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Israel füllt Gefängnisse nach Freilassungen wieder auf

Seit Freitag dauert der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas an. Am Montagabend wurde bekannt, dass er um zwei weitere Tage verlängert wurde. Zu den Vereinbarungen gehört ein Austausch von Palästinenserinnen und Palästinensern in israelischen Gefängnissen gegen die Geiseln bewaffneter palästinensischer Gruppen. Berichte von Folter in israelischen Gefängnissen häufen sich unterdessen.

Tel Aviv/Gaza/Ramallah. Der laufende Waffenstillstand im Nahen Osten gilt nur für den Gazastreifen. Seine Razzien und Angriffe in der besetzten Westbank hat Israel weiter fortgesetzt. In den ersten vier Tagen der Feuerpause wurden laut palästinensischen Gefangenenorganisationen mindestens 133 Palästinenserinnen und Palästinenser bei Razzien des israelischen Militärs im Westjordanland und in Ostjerusalem verhaftet. Das sind fast gleich viele wie im Zuge des Waffenstillstandsabkommens freigekommen sind. Israel hat 150 Gefangene – 117 Kinder und 33 Frauen – freigelassen. Die Hamas hat 51 Israelis und 18 Menschen anderer Nationalität, also insgesamt 69 ihrer Gefangenen, freigelassen.

Für die jetzt freigelassenen Palästinenserinnen und Palästinenser bedeutet die erzwungene Entlassung aus den israelischen Gefängnissen jedoch keine Befreiung. Als 2011 bei einem Gefangenenaustausch zwischen Hamas und Israel zahlreiche Inhaftierte freikamen, wurden Dutzende von ihnen wenig später erneut verhaftet, wie palästinensische Gefangenenorganisationen betonen. Es ist das Fortdauern des Besatzungsregimes, das ihre Freiheit einschränkt und beschränkt. Vier von zehn palästinensischen Männern landen mindestens einmal in ihrem Leben in einem israelischen Gefängnis.

Berichte über Folter häufen sich

Mit der zunehmenden Zahl an freigelassenen palästinensischen Gefangenen verdichten sich auch die Hinweise auf Folter in israelischen Gefängnissen. Die Berichte stehen auch in Zusammenhang mit der Verschärfung von Haftbedingungen durch Israel nach dem Angriff am 7. Oktober.

Qadura Fares, Leiter der Kommission für Gefangenenangelegenheiten der Palästinensischen Autonomiebehörde, gibt an, dass mindestens vier palästinensische Gefangene seit dem 7. Oktober in israelischen Haftanstalten gestorben sind. Ihre Autopsie habe zudem Beweise für Folter und medizinische Vernachlässigung zu Tage gefördert. Das Nachrichtenportal Aljazeera berichtet sogar von sechs toten Häftlingen.

Videos, die im Internet aufgetaucht sind, sollen zeigen, wie israelische Soldatinnen und Soldaten verhaftete Palästinenserinnen und Palästinenser schlagen und auf sie eintreten oder ihnen die Augen verbinden, Handschellen anlegen und sie teilweise oder ganz entkleiden. Freigelassene berichten anonym davon, dass ihnen vor ihrer Freilassung gedroht wurde, sie dürften nicht über die Haftbedingungen sprechen, da man sie ansonsten finden und sie oder ihre Familie verhaften würde. Der 18-jährige Mohamed Nazzal erzählte gegenüber Aljazeera, dass ihm von israelischen Soldaten der Arm gebrochen wurde und er mehrmals geschlagen wurde. Eine medizinische Behandlung wurde im verweigert. Erst bei der Übergabe an das Rote Kreuz wurde er von diesem medizinisch versorgt.

Viele Häftlinge befinden sich in überfüllten Zellen und müssen auf dem Boden schlafen. Infolge der Verschärfung der Haftbedingungen wurde ihnen jeder Kontakt nach außen genommen. Familienbesuche und routinemäßige Anwaltsbesuch wurden gestoppt. Die medizinische Versorgung wurde mindestens in der ersten Woche nach dem 7. Oktober eingestellt. Zusätzlich wurden Strom und Warmwasser abgestellt. Bei Razzien in den Gefängniszellen wurden Gegenstände wie Radios oder Wasserkocher beschlagnahmt.

Quelle: L’Orient Today/AJ/AJ

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