Während die Lage im Nahen Osten weiter eskaliert, verschärfen sich die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran erneut – trotz offizieller Gesprächsbereitschaft. Präsident Donald Trump kündigte erneut militärische Schritte an, sollte keine Einigung über das iranische Atomprogramm erzielt werden. Gleichzeitig betonte er seine enge Abstimmung mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu.
Washington. „Wenn militärische Gewalt notwendig ist, werden wir sie einsetzen“, erklärte Trump gegenüber Journalisten. Eine Einigung müsse „in kürzester Zeit“ erreicht werden, andernfalls drohe der Iran in „große Gefahr“ zu geraten. Auch Netanjahu bekräftigte die Position Israels: Sollte keine Lösung erreicht werden, sei ein militärisches Vorgehen „unvermeidlich“.
Droht eine neue Kriegswelle in der Region?
Bereits ab Samstag sollen im Oman direkte Gespräche zwischen Washington und Teheran stattfinden. Teilnehmen werden US-Sondergesandter Steve Whitkoff sowie Irans Vizeaußenminister Abbas Araghchi. Ziel ist es, eine neue Vereinbarung zu erreichen, nachdem Trump 2018 das Atomabkommen von 2015 einseitig aufgekündigt hatte.
Doch parallel zu den diplomatischen Signalen setzt die US-Regierung auf Eskalation. Seit dem Beginn einer neuen US-Militärkampagne am 15. März in Jemen wurden laut Angaben der Huthi über 100 Menschen getötet, darunter viele Zivilisten. Allein bei einem Luftschlag in Hudaida wurden 13 Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, getötet. Die Angriffe konzentrierten sich auf strategische Orte wie das Flughafenareal von Hudaida und die Hauptstadt Sanaa.
Trump und Netanjahu: Einheit gegen den Iran – aber Differenzen bei der Türkei
Bei einem Treffen im Weißen Haus demonstrierten Trump und Netanjahu Einigkeit gegenüber dem Iran, doch bei der Bewertung der Türkei zeigten sich Nuancen. Während Netanjahu die „verschlechterten Nachbarschaftsverhältnisse“ mit Ankara beklagte, lobte Trump den türkischen Präsidenten Erdoğan als „sehr intelligenten, starken Mann“ und betonte sein gutes persönliches Verhältnis zu ihm.
Trump scherzte sogar, er könne bei etwaigen Problemen zwischen Israel und der Türkei vermitteln: „Wenn du mit der Türkei ein Problem hast, denke ich, dass ich das lösen kann.“ Er sprach Erdoğan für dessen Rolle in Syrien sogar seine „Glückwünsche“ aus – verbunden mit der Behauptung, Erdoğan habe geschafft, was „seit 2.000 Jahren niemandem gelungen“ sei: die Kontrolle über Syrien.
Gazastreifen als „frei handelbare Zone“?
Besonders brisant sind Trumps Äußerungen zur Zukunft des Gazastreifens. In einer verstörenden Mischung aus Zynismus und wirtschaftlichem Kalkül sprach er erneut von einem Plan, Gaza unter internationale Kontrolle – idealerweise durch die USA – zu stellen. Trump nannte das Gebiet „ein unglaublich wertvolles Immobilienobjekt“ und stellte sich vor, 2,1 Millionen Palästinenser auf andere Länder zu verteilen, um daraus eine „Freihandelszone“ zu schaffen – einen Ort, „an dem Menschen nicht mehr täglich getötet werden“.
Diese Aussagen sorgten für Empörung, insbesondere vor dem Hintergrund der anhaltenden israelischen Offensive im Gazastreifen und Berichten über massive zivile Opfer.
Die nun beginnenden Verhandlungen zwischen den USA und dem Iran können kaum über die Drohkulisse einer weiteren Ausbreitung von Kriegen in der Region hinweg täuschen. Die militärischen Drohungen, die Angriffe im Jemen, Trumps offene Unterstützung für Israels harte Linie sowie seine eigentümlichen Vorschläge zur „Neuordnung“ des Gazastreifens lassen wenig Raum für diplomatischen Fortschritt. Vielmehr scheint der Nahe Osten einmal mehr Schauplatz immer häufiger offen militärisch ausgetragener geostrategischer Machtspiele zu werden – mit der Gefahr einer weiteren Eskalation.