Heute hätte Georg Kreisler (1922–2011) seinen 100. Geburtstag gefeiert. Bekannt und populär wurde der Komponist, Sänger und Dichter v.a. durch seine Lieder, die von schwarzem Humor und Sprachwitz, aber auch politischen Standpunkten geprägt waren.
Der am 18. Juli 1922 in Wien geborene Georg Kreisler musste aufgrund seiner jüdischen Herkunft am eigenen Leib erfahren, wie das Österreich, das Teil des deutschen Reiches war, mit Seinesgleichen ab 1938 umging. Als Schüler des Gymnasiums in der Wiener Kandlgasse musste er die Schule gemeinsam mit allen anderen jüdischen Mitschülern unter dem Hohn der „arischen“ Schüler verlassen.
Seinen Eltern und ihm gelang gerade noch die Flucht in die USA. Dort arbeitete Kreisler zunächst in Hollywood, wo er unter anderem an Filmen Charly Chaplins als Komponist und Musiker mitwirkte (an jenen Filmstellen, wo Chaplin Klavier spielt, war es Georg Kreisler, der in die Tasten griff). Er übersiedelte nach New York und nahm 1943 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Kreisler war Barpianist, aber auch Autor und Komponist zahlreicher Lieder, die jedoch aufgrund ihres satirischen und leicht morbiden Wiener Stils in den USA kaum Anklang fanden. Kurz nach seiner Einbürgerung wurde er in die US Army eingezogen und zum Verhörspezialisten ausgebildet. Unmittelbar nach Kriegsende diente er als Soldat in Deutschland, wo er den Nazi-Bonzen Julius Streicher verhörte und inhaftierten NS-Verbrechern wie Hermann Göring und Ernst Kaltenbrunner begegnete.
Nach 1945 hatten es die maßgeblichen Kräfte im wiedererstandenen Österreich nicht eilig, emigrierte Künstler oder überhaupt österreichische Emigranten zurückzuholen. Einzig der kommunistische Kulturstaatssekretär Ernst Fischer bemühte sich in der kurzen Zeit der KPÖ-Regierungsbeteiligung darum. Dazu schrieb Kreisler später: „Aber auf keinen Fall bin ich Österreicher, denn im Jahr 1945, nach Kriegsende, wurden die Österreicher, die 1938 Deutsche geworden waren, automatisch wieder Österreicher, aber diesmal nur diejenigen, die die Nazizeit mitgemacht hatten. Wer unter Lebensgefahr ins Ausland geflüchtet wurde, als auch ich, bekam seine österreichische Staatsbürgerschaft nicht zurück“.
Georg Kreisler kehrte dann dennoch 1956 nach Wien zurück, blieb aber US-Staatsbürger. Er trat in der Marietta-Bar in der Wiener Innenstadt mit eigenen Liedern wie „Tauben vergiften im Park“ und anderen auf, in denen dem „goldenen Wienerherz“ der Spiegel vorgehalten wurde. Zeitweise war er auch Mitglied von Helmut Qualtingers Namenlosen Ensemble, in dem auch Gerhard Bronner, Peter Wehle und andere mitwirkten. Weitere Wohnorte von Kreisler waren München, Berlin, Hof bei Salzburg und Basel.
Politisch bezeichnete sich Georg Kreisler als Anarchist. In seinem reichen Repertoire an Texten und Liedern findet sich auch Kapitalismuskritisches wie „Das Kapitalistenlied“ oder „Kleine Leute müssen schweigen“.
Der ORF, in dem nach seiner Rückkehr nach Österreich 1956 seine Lieder nicht gespielt werden durften, widmet ihm dieser Tage einen Themenschwerkunkt in ORF III und in Ö1.
Georg Kreisler starb am 22. November 2011 in Salzburg.