HomeInternationalesEx-Investmentbanker und kapitalistischer Unternehmer übernimmt SYRIZA-Vorsitz

Ex-Investmentbanker und kapitalistischer Unternehmer übernimmt SYRIZA-Vorsitz

Die bislang linkssozialdemokratische griechische SYRIZA-Partei wechselt endgültig die Fronten. Als Führungspartei der „Europäischen Linken“ gilt sie bizarrer Weise u.a. der KPÖ als leuchtendes Vorbild.

Athen/Miami. Klingt nach einem erfundenen Satirebeitrag, ist aber so: Nachdem Alexis Tsipras abgewirtschaftet hat – nämlich zuerst Griechenland, dann seine Partei – braucht die „linke“ SYRIZA einen neuen Vorsitzenden. Und sie findet ihn in Florida. Dort residierte bis vor kurzem nämlich noch Stefanos Kasselakis, ehemaliger Goldman Sachs-Banker und inzwischen kapitalistische Unternehmer im Bereich Transport und Reederei. Er konnte sich vergangene Woche in der Stichwahl um den SYRIZA-Vorsitz deutlich durchsetzen.

Vor wenigen Wochen noch war der 35-jährige Kasselakis in Griechenland weitgehend unbekannt, er hat das Land schon als Teenager verlassen. Er studierte in den USA und engagierte sich 2008 für die damals gescheiterte Präsidentschaftskandidatur von Joe Biden. Danach war er für die US-Investmentbank Goldman Sachs tätig, nebenher brachte er sich im Think-Tank CSIS ein, der vor allem als Lobby-Organisation der Waffenindustrie gilt und von Rüstungskonzernen sowie der US-Regierung finanziert wird. Schließlich gründete er sein eigenes Unternehmen, nämlich Swift Bulk, das auf den Ozeanen mit fünf Transportschiffen unterwegs ist.

Wie ein kapitalistischer Millionär aus den USA plötzlich Vorsitzender einer „linken“ Partei in Europa werden kann, ist für den gesunden Menschenverstand schwer nachvollziehbar – man möchte meinen, er würde als klarer Klassenfeind erkannt. Nicht so bei SYRIZA, die nach ihrer Sozialdemokratisierung nun noch einen Schritt weiter und endgültig im bürgerlich-kapitalistischen Establishment angekommen ist. Diese Partei steht inzwischen gänzlich auf der falschen Seite der Barrikade, auf der Seite des Kapitals, der EU – und des US-Imperialismus, wie man mit Kasselakis eindrucksvoll unterstreicht. Oder zugespitzt auf griechische Verhältnisse: Auf der Seite der Reedereien, nicht auf jener der Seeleute und Hafenarbeiter…

Man hätte ja geglaubt, nach der volksfeindlichen Sanierungspolitik der Tsipras-Regierung könne es nicht weiter bergab gehen – aber SYRIZA belehrt einen eines Besseren. Dass SYRIZA als großes Vorbild gilt innerhalb der EU-Linkspartei, der u.a. auch die KPÖ und die deutsche „Linke“ angehören, wird immer befremdlicher.

Quelle: ORF

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