Nach dem dramatischen Zwischenfall mit einem ICE der Deutschen Bahn am Samstag im Hadersdorfer Eisenbahntunnel bei Wien, bei dem rund 400 Fahrgäste stundenlang in einem liegen gebliebenen Zug ausharren mussten, haben die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) nun eine vollständige Rückerstattung der Ticketkosten angekündigt.
„Wir möchten uns für die Geduld bedanken und mitteilen, dass mindestens die Kosten des Zugtickets zu 100 Prozent erstattet werden“, erklärte ÖBB-Sprecher Klaus Baumgartner am Sonntag. Zusätzlich hätten betroffene Fahrgäste auf Anfrage auch Hotelgutscheine erhalten, so Baumgartner weiter. Damit gehen die ÖBB über die gesetzlich vorgeschriebene Entschädigung hinaus, die in solchen Fällen lediglich 50 Prozent des Ticketpreises vorsieht.
Technischer Defekt im Tunnel – Ursache noch unklar
Der ICE 90 „Donauwalzer“, der planmäßig um 13:13 Uhr vom Wiener Hauptbahnhof in Richtung Hamburg abgefahren war, blieb nur wenige Minuten nach der Station Meidling im Tunnel Knoten Hadersdorf aufgrund einer technischen Störung stehen. Laut aktuellen Informationen war ein Defekt am Stromabnehmer des Zuges ursächlich für die Panne. Die genaue Ursache wird derzeit noch untersucht. Die Deutsche Bahn kündigte an, erst im Laufe der Woche weitere technische Details bekanntzugeben.
Ein erster Versuch, den Zug abzuschleppen, scheiterte an der Schieflage im Tunnel. Danach sollte ein Umstieg in einen Ersatzzug erfolgen. Doch auch diese Maßnahme verlief problematisch: Nach rund 90 Minuten fiel der Notstrom aus – Licht und Klimaanlage versagten, die Toiletten funktionierten nicht mehr. Die Kommunikation mit den Fahrgästen war laut Augenzeugen nur bruchstückhaft.
Tunnel musste auf eigenmächtig ausgestiegene Fahrgäste abgesucht werden
Einige Fahrgäste verließen aus Eigeninitiative den Zug – was zur Folge hatte, dass der Tunnel zunächst vollständig abgesucht werden musste, bevor der Strom wieder eingeschaltet werden konnte. Bis kurz vor 20 Uhr dauerte es schließlich, bis alle Fahrgäste über Notausstiege zu Fuß ins Freie gebracht wurden. Verletzte gab es laut Wiener Berufsrettung keine, zwei Personen mussten ambulant betreut werden.
Rund 80 Einsatzkräfte der Feuerwehr mit 20 Fahrzeugen sowie zahlreiche Rettungskräfte unterstützten die Evakuierungsmaßnahmen. Die ÖBB sprechen von einer „Verkettung unglücklicher Umstände“ und wollen nun die internen Abläufe umfassend prüfen.
Zug außer Betrieb – Strecke wieder freigegeben
Der betroffene ICE wurde nach der Evakuierung nach Wien geschleppt und dort als fahruntüchtig eingestuft. Er soll in den kommenden Tagen nach Deutschland überstellt werden. Der Bahnverkehr zwischen Wien-Meidling und Tullnerfeld war vorübergehend unterbrochen, läuft seit Mitternacht aber wieder ohne Einschränkungen.