vor der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik, in Berlin in seinem Buch >Die Theorie der Lage der Arbeiter< ein eigenes Kapitel über >Die Theorie der absoluten Verelendung der Arbeiterklasse< geschrieben und darin angeprangert, dass einige Volkswirtschaftler, die glauben Marxisten zu sein, es für richtig halten, dass die absolute Verelendung nur eine Tendenz sei, die sich nicht durchsetzen könne, da es Gegentendenzen gäbe, die stärker seien. Diese Interpretation sei falsch und entspreche nicht den Tatsachen. „Wenn solche Auslegungen aber von kommunistischen Volkswirtschaftlern in kapitalistischen Ländern kommen, dann“, so Kuczynski, „zeigt das, dass diese nicht nur das Opfer eines sehr ernst zu nehmenden Missverstehens der Marxschen Verelendungstheorie sind, sondern dass sie die Grundvoraussetzungen der gesamten Strategie der kommunistischen Parteien nicht begriffen haben. Denn wenn sich die absolute Verelendung nicht durchsetzt, dann heißt das nichts anderes, als dass sich unter dem Kapitalismus die Lage der Arbeiter absolut verbessert, dann heißt das also, dass im Laufe der Zeit die Arbeiter, genau wie vor ihnen das Bürgertum, sich eine wirtschaftliche Position erobern können, von der aus sie dann auch die politische Macht übernehmen können, dass die kapitalistische Gesellschaft also graduell in die sozialistische hineinwächst. Der ganze grundlegende Unterschied der Formen, in denen Arbeiterklasse und Bürgertum zur Macht kommen, wäre aufgehoben. Es bedeutet auch, dass der einzige Unterschied zum Beispiel zwischen Kommunisten und Revisionisten des Marxismus oder Reformisten darin besteht, dass die Kommunisten es etwas eiliger haben als die Reformisten, dass sie den Hereinwachsensprozeß beschleunigen wollen, dass sie die Lage der Arbeiter schneller verbessern wollen, als es sowieso schon geschieht.“ [4] Die Gewerkschaften können folglich die absolute Verelendung nicht verhindern, können aber, was Kuczynski so feststellt, „während der Aufschwungperiode die Besserung der Lage der Arbeiter beschleunigen und das Tempo der Verschlechterung während der Krise und Depression mildern.“[5] Die heute von der europäischen Linken angebotene Transformation war für Kuczynski keine Option. Der Wiener Kurt Wilhelm Rothschild (1914–2010), der nach dem deutschen Einmarsch vor den Nazis 1938 aus Wien flüchten musste und 1947 nach Österreich zurückgekehrte, hat in Linz, wo er seit 1966 Volkswirtschaft lehrte, das Buch von Kuczynski rasch zur Kenntnis genommen. Es war ja vor allem die von ihm mehr oder weniger vertretene weltanschauliche Haltung der Sozialdemokratie zum Klassenkampf angesprochen. Am 24. Oktober 1953 schreibt Rothschild, zu der Zeit Referent am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung in Wien, an Kuczynski, dass ihn dieses Buch sehr interessiert habe. Es sei „eine sehr wertvolle Zusammenstellung für eine klarere Erkenntnis in einer überaus wichtigen Frage“, die in der marxistischen Literatur der letzten Jahrzehnte vernachlässigt worden sei.[6] Rothschild meint, dass Kuczynski seine Formulierung „zu sehr auf die Spitze“ treibe: „Man kann doch sehr wohl der Ansicht sein, dass eine geeinte starke Arbeiterbewegung beschränkt unmittelbare Erfolge erzielen kann, die den historischen Lebensstandard mäßig hebt, ohne sich der Illusion hinzugeben, dass dieser Prozess stets weitergetrieben werden kann und dass die Bourgeoisie nicht an einem Punkt einen absoluten und rücksichtslosen Widerstand leisten wird.