HomeFeuilletonWissenschaftUS-Imperialismus nimmt China und Mond ins Visier

US-Imperialismus nimmt China und Mond ins Visier

Die NASA sorgt sich um eigene Fehlleistungen sowie chinesische Fortschritte in der Raumfahrt. Vorsorglich erhebt man indirekte Ansprüche auf den Mond, seine Ausbeutung und Militarisierung.

Washington, D.C. Nach Lenin gehört die territoriale Aufteilung der Welt unter den kapitalistischen Großmächten zu den Merkmalen des Imperialismus. Diese nimmt heute natürlich nicht mehr die klassische koloniale Form an, erstreckt sich dafür aber auch über andere Himmelskörper. Die USA haben bereits 1969 ihr Sternenbanner auf den Mond gepflanzt, Besitzansprüche ergeben sich daraus aber nicht – bis jetzt.

Bill Nelson, oberster Administrator der US-Weltraumbehörde NASA, sorgt sich nun zumindest indirekt um künftige Verfügungsrechte der Vereinigten Staaten auf dem Erdtrabanten. Er warnte davor, dass das chinesische Weltraumprogramm zuletzt erhebliche Fortschritte gemacht hätte und dabei wäre, die USA auch in dieser Hinsicht zu überholen. Dann wäre es möglich, so Nelson, dass die Volksrepublik China – nach einem gewonnenen Wettlauf – eines Tages den Mond als ihr Territorium erklären und anderen Nationen den Zutritt verwehren könnte.

Nun ja, wie der Schelm denkt… – Tatsächlich sind es die USA, die nach einer Kontrolle des erdnahen Weltraums und dessen Militarisierung streben. Hintergründig will man sich etwaige Ressourcen sichern, die eventuell auf dem Mond zu gewinnen wären – diesbezüglich will man keinesfalls ins Hintertreffen geraten. Frühere Ideen, nach denen der Mond zum Bundesstaat der USA erklärt werden sollte, sind zwar vom Tisch, doch laufen allerlei Bemühungen, eine permanente US-Präsenz zu errichten.

Freilich plant auch China nach der jüngsten Fertigstellung der neuen Raumstation nun diverse Mondmissionen. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen eine Landung mit einem bemannten Raumschiff sowie in weiterer Folge die Errichtung einer Forschungsstation erfolgen. Trotzdem will man sich von den USA nicht in einen Konflikt hineinziehen lassen: „Der Weltraum ist kein Kampfplatz“, sagte Liu Pengyu, chinesischer Botschafter in Washington. Man lehne jedes Wettrüsten im All ab und arbeite für eine gemeinsame Zukunft der Menschheit im Weltraum.

Dass die NASA, die US-Administration sowie ihre (privaten) Raumfahrtunternehmen angesichts der chinesischen Erfolge in der Weltraumtechnologie nervös werden, ist verständlich, denn offenbar hat man dieser Entwicklung wenig entgegenzusetzen. Daher geschieht das, was aus Sicht des US-Imperialismus immer die „passende Antwort“ auf den eigenen Abstieg sein soll: Militarisierung, Aufrüstung und Provokationen – auf der Erde wie auch im Weltraum.

Quelle: Der Standard

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