Rhythmisch und musikalisch wurde dieses Wochenende am Attersee gegen Kapitalismus, Rassismus und Sexismus angetanzt. Das Festival des politischen Liedes feierte heuer 25-jähriges Jubiläum seines Bestehens.
Weißenbach/Attersee. Nun war es endlich wieder angerichtet: das Festival des politischen Liedes in Weißenbach am Attersee. Nachdem das Fest zwei Jahre lang pandemiebedingt nicht in gewohnter Form stattfinden konnte, gab es heuer von 24. bis 25. Juni 2022 wieder kämpferische und widerständige Musik auf die Ohren.
Das überhaupt erste Festival des politischen Liedes auf österreichischem Boden fand im Jahr 1997 statt, also vor genau 25 Jahren. Heute wie damals wurde das Fest vom Kulturverein Willy initiiert. Der Namensgeber des Vereins, die antifaschistische Widerstandsgruppe „Willy“, leistete unter der politischen Führung des Kommunisten Sepp Plieseis bis zur Befreiung Österreichs vom Faschismus im Salzkammergut aktiven Widerstand gegen die Nazis.
Nun zum 25-jährigen Jubiläum sorgten einmal mehr Künstlerinnen und Künstler aus Österreich, Ungarn, Deutschland und Italien für ausgelassene Stimmung und gleichzeitig dafür, dass auch politische Statements an den zwei Tagen des Programms nicht zu kurz kamen. Erklärtes Ziel der Veranstalter war es stets und ist es auch gegenwärtig, dass die Besucherinnen und Besucher an diesem Wochenende Kraft und Zuversicht für den gemeinsamen Widerstand gegen Kapitalismus, Rassismus und Sexismus tanken können. Das Festival des politischen Liedes soll dabei ein freundschaftliches, solidarisches, friedliches und zugleich kämpferisches Fest sein.
Begann der Freitagabend mit einer deutlichen Abkühlung durch einen Wolkenbruch, sorgten über den Abend verteilt die Linzer Rapperin Snessia im Trio mit Unrat und K.S. Kopfsache, die Mighty Maggots und die Edelweißpiraten, dass kaum ein Kleidungsstück im Konzertsaal trocken blieb. Während drinnen ausgiebig zu den Liedern der Künstlerinnen und Künstlern getanzt wurde, wurden draußen im Pavillon altbekannte Arbeiterlieder angestimmt. Nachdem die letzten Künstler des Abends die Bühne verlassen hatten, wechselten die geneigten Besucherinnen und Besucher schließlich in die Disco. Dort heizte das BlauCrowd FM DJ Team mit einer überaus politischen Auflegerei ein. Teilweise, so erzählt man sich zumindest, soll bis in die frühen Morgenstunden gefeiert worden sein.
Der Samstag startete mit dem quasi schon traditionellen Kulturfrühstück, wo Chevapcici und die Antikörper dafür sorgten, dass bei den Frühaufsteherinnen und Frühaufstehern unter den Festivalgästen keine Katerstimmung aufkam. Dann ging es erst einmal weniger rhythmisch weiter, aber nicht minder politisch. Thomas Roithner referierte zum Thema Frieden und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Ronja Schwikowskis Workshop beschäftigten sich mit der Frage des Sexismus in der Punkszene. Auch an diesem Tag performten Künstlerinnen und Künstler ihre eigenen Protestlieder oder nahmen Anleihen an traditionellen Liedern der internationalen Arbeiterbewegung. So auch der ungarische Chor Zbor Praksa, mit dem es in den musikalischen Part des Nachmittags ging. Auf der Outdoor-Bühne folgte schließlich der Liedermacher Tobi Thiele aus Deutschland, während die Österreichisch-Kubanische Gesellschaft Oberösterreichs Cocktails für den guten Zweck ausschenkte. Der Erlös wurde einerseits der Kampagne „Medikamente für Kuba“ sowie andererseits der Kulturarbeit des KV Willys gewidmet.
Ihren ersten Auftritt am Attersee hatte die Band Bucaneros aus Linz, die sich sogleich mit dem sozialistischen Kuba solidarisierte. Die Gruppe schloss sich der Blockadebrecher-Aktion der ÖKG Oberösterreich an und machte sich damit für ein sofortiges Ende des völkerrechtswidrigen US-Wirtschaftskrieg gegen Kuba stark. Auch die weiteren Acts, die Bands Fargo, Revoluzzer und Riserva Moac ließen sich nicht lumpen und machten immer wieder auf den politischen Hintergrund des Widerstands- und Protestliedes aufmerksam. Den musikalischen Abschluss des Abends und damit auch des diesjährigen Festivals performte schließlich noch DJ Beatrice.
Der Anspruch des KV Willy, mit dem Festival des politischen Liedes einen Kontrast zum zermürbenden Kapitalismus zu bieten und damit auch die Möglichkeit zu schaffen, dass sich die Besucherinnen und Besucher ein Wochenende lang vernetzen, politisieren und bei den zahlreichen künstlerischen wie auch musikalischen Darbietungen gemeinsam feiern zu können, ist ein weiteres Jahr aufgegangen. Mehr noch, es war ein äußerst gelungenes Festival 2022! Da können auch wir nur herzlichst zum 25-jährigen Bestehen gratulieren – und wir hoffen natürlich, dass noch viele weitere Jahre des politischen Liedes im Weißenbachtal folgen werden.