Von der Iberischen Halbinsel über Südfrankreich bis nach Griechenland – die Energieversorgung in Europa wird zunehmend instabil. Doch während bürgerliche Medien hektisch Ursachen diskutieren und die „Katastrophenbereitschaft“ der Bevölkerung beschwören, bleibt die zentrale Frage unbeantwortet: Wem gehört die Energie – und wofür wird sie produziert?
Madrid/Paris/Wien. Wenige Wochen nach einem großflächigen Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel kam es am 22. Mai im Südosten Frankreichs erneut zu einem massiven Stromausfall. Rund 160.000 Haushalte waren im Bezirk Alpes-Maritimes betroffen. Cannes – Austragungsort des gleichnamigen Filmfestivals – war zeitweise lahmgelegt. Die Ursache? Berichte sprechen von einem Brand in einem Umspannwerk, der das Netz schwächte, sowie dem Zusammenbruch einer Hochspannungsleitung. Doch im Hintergrund steht ein größeres Problem: die Überlastung der Netze durch den unkoordinierten Ausbau erneuerbarer Energien – ein Symptom der kapitalistischen „grünen Wende“.
Während die EU sich mit Programmen wie dem „Clean Industrial Deal“ ein umweltfreundliches Image verpasst, erleben wir eine Realität, in der das Energiesystem auf den Profit einiger weniger Großkonzerne ausgerichtet ist – nicht auf die Bedürfnisse der Bevölkerung. Strom ist längst keine öffentliche Dienstleistung mehr, sondern Ware. Wer ihn nicht bezahlen kann, bleibt im Dunkeln. Und selbst wer zahlt, ist vor Zusammenbrüchen nicht sicher.
Was die bürgerliche Politik verschweigt
Der Energiemarkt, folgt keiner rationalen, gemeinwohlorientierten Planung. Er ist geprägt von Konkurrenz, Marktlogik und der Jagd nach Rendite. Der massive, unkontrollierte Ausbau erneuerbarer Energien erfolgt nicht deshalb, weil er ökologisch sinnvoll wäre, sondern weil Windparks, Solarfarmen und Speichersysteme lukrative Investmentmöglichkeiten für Konzerne bieten. Gleichzeitig bleiben zentrale Fragen – wie Netzstabilität, Speicherinfrastruktur und regionale Versorgungssicherheit – ungelöst oder werden auf den Rücken der Bevölkerung abgewälzt.
Der wahre Grund für teuren Strom und wachsende Blackout-Gefahr
Was als technisches Problem oder als „Naturereignis“ verkauft wird, ist in Wahrheit Ausdruck eines Systems, das Profit über menschliche Bedürfnisse stellt. Der Stromausfall in Frankreich ebenso wie die Überlastung der Netze in Spanien sind Symptome der anarchischen kapitalistischen Produktion, die weder ökologisch nachhaltig noch sozial gerecht ist. Dass Energie als Ware behandelt wird, ist kein Naturgesetz – sondern eine bewusste politische Entscheidung der herrschenden Klasse.
Unsere Antwort: Energie als Gemeingut – unter Arbeiterkontrolle!
Die Antwort auf diese Misere kann nicht in kosmetischen Reformen liegen. Auch die Illusion, der bürgerliche Staat könne durch „Renationalisierungen“ das Problem lösen, übersieht: Der Staat selbst ist Instrument der Kapitalinteressen, nicht ihrer Kontrolle. Alle Regierungen – ob konservativ, sozialdemokratisch oder „links“ – haben diesen Energiemarkt mitgestaltet und verteidigt.
Was es braucht, ist ein Bruch mit dieser Logik: Die Verstaatlichung der Energiewirtschaft allein reicht nicht – sie muss Teil eines radikalen Systemwechsels sein. Erst wenn die Energieproduktion, ‑verteilung und ‑infrastruktur in gesellschaftliches Eigentum überführt und auf Grundlage einer demokratischen, wissenschaftlich geplanten Wirtschaft organisiert wird, können wir eine sichere, günstige und umweltverträgliche Energieversorgung für alle gewährleisten. Es braucht ein Recht auf Energieversorgung und eine geplante zur Verfügungsstellung. Statt kapitalistischer Katastrophenvorbereitung und vermeintlich grünen Reformen im Dienste eines Systems, das nicht nur die Umwelt zerstört, braucht es wirkliche Nachhaltigkeit. Diese ist sozial und ökologisch aber nicht unter den gegebenen Umständen möglich. Blackout und Energieunsicherheit sind eines von vielen Symptomen, die zeigen, dass der Kapitalismus nicht funktioniert.