Bielefeld/BRD. In der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen haben Schülerinnen und Schüler aus Bielefeld für Empörung gesorgt, als sie am zentralen Platz der Gedenkstätte rassistische Parolen riefen. Laut einem Bericht der Bielefelder Zeitung Neue Westfälische machten die Jugendlichen aus dem Partyhit „L’amour Toujours“ von Gigi d’Agostino eine fremdenfeindliche Variante mit Textzeilen wie „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“.
Nach bisherigen Erkenntnissen war eine Gruppe von Jugendlichen der beteiligten Besuchsgruppe für den Vorfall verantwortlich. Die Lehrkräfte, die die Gruppe begleiteten, waren zum betreffenden Zeitpunkt abgelenkt und an der Ticketkasse beschäftigt. Das Aufsichtspersonal der KZ-Gedenkstätte griff ein, um dem Vorfall sofort Einhalt zu gebieten. Nachträglich erstattete der Schulleiter des Gymnasiums eine Anzeige gegen die Schülerinnen und Schüler, zudem wurden innerhalb der Schule Disziplinarmaßnahmen verhängt.
Gerade an einem Ort wie Bergen-Belsen, wo zigtausende Opfer des deutschen Faschismus umkamen, sorgen derlei Verfehlungen klarerweise für Entsetzen. Die Gedenkstätte erinnert an die Schrecken der NS-Zeit und versteht sich als Mahnmal gegen Rassismus, Antisemitismus und jegliche Form der Diskriminierung. Dass hier junge Menschen skandierend „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ rufen, ist eine Respektlosigkeit gegenüber den zahllosen Opfern des Faschismus.
Medienberichten zufolge tauchen Videos mit solchen Umtextungen des Gigi‑d’Agostino-Hits immer wieder im Internet auf. Schon 2023 machte ein Video von einer Party im Sylter Ort Kampen Schlagzeilen, bei der dieselben rassistischen Parolen gegrölt wurden. Der jetzt bekannt gewordene Vorfall in Bergen-Belsen zeigt, dass dieser ekelhafte Trend in Teilen der Jugend angekommen ist und sich durch Internetvideos weiter verbreiten kann.
Der Vorfall zeigt, warum die Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte so essentiell bleibt. Lehrende und Pädagoginnen sollten nicht nur reagieren, sondern proaktiv für antifaschistische Werte einstehen. Auch in den Schulen ist eine konsequente Aufarbeitung mit den Schülerinnen und Schülern dringend geboten, anstatt den Vorfall lediglich mit Disziplinarverfahren zu sanktionieren. Ein oberflächliches „Pflichtprogramm“ reicht offenkundig nicht aus, um die menschenverachtenden Einstellungen aufzudecken oder ihnen vorzubeugen.
Quelle: junge Welt