Weil sie den Wasserabluss von der Autobahn störten, müssen acht Biber weichen. Eigentlich war sogar die Tötung der Tiere geplant. Der Menschheit stellen beide “Lösungen” kein gutes Zeugnis aus.
Salzburg. Eine Zwangsdeportation sorgt in Salzburg für Unruhe: Über 2.000 Kilometer ging die unfreiwillige Reise von Hallein ins nordöstliche Grenzgebiet Portugals zu Spanien. Im Naturschutzgebiet am Fluss Douro/Duero wurden die Betroffenen schließlich ausgesetzt – dies nämlich im Rahmen eines Wiederansiedelungsprogramms. Anders gesagt: Jene achtköpfige Biberfamilie, die man in Salzburg mit eliminatorischen Zielen verfolgte, ist in Portugal explizit erwünscht und soll dort eine neue Heimat finden.
Trotzdem muss man an dieser Stelle festhalten: So sehr die Abschiebung aus Österreich fragwürdig sein mag, so hat diese noch eine andere Seite, denn die Alternative wäre die Tötung gewesen. Erst in letzter Sekunde erfuhr man von jenem portugiesischen Projekt, das nun lebensrettend wurde. Die Bezirkshauptmannschaft hatte die Tiere bereits zum Abschuss freigegeben, nachdem die schießwütige zuständige Landesrätin Svazek (FPÖ) seit Amtsantritt mit Verordnungen das Abknallen unpraktischer Lebenwesen erleichtert (neben Bibern sind auch Wölfe, Fischotter, Graureiher und Goldschakale betroffen).
Dass es keine andere, nämlich dritte Lösung neben Deportation oder Mord geben soll, ist fraglich und letztlich ein Armutszeugnis für die Menschheit. Denn das Verbrechen der acht Biber von Hallein bestand lediglich darin, Dämme zu bauen – nun ja, das ist doch auch der Wesenskern der Job Description, oder? Im Konkreten behinderten diese Biberdämme jedoch immer wieder einen Entwässerungsgraben der Tauernautobahn A10 – soll heißen: Bei Regen floss das Wasser zu langsam ab, was die Gefahr von Aquaplaning und Autounfällen erhöht.
Schön und gut – da muss man natürlich etwas unternehmen. Der menschliche Geist unserer Hochzivilisation, seine technologischen Fähigkeiten und seine Ingenieurskünste bilden den Höhepunkt der Evolution, also wird man wohl eine Lösung finden, z.B. einen zweiten Graben, andere Entwässerungsformen, unterirdische Regenrinnen etc. – Jedenfalls möchte man eigentlich meinen, der Mensch als überlegene Spezies käme gegen den primitiven Instinkt von acht Bibern an. Aber nein! Die menschliche Lösung lautet: Tod oder Deportation.
Es mag nur Salzburg betreffen, doch das Bild ist kein schönes, schon gar nicht, wenn es als Gleichnis gelesen wird: Hier der kreative, fleißige Biber, der Baumeister der Natur; daneben die Menschheit, die selbst ernannte “Krone der Schöpfung”, zuständig für Zerstörung, Gewalt und Ausrottung. Hoch werden wir dieses Match nicht mehr gewinnen. Es wird noch lange – über Millionen Jahre – Lebewesen auf der Erde geben. Vielleicht sogar Biber. Aber Menschen…?
Quelle: Der Standard