Der Verpackungshersteller Jindal Films kündigte in Terni (Umbrien) 150 Arbeiterinnen und Arbeiter. Es folgten ein Streik und die Blockierung der hinausfahrenden Lastwagen.
Umbrien/Italien. Die Stadt Terni wurde in diesem Monat Schauplatz eines harten Kampfes zwischen den Arbeiterinnen und Arbeitern der Firma Treofan und deren Konzernbossen. Auf dem Spiel steht die Zukunft von 150 Werktätigen und ihren Familien, aber auch der Standort selbst. Nach einem fast zweiwöchigen Streik, der die Funktionäre der Gewerkschaft CGIL wachrief und große Solidarität der dort ansässigen Bevölkerung erntete, trafen sich am 15. Juli gewerkschaftliche Vertreter, die Betriebsleitung und ein Vertreter des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung zu Gesprächen. In der Zeit des Streiks blockierten die Arbeiterinnen und Arbeiter den LKW-Transport. Die Kommunistische Partei in Italien (Partito Comunista, PC) solidarisierte sich mit den Kämpfenden und stand mehrere Tage an ihrer Seite.
Treofan – ein Beispiel spezialisierter Arbeitskraft
In Terni wurden BOPP-Folien hergestellt, die hohe Barriere- und Heißsiegeleigenschaften aufweisen und sich durch besondere Steifheit und Transparenz auszeichnen. Um diese Qualitätsstandards zu gewährleisten, braucht es spezialisierte und eingeübte Arbeitskräfte. In Terni wurden mithilfe einer eigenen Lackierungstechnik u.a. Zigaretten- und Speiseeisverpackungen hergestellt. Auch die besonders in Italien, aber auch in den umliegenden Ländern bekannten Verpackungen für die beliebten Sticker der Marke Panini kommen von dort. 2018 wurde Treofan von der Beteiligungsgesellschaft M&C (Mailand) an den indischen Folien- und Etikettenhersteller Jindal Films weiterverkauft. Darauf folgten drei Jahre der Ungewissheit für die Arbeiterinnen und Arbeiter in Terni. Die Produktion wurde zunehmend nach Brindisi und nach Virton (Belgien) verlagert, hohe Produktionsaufträge woanders vergeben, um den Betrieb als ineffizient darzustellen.
„Das Vorhaben ist klar definiert und einleuchtend, es gibt wenig Interpretationsspielraum abgesehen von der Schließung des Standorts Terni. Und hier in dieser Fabrik, die sie zu zerstückeln trachten, wurde einst, arbeitsmäßig gesprochen, Giulio Natta geboren, – der Nobelpreisträger für Chemie 1963. Das können wir nicht zulassen“, sagt ein Arbeiter von Treofan. Weiters pochen die Arbeiter auf den Standpunkt, dass sie in Terni spezialisierte Arbeit ausführen, die man anderswo nicht in derselben Qualität wiederfinden wird. Die Treofan-Standorte in den Niederlanden etwa würden gezielt versuchen, Originalprodukte und ursprüngliche Verfahrensweisen aus Terni zu kopieren und sich ihr spezielles Know-how anzueignen – bisher zum Glück nur mit mäßigem Erfolg. Auf Perspektive aber würde das die Produktionsstätten in Italien ruinieren.
Ultimatum
Das langerwartete Treffen im Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung fand schließlich am 15. Juli statt. Jindal wurde aufgefordert, ein offizielles Dokument zu erstellen, woraus klar hervorgehen sollte, ob das Unternehmen bereit sei, die Aufträge von 25.000 Tonnen wiederherzustellen, die Treofan ursprünglich zugesprochen wurden, Investitionen sowie notwendige Maschinenverlagerungen durchzuführen und die gekündigten Arbeiter wiedereinzustellen. Die Fabrikseigentümer beschwerten sich unterdessen darüber, dass die Aufträge wegen der streikenden Arbeiter zurückgegangen seien, während sogar das Ministerium selbst zu der Erkenntnis gelangte, dass die Aufträge bereits zuvor an andere Standorte umgeleitet worden waren. Als letzter Termin für das Aufsetzen des Dokuments wurde der 17. Juli genannt, und bis dahin wird, so die Ansage der gewerkschaftlichen Vertreter, weiterhin nur ein Lastwagen pro Tag den Standort verlassen.
Partito Comunista fordert Verstaatlichung und Zusammenschluss der Arbeiter
Die Umstände rund um die Verpackungsfabrik in Terni zeigen deutlich, dass das Ziel im Kapitalismus immer die Profitmaximierung ist. Der Wohlstand einiger Weniger wird stets den Vorrang haben in einer auf Ausbeutung der Mehrheit beruhenden Gesellschaft. Die Spekulationsmöglichkeiten des Finanzkapitals stehen über dem Wohlbefinden der Werktätigen und ihrer Familien, die Konsequenzen auf ihr Leben werden gänzlich ignoriert.
„Die Lösung, die wir anbieten, ist die eines radikalen Wechsels des ökonomischen Systems und hier im besonderen eine großangelegte Verstaatlichung aller strategisch wichtigen Produktionsstätten. Im Wissen um die Tragweite eines solchen Projekts heben wir auch die Notwendigkeit der Formierung und des weiteres Ausbaus einer kämpferischen Gewerkschaft hervor, die sich außerhalb der Dynamiken sozialpartnerschaftlicher Gewerkschaften befindet“, schließt die Kommunistische Partei (PC).
Quelle: LaRiscossa