Nach der Ablehnung eines zweiten Vertragsangebots treten über 3.200 Boeing-Mitarbeiter im Raum St. Louis in den Streik. Trotz versprochener Lohnerhöhungen von bis zu 40 % bleibt die Gewerkschaft hart – sie fordert mehr Wertschätzung für die Rolle der Arbeiter in der US‑Rüstungsproduktion.
St. Louis. Gewerkschaftsmitglieder, die in St. Louis Kampfjets für Boeing montieren, haben am Sonntag das jüngste Vertragsangebot des US-Flugzeugbauers abgelehnt und sind laut Angaben der International Association of Machinists and Aerospace Workers (IAM) ab Mitternacht am Montag in den Streik getreten.
„Die Mitglieder des District 837 der International Association of Machinists and Aerospace Workers verdienen einen Vertrag, der ihre Fähigkeiten, ihr Engagement und ihre entscheidende Rolle für die Verteidigung unseres Landes widerspiegelt“, erklärte Gewerkschaftsvertreter Tom Boelling.
Boeing erklärte, auf den Arbeitskampf vorbereitet zu sein. „Wir sind bereit für einen Streik und haben unseren Notfallplan vollständig umgesetzt“, sagte Dan Gillian, Vizepräsident und Generalmanager für Luftüberlegenheit bei Boeing. Man sei auf den Arbeitsausstand vorbereitet und werde einen Notfallplan umsetzen, bei dem auf nicht-gewerkschaftlich organisierte Arbeitskräfte zurückgegriffen wird.
Der nun bevorstehende Streik der 3.200 Beschäftigten umfassenden Gewerkschaft wäre deutlich kleiner als der letztjährige Ausstand, bei dem 33.000 Beschäftigte der Verkehrsflugzeugsparte von Boeing fast zwei Monate lang die Arbeit niedergelegt hatten. Damals endete der Streik mit der Annahme eines Vierjahresvertrags mit einer Lohnerhöhung von 38 Prozent.
Nicht zufriedenstellendes Angebot
Boeings ursprünglicher Vorschlag hatte über vier Jahre hinweg eine allgemeine Lohnerhöhung von 20 Prozent sowie eine Ratifizierungsprämie von 5.000 US-Dollar vorgesehen, daneben auch mehr Urlaub und Krankheitsurlaub. Die Gewerkschaft hatte das Angebot mit der Begründung abgelehnt, es sei unzureichend.
Laut Unternehmen hatte Boeing der Gewerkschaft letzte Woche ein neues Vertragsangebot unterbreitet, das einige kleinere Vergütungsänderungen enthielt, die vor allem älteren Gewerkschaftsmitgliedern zugutekommen sollten. Zudem blieben die aktuellen Überstundenregelungen bestehen, deren Änderung Boeing im letzten Angebot noch vorgeschlagen hatte.
Die betroffenen Beschäftigten montieren unter anderem Kampfjets und die MQ-25-Tankdrohne für die US-Marine. Boeings Verteidigungssparte erweitert derzeit ihre Fertigungskapazitäten im Raum St. Louis für den neuen Kampfjet der US-Luftwaffe, den F‑47A, nachdem sie sich den Auftrag in diesem Jahr gesichert hatte.