“ Weil Kucyzsnki in seinem Buch hervorgehoben hat, dass die „Stärke der Arbeiterbewegung“ in einem gewissen nationalen Rahmen „einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die Lage der Arbeiter ausüben kann“, glaubte Rothschild einen Widerspruch zu sehen. Kuczynski bedankte sich umgehend, machte auf die zweite Auflage aufmerksam, „die eine ganze Reihe wesentlicher Verbesserungen der ersten bringt, was aber keineswegs bedeutet, dass sie nicht auch wieder verbesserungsbedürftig ist. Der Band >Faschismus< ist soeben in einer 3. Auflage erschienen, und in den nächsten Monaten kommt die 6. Auflage der >Lage der Arbeiter in Deutschland zwischen 1789 und 1932< heraus. Im nächsten Jahr plane ich, mich vor allem mit den Bänden über England zu beschäftigen. Es sollen einschließlich der Kolonien vier Bände werden.“[7] Kuczynski hat in den Neuauflagen inhaltlich keine für die Sozialdemokratie verbindlichere Diktion eingeschlagen, er war aufgrund seiner Kenntnis der Realdialektik nicht vom revolutionären Umschlagen der unter bestimmten Bedingungen und für eine bestimmte Etappe von der Arbeiterklasse erreichten Errungenschaften überzeugt. Zur Funktion der Gewerkschaften erinnert Kuczynski an den erstmals von Eleanor Marx (1855–1898) aus der Niederschrift edierten Vortrag von Marx (1865) über >Lohn, Preis und Profit<. Dort unterstreicht Marx im letzten Absatz die guten Dienste der Gewerkschaften als „Sammelpunkt des Widerstandes gegen die Gewalttaten des Kapitals“, sagt aber zugleich: „Sie verfehlen ihren Zweck gänzlich, sobald sie sich darauf beschränken, einen Kleinkrieg gegen die Wirkungen des bestehenden Systems zu führen, statt gleichzeitig zu versuchen, es zu ändern, statt ihre organisierten Kräfte zu gebrauchen als einen Hebel zur schließlichen Befreiung der Arbeiterklasse d. h. zur endgültigen Abschaffung des Lohnsystems.“[8] Dem Wirtschaftshistoriker Kuczynski war die Rolle der US-Gewerkschaften stets präsent. Der Präsident der US-amerikanischen Gewerkschaftszentrale Samuel Gompers (1850–1924), den Wladimir Iljitsch Lenin (1870–1924) als Gesinnungsgenossen von Karl Renner (1870–1950) bezeichnete, hat sich, unterstützt von der Presse, viele Jahre auf die Seite der Monopole gestellt.[9] Die Arbeitskraft bleibt in dieser sozialdemokratischen Weltanschauung eine Ware mit einem bestimmten Wert, was bedeutet, dass die menschliche Wirklichkeit nicht mehr als ein Ding ist. Marx und Friedrich Engels (1820–1895) haben nirgends einen Zeithorizont für den Verlauf der Geschichte gegeben, aber sie hatten die wissende Utopie von einer „Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist“.[10] Öfters und natürlich auch nach der Implosion der europäischen Sozialismen hat Kuczynski an die von Rosa Luxemburg (1871–1919) überlieferte Feststellung von Friedrich Engels erinnert: „Die bürgerliche Gesellschaft steht vor einem Dilemma, entweder Übergang zum Sozialismus oder Rückfall in die Barbarei.“[11] In seinem 1996 publizierten Büchlein >Vom Zickzack der Geschichte< erörtert Kuczynski in Diskussion mit dem polnischen Philosophen Adam Schaff (1913–2006) in einem eigenen Kapitel, dass der mit Ende der 1980er Jahre einsetzende Unterbruch im Niedergang des Kapitalismus zwar kritische marxistische Geister wie Eric Hobsbawm (1917–2012) verwirrt habe, aber die globale Gesellschaft „auf dem Weg in die Barbarei“ bleibe.[12] Mit Lenin (1870–1924) betont Kuzcynski zugleich, dass auch „sterbender Kapitalismus“ noch Kapitalismus ist. „Heute tun wir“, so Kuczynski, „die ersten Schritte auf dem Wege in die Barbarei. Aber natürlich besteht noch die Möglichkeit, auch den anderen Weg zu gehen. In jedem Fall aber wird diesmal das System des Kapitalismus zusammenbrechen.“[13]

