Nur 500 junge Männer unter 25 Jahren haben sich in der Ukraine in den letzten zwei Monaten freiwillig zum Dienst in der Armee gemeldet. Der Versuch, sie mit Geld und allerlei Versprechungen zu locken, war nicht sehr erfolgreich. Am Sonntag vormittag gab es einen folgenschweren Raketenangriff Russlands auf das Zentrum der grenznahen Stadt Sumy. Dort, wo sich gerade viele Zivilisten aufhielten, war eine Militärparade geplant.
Kiew/Sumy. Die USA und andere westliche Verbündete fordern die ukrainische Führung seit langem auf, auch die jungen Männer unter 25 Jahren bis hin zu einer Altersgrenze von 18 Jahren in den Krieg zu schicken. Wissend, dass eine solche Mobiliserung der Jugend in der Bevölkerung extrem unbeliebt wäre, hat sich die Selenskyj-Truppe Anreize überlegt, um Freiwillige aus dieser Altersgruppe zu rekrutieren. Neben hohem Sold wird den Soldaten in spe eine Demobilisierung nach einem Jahr mit anschließendem Recht, ins Ausland zu reisen, versprochen. Der Glauben an solche Versprechen dürfte nicht sehr hoch sein, denn in zwei Monaten haben sich gerade einmal 500 junge Männer freiwillig gemeldet. Ein Mitarbeiter aus Selenskyjs Entourage schrieb die mangelnde Kriegsbegeisterung der Jugend einerseits den Eltern zu, die ihre Kinder davon abhielten, und andererseits den Gesprächen über Frieden, die den nationalistischen Sterbewillen offenbar einbremsen.
Die „Mobilsierung“ der Männer über 25 Jahren erfolgt immer mehr durch „Busifizierung“. Das ist ein Begriff, den die ukrainische Bevölkerung erfunden hat, und der die brutalen Methoden der Rekrutierungsbehörden umschreibt, junge Männer auf der Straße zu jagen und sie dann in einen Kleinbus zu werfen. Viele davon wandern nach einer Kurzausbildung direkt an die Front und kommen nie wieder zurück.
Raketenangriff auf Sumy
Am Sonntag gab es einen folgenschweren russischen Raketenangriff mit mehr als 30 Toten und zahlreichen Verletzten auf das Zentrum der Stadt Sumy. Die Stadt ist die Hauptstadt der gleichnamigen ukrainischen Grenzregion zur russischen Region Kursk, wo die Ukrainer im August einmarschiert waren. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet, die Ukrainer sind aus Russland vertrieben worden und jetzt rückt die russische Armee in der Region Sumy vor, um eine „Pufferzone“ zu schaffen, wie von Präsident Wladimir Putin gefordert. Der Stadt Sumy droht aktuell die Einkreisung durch die Armee der Russischen Föderation.
Im Zentrum von Sumy sollte am Sonntag vormittag eine Parade von Soldaten der 117. Territorialverteidigungsbrigade anlässlich des 7. Jahrestages ihrer Gründung mit Pomp und Trara und der Verleihung von Orden stattfinden, wie ukrainische Quellen berichten. Besonders heftig äußerte sich der Bürgermeister von Konotop, einer Rajonshauptstadt in der Oblast Sumy, Artem Semenikhin, zum Vorfall: Er beschuldigte den Chef der regionalen Militärverwaltung, Wolodymyr Artjuch, dass dieser dieses militärische „Event“ unbedingt in Sumy abhalten wollte, und dass im Vorhinein jeder davon wusste. Artjuch trage auch die Verantwortung dafür, dass der Platz zu diesem Zeitpunkt voll mit Zivilisten, darunter vielen Kindern, war. Der Bürgermeister von Konotop forderte, dass Artjuch und andere Komplizen eingesperrt werden.
Die ukrainische Führung hingegen tat im Chor mit seinen westlichen Mentoren das Übliche: Sie prangerte die russischen Verbrechen an und erwähnte mit keinem Wort die geplante Militärparade. Selbstredend findet sich auch in der westlichen (und österreichischen) Mainstrem-Presse kein Wort darüber.