In ganz Italien kommt es heute zu Arbeitsniederlegungen an Universitäten. Anlass ist ein landesweiter Streik, der seinen Ursprung in selbstorganisierten Versammlungen von befristet angestellten und prekären Hochschulmitarbeitenden hat. Der Arbeitskampf wird von der Basisgewerkschaft S.I. Cobas und weiteren gewerkschaftlichen Zusammenschlüssen unterstützt.
Auslöser der Proteste ist die zunehmende Prekarisierung im italienischen Hochschulwesen. Über zwanzig Universitäten sind laut einem Koordinierungsgremium der Beschäftigten betroffen. Kritisiert wird insbesondere die Auslagerung von Tätigkeiten an Subunternehmen und sogenannte „Scheinkooperativen“, wodurch prekäre Beschäftigungsverhältnisse zur Norm würden. In der Praxis bedeute das oft unsichere Verträge, niedrige Löhne und wenig Schutz vor Missbrauch.
Gegen „Piratenverträge“ und für einheitliche Arbeitsrechte
Die Streikenden fordern unter anderem eine angemessene Finanzierung der Hochschulen, faire und einheitliche Arbeitsverträge für alle Beschäftigten sowie die Stabilisierung prekärer Beschäftigungsverhältnisse. Ziel sei ein „einziger Vertrag für alle“, so die Forderung der Bewegung.
In einem Statement kritisiert die Gewerkschaft S.I. Cobas die staatlichen und privaten Auftraggeber scharf und spricht von einem „zunehmend verbundenen, arbeitgeberfreundlichen Block“, der öffentliche Mittel lieber in militärische Aufrüstung statt in soziale Dienste wie Bildung und Forschung investiere. Insbesondere das sogenannte Sicherheitsdekret vom 11. April wird als Angriff auf das Streikrecht und die Arbeitsrechte bewertet.
Forschung unter Kostendruck und politischem Einfluss
Die Kritik der Gewerkschaft richtet sich auch gegen die wachsende Einflussnahme wirtschaftlicher und politischer Interessen auf die Forschung. Statt der Verbesserung des gesellschaftlichen Wohlstands diene wissenschaftliche Arbeit zunehmend der Verwertung im militärisch-industriellen Komplex, so der Vorwurf.
Die heutige Streikbewegung wird von Demonstrationen, Mahnwachen und kreativen Protestaktionen begleitet. Auch solidarische Aktionen anderer Arbeitsbereiche seien geplant, heißt es aus gewerkschaftlichen Kreisen. S.I. Cobas betont die Notwendigkeit, den Streik als Teil eines größeren Kampfes gegen prekäre Beschäftigung in allen Sektoren zu sehen.
Quelle: S.I. Cobas