Wladimir Iljitsch Lenin als „Gewissen der Welt“ über die geistige Manipulation der Menschen im Kapitalismus

Albert Einstein (1879–1955) hat Lenin verehrt als „einen Mann, der seine ganze Kraft unter völliger Aufopferung seiner Person für die Realisierung sozialer Gerechtigkeit eingesetzt hat.“ Eines sei sicher, so Einstein: „Männer wie er sind die Hüter und Erneuerer des Gewissens der Menschheit.“[14] Immer wieder hat Lenin die verheerende Manipulation der Presse in der bürgerlichen Demokratie angeprangert. Das war keine Obsession, sondern entsprach der Logik der Wirklichkeit. In den ersten Wochen der Revolution 1917 forderte er in seiner Rede zur Pressefrage eindringlich, von der „vom Kapital abhängigen Pressefreiheit“ abzukommen. Beim Fortschreiten zur sozialen Revolution könnten zu den Bomben der konterrevolutionären Weißen Armee nicht noch „Lügenbomben“ hinzugefügt werden.[15] Zur Unterdrückung einer Klasse durch eine andere gehört die Betäubung und Korrumpierung des Denkens auf vielen unterschiedlichen Ebenen. Der von der der bürgerlich Demokratie so hoch gehaltene Wert der Pressefreiheit ist, so Lenin, „Lug und Trug, denn in Wirklichkeit bedeutet sie die Freiheit für die Reichen, die Presse zu kaufen und zu korrumpieren, die Freiheit für die Reichen, das Volk mit dem Fusel der bürgerlichen Zeitungslügen betrunken zu machen […].“[16] Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) hatte in seinen Äußerungen zur „Preßfreiheit“ als das „Substantielle“ qualifiziert, dass „Verletzung der Ehre von Individuen überhaupt, Verleumdung, Schmähung, Verächtlichmachung der Regierung, ihrer Behörden und Beamten, der Person des Fürsten insbesondere, Verhöhnung der Gesetze, Aufforderung zum Aufruhr usf. Verbrechen, Vergehen mit den mannigfaltigsten Abstufungen sind.“[17] Das entsprach ganz der Ideologie des Bürgertums, das zur Befreiung aus den Fesseln des Feudalismus angetreten ist und jetzt seine Macht ideologisch über Medien festigte. 

Es war für Lenin nicht die Zeit, die Zeitungen zu gruppieren oder ihre Parteinahmen und Alibifunktionen in der Diktatur der bürgerlichen Demokratie zu qualifizieren. An Wendepunkten der Geschichte sind nur wenig Differenzierungen in der von der herrschenden Klasse und ihren Gruppierungen vermittelten Ideologie festzustellen. Das war 1914 nicht anders als bei den völkerrechtswidrigen Kriegen der imperialistischen Westmächte gegen Jugoslawien (1999), Afghanistan (2001), den Irak (2003) oder gegen Libyen (2011). Das Lügengewebe von Kriegstreibern in den USA wie George W. Bush (*1946) oder in Deutschland wie Josef „Joschka“ Fischer (*1948) wurde von den bürgerlichen Medien papageienhaft wiedergegeben und die Kriegsverbrechen wennschon nicht direkt applaudiert, so doch nicht in Frage gestellt. Deutschland würde, so vermittelten die Fischer & Co, am Balkan ein „Auschwitz“ verhindern und „Frieden stiften“. Die Erinnerung, dass das Deutschland von Adolf Hitler (1889–1945) mit seinen Finanziers auch nur für den „deutschen Frieden“ völkermordende Kriege begonnen hat, hat keine Bedeutung mehr.

Die Umstellung der Zeitungen als „Werkzeuge des Betrugs und der Irreführung der werktätigen Massen“ hin zu einem „Werkzeug zur Aufklärung und Belehrung der Massen“ war in der Sowjetunion nach der Oktoberrevolution aufgrund der historischen Realitäten nicht von heute auf morgen zu realisieren. Lenin forderte 1921 eine beharrliche und systematische Pressearbeit und sah in der breiten Förderung von Abonnements kommunistischer Zeitungen eine Perspektive, ja einen „Schritt vorwärts vom Kapitalismus zum Kommunismus.“[18] Die Zeitungen und Zeitschriften des sozialistischen Aufbaus sollten die Massen veranlassen, ihre Interessen zu erkennen und dafür solidarisch zu kämpfen. Mao Tse-tung (1893–1976) hat die Erfahrungen der jungen Sowjetunion genützt und erweitert. Aus Anlass der Anfang 1948 eingeleiteten Reform des Bodenbesitzsystems forderte Mao Tse-tung deren Darlegung in den Zeitungen und Zeitschrift: „Wenn die Volksmassen die Wahrheit kennen, wenn sie ein gemeinsames Ziel haben, dann werden sie einmütig an die Arbeit gehen.“[19] 

Papst Franziskus benennt die „Pathologien der Medien“

Der schweizerische Humanist Max Frisch (1911–1991) stellt 1988 in einem Essay >Demokratie – ein Traum?< die Frage: „Wieviel wirkliche Demokratie (Volk als Souverän) ist im real existierenden Kapitalismus überhaupt möglich?“ In Ergänzung dazu erläutert er: „einmal angenommen, es sei die Mehrheit, die tatsächlich entscheidet etwa über Rüstung oder in der Wirtschaft überhaupt: Weiß denn die Mehrheit, worüber sie zu entscheiden hat? Wer unterrichtet sie, d. h. wer hat die Medien-Konzerne, um sie zu unterrichten?“ Frisch spricht von der „parlamentarischen Lobby-Demokratie“ der Schweiz und verallgemeinert, es „entscheidet ohnehin die Macht, in der freien Welt also das Kapital.“ [20] So war es bei der am 29. November 2020 erfolgten Abstimmung der schweizerischen Stimmbürger über die „Konzernverantwortungsinitiative“ von 130 gemeinsam auftretenden Hilfswerken, Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen. Die Initiative, die von vielen Einzelpersönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft wie von der Schweizer Bischofskonferenz, von der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz und von der Schweizerisch Evangelische Allianz unterstützt worden ist, scheiterte. Den weltweit tätigen Konzernen mit Sitz in der Schweiz wie Glencore bleibt es weiter überlassen, ihre Profite durch Ausbeutung und Unterdrückung der armen Völker zu maximieren. 

Papst Franziskus engagiert sich und setzt sich persönlich dafür aus. Er verhüllt nicht wie sein deutscher Vorgänger, dass die herrschende Klasse mit ihren Gruppierungen nicht nur durch Gesetze mit dem dazu gehörigen Staatsapparat und durch Repression ihre Herrschaft absichert, sondern auch mit ihren etablierten Medien jene Werte, Symbole und Erzählungen produziert, die ihrer Geldgier entspricht. Papst Franziskus vermittelt eine in seinen Glauben eingebettete „Unruhe des Herzens“, von der Augustinus (354–430) spricht und die zum Beispiel bei dem vom Befreiungstheologen Jon Sobrino SJ in Erinnerung gebrachten Blaise Pascal (1623–1662) zu beobachten ist.[21] Sobrino SJ selbst spricht von einem „intellectus amoris“.[22] Diese „Unruhe des Herzens“ wird bei Marxisten als kommunistische Sozialethik revolutionär. Papst Franziskus hat die Utopie einer neuen ökonomischen, sozialen und politischen Ordnung.

Am 3. Jänner 2021 berichten die Medien, dass Deutschland im Jahr 2020 Rüstungsgüter im Wert von Milliarden Euro allein in die Krisenregion Nahost exportiert hat. Europa mit seinem Zentrum Deutschland ist direkt an den Kriegen im Jemen oder in Libyen beteiligt. Es wird in den Medien darüber so berichtet, dass die Menschen die Profiteure der Kriege ebenso wie die verhungernden Kinder im Jemen akzeptieren. In der österreichischen „Wohlstandsgesellschaft“ unterscheiden sich die Medien in ihrer Berichterstattung nicht voneinander. Die Zeitungen „Der Standard“ oder „Krone“ sind Ausdruck einer Scheinvielfalt, erstere pflegt eine pseudointellektuelle Fassade, letztere bietet etwas mehr „Erwachsenenunterhaltung“, beide verhindern mit ihrer Lumpenethik im Auftrag ihrer Geldgeber Einsichten in die tägliche Barbarei, die zur Veränderung führen könnten. Über solche Medien einschließlich ihrer katholischen oder transform-Fraktionen schreibt der vom Würgegriff der bösen Nachrede korrupter Theologen und Politiker unbeirrt bleibende Papst Franziskus:

„Aber die Medien haben auch ihre Pathologien: Desinformation, Verleumdung und eine Faszination für Skandale. Einige Medien sind einer Post-Wahrheits-Kultur gefangen, in der Tatsachen weniger zählen als Wirkung und in der Narrative ein Mittel sind, Macht auszuüben. Die korruptesten Medien sind die, welche ihren Lesern und Zuschauern dadurch schmeicheln, dass sie ihnen erzählen, was sie hören wollen, und die dabei die Tatsachen zugunsten von Vorurteilen und Furcht verzerren.

Einige Medien haben diese Krise benutzt, um Menschen davon zu überzeugen, dass die Schuld an allem bei Ausländern liege und dass der Coronavirus nicht schlimmer sei als ein kleiner Grippeanfall, dass alles sehr schnell wieder wie vorher sein werde und dass die zum Schutz der Menschen notwendigen Restriktionen die übergriffige Forderung eines sich einmischenden Staates seien. Es gibt auch Politiker, welche mit diesen Narrativen für ihre eigenen Interessen hausieren gehen. Aber sie hätten keinen Erfolg, gäbe es nicht einige Medien, die diese erschaffen und verbreiten würden. Medien hören auf diese Weise auf, zu vermitteln, und werden zu einer Art Zwischenhändler mit eigenen Gewinninteressen. Sie verschleiern den Blick auf die Wirklichkeit.“[23]

Größe und Grenzen von Papst Franziskus sind deutlich. Der Virus gibt den herrschenden Gruppierungen den Hintergrund, kriegerische Maßnahmen nach innen zum Wohle der Reichen zu erproben. Auf irgendwelche Mehrheiten im bürgerlich demokratischen Rahmen zu warten, ist schon wegen der durch die tagtägliche Meinungsmanipulation anwachsende geistige Verelendung der Massen pure Illusion.


[1] MEW 23 (1972), S. 675.

[2] MEW 4 (1972), S. 141

[3] Hermann Klenner: Jürgen Kuczynski zu ehren. Mitteilungen der Kommunistischen Plattform der Partei DIE LINKE. Heft 12 / 2015, S. 31–34, hier S. 34..

[4] Jürgen Kuczynski: Die Theorie der Lage der Arbeiter (= Die Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem Industriekapitalismus Band VII). Die Freie Gewerkschaft Verlagsgesellschaft MBH Berlin 1948, S. 63 f.

[5] Kuczynski, Die Theorie, S. 65.

[6] Nachlass Kurt W. Rotschild. Frdl. Hilfe durch MMag.a Eva Maria Schönher, Universitätsbibliothek, Wirtschaftsuniversität Wien.

[7] Nachlass Kurt W. Rotschild.

[8] MEW 16 (1973), S.101–152, hier S. 152; Kuczynski: Die Theorie der Lage der Arbeiter (= Die Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem Kapitalismus. Teil III. Zusammenfassung. Die Theorie der Lage der Arbeiter Band 36). Akademie Verlag Berlin1968, S. 24. 

[9] Lenin Werke Band 28 (1975), S. 377.

[10] Marx / Engels: Manifest der Kommunistischen Partei. MEW 4 (1972), S. 459–493, hier S. 482.

[11] Rosa Luxemburg: Gesammelte Werke Band 4. Dietz Verlag Berlin 1974, S. 62.

[12] Jürgen Kuczynski: Vom Zickzack der Geschichte. Letzte Gedanken zu Wirtschaft und Kultur seit der Antike. PapyRossa Verlag Köln 1996.

[13] Ebenda, S. 181.

[14] Gelegentliches von Albert Einstein. Zum 50. Geburtstag 14. 3. 1929. Dargelegt von Sonico Gesellschaft der Freunde des jüdischen Buches zu Berlin. Privatdruck. Ausgewählt im Einvernehmen mit der Familie Einstein von Abraham Horodisch. Berlin !929, S. 20 f.; Siegfried Grundmann: Einsteins Akte. Einsteins Jahre in Deutschland aus der Sicht der deutschen Politik. Springer Verlag Berlin / Heidelberg / New York 1998, S. 331. 

[15] Lenin Werke 26 (1974), S. 279–281, hier S. 281.

[16] Lenin: Über „Demokratie und Diktatur“ (23. Dezember 1918). In: Lenin, Werke 28, Dietz Verlag Berlin (1975), S. 374–379. 

[17] Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse. Nach der Ausgabe von Eduard Gans herausgegeben und mit einem Anhang versehen von Hermann Klenner. Akademie Verlag Berlin 1981, § 319. 

[18] Lenin Werke 32 (1975), S. 125.

[19] Ansprache an die Redaktionsmitglieder der Zeitung Djin-Sui Jibao (2. April 1948). Ausgewählte Schriften Band IV. Verlag für fremdsprachige Literatur Peking 1969, S. 257–262, hier S. 257. 

[20] Max Frisch: Schweiz als Heimat. Versuche über 50 Jahre. Hg. und mit einem Nachwort versehen von Walter Obschlager. Suhrkamp Verlag Frankfurt 1990, S. 490 f.

[21] Jon Sobrino: Der Preis der Gerechtigkeit. Briefe an einen ermordeten Freund. Ignatianische Impulse. echter Verlag Würzburg 2007, S. 91; Blaise Pascal: Gedanken – Pensées. Aus dem Französischen neu übersetzt und herausgegeben von Bruno Kern. marixverlag Wiesbaden 2017.

[22] Z. B. Otto König / Gerhard Larcher (Hg.): Theologie der gekreuzigten Völker, Jon Sobrino im Disput. Andreas Schnider Verlags-Atelier Graz 1992 (S. 10–21: Jon Sobrino: Theologie der Befreiung als intellectus amoris). 

[23] Papst Franziskus: Wage zu Träumen! Mit Zuversicht aus der Krise. Im Gespräch mit Austen Ivereigh. Kösel Verlag 2019, S. 33 f.

- Advertisment -spot_img
- Advertisment -spot_img

MEIST GELESEN