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Busfahrer am Limit: Gewerkschaft fordert bessere Arbeitsbedingungen

Busfahrer in Österreich stehen unter hohem Druck, unter anderem durch lange Dienste, fehlende Pausenräume, unbezahlte Sonn- und Feiertagsarbeit sowie unzureichende Nachtzuschläge. Die Gewerkschaft fordert im Rahmen der laufenden Kollektivvertragsverhandlungen bessere Arbeitsbedingungen und droht bei ausbleibender Einigung mit einem landesweiten Streik.

Busfahrer in Österreich arbeiten unter großem Druck und Stress. Die Gewerkschaft verhandelt seit Jahren mit den Arbeitgebern über bessere Arbeitsbedingungen. Inzwischen steht die vierte Runde der Kollektivvertragsverhandlungen bevor. Falls keine Einigung erzielt wird, könnte es zu einem landesweiten Streik kommen. Gregor Stöhr, der als Ersatzmitglied des Betriebsrates tätig ist, betonte in einem Interview mit Heute, dass man sich der eigenen Verantwortung bewusst sei und niemanden verärgern wolle, jedoch diesen Druck benötige.

Doch worin bestehen die Probleme genau? Der Hauptkritikpunkt betrifft die langen Arbeitszeiten. Diese können bis zu 15 Stunden betragen und machen es zunehmend schwieriger, Beruf, Familie und Freizeit unter einen Hut zu bringen, erklärt der 49-Jährige. Der Mangel an Fahrpersonal führt zudem dazu, dass häufig Überstunden anfallen oder kurzfristig für Kollegen eingesprungen werden muss. Stöhr verweist auf seine eigene Erfahrung während der Hochwasserkatastrophe im Tullnerfeld. Er habe jedoch Glück gehabt und seinen Dienst selbst wählen können, was vielen anderen nicht möglich sei.

Kaum Pausen oder Möglichkeit, die Toilette zu nutzen

Auch die vorgeschriebene Ruhezeit von neun Stunden zwischen den Diensten stellt ein Problem dar, insbesondere wenn kurzfristig Personal ersetzt werden muss. Besonders die Kollegen in der Stadt seien stark betroffen, betont Stöhr. In St. Pölten verkehren die meisten Buslinien im 30-Minuten-Takt. Oft erreiche man die Endhaltestelle mit Verspätung, müsse direkt weiterfahren und habe keine Gelegenheit, sich kurz zu erholen oder die Beine zu vertreten, erklärt der Busfahrer.

Der derzeitige Kollektivvertrag legt fest, dass die tägliche unbezahlte Ruhepause maximal eineinhalb Stunden betragen darf. Zudem ist nach viereinhalb Stunden Fahrdienst eine Pause verpflichtend. Allerdings kann diese bei bestimmten Linienbetrieben verkürzt oder auf mehrere Zeitpunkte verteilt werden.

Viele Busfahrerinnen und Busfahrer haben keinen Zugang zu Pausenräumen, und auch die Möglichkeit, eine Toilette zu nutzen, hängt oft vom jeweiligen Pausenort ab. „Manche stehen in ihrer Pause irgendwo und haben nicht einmal einen Supermarkt oder eine Toilette in der Nähe“, kritisiert Stöhr. Sein eigener Arbeitgeber habe zwar einen Pausenraum für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingerichtet, sei dazu jedoch gesetzlich nicht verpflichtet.

Nachtzulage von 22:00 bis 06:00 Uhr gefordert

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die unbezahlte Arbeit an Sonn- und Feiertagen. Stöhr berichtet, dass einige Kollegen am Wochenende denselben Lohn erhalten wie an Werktagen. Zudem würden Nachtzuschläge derzeit nur für Arbeitszeiten zwischen 0 und 5 Uhr gezahlt. Das Bündnis der Klimabewegung gemeinsam mit der Gewerkschaft vida und den Busfahrern unter dem Namen „Wir fahren gemeinsam“ fordert daher eine Ausweitung der Nachtzulage auf den Zeitraum von 22 bis 6 Uhr.

Im Mittelpunkt der Kollektivvertragsverhandlungen stehen neben einer Gehaltserhöhung vor allem bessere Rahmenbedingungen für Fahrerinnen und Fahrer. Stöhr betont, dass die aktuellen Kollektivverträge bis an ihre Grenzen ausgereizt würden und dringend in einigen Punkten überarbeitet werden müssten. Ein wesentliches Problem sehe er zudem in den Ausschreibungen. Neue Gebiete benötigen ein öffentliches Verkehrsangebot sowie entsprechende Anbindungen. Ein beauftragtes Unternehmen erhält anschließend die Genehmigung, diese Strecke zu bedienen. „Meistens werden die ausgewählt, die am billigsten sind. Doch es müsste bei den Ausschreibungen auch berücksichtigen werden, wie viel die Unternehmen für ihre Mitarbeiter tun. Solange das nicht der Fall ist, bleiben die Busfahrer die Leidtragenden, denn hier wird dann gespart“, hält Stöhr fest.

Einigung bleibt aus – erster Warnstreik

Auch in der vierten Verhandlungsrunde zum Kollektivvertrag für die 12.000 Beschäftigten privater Autobusbetriebe konnte keine Einigung erzielt werden, da die Positionen von Gewerkschaft und Arbeitgebern weiterhin weit auseinanderliegen. Dies dürfte viele Fahrgäste betreffen: Am Donnerstag, dem 20. Februar 2025, ist ein erster Warnstreik von 4 bis 6 Uhr an mehreren Standorten in ganz Österreich geplant. Sollte es danach weiterhin keine Einigung geben, könnten landesweite Streiks in allen Betrieben folgen.

Anil Zümrüt von der Gewerkschaft vida kritisiert, dass die Arbeitgeber erneut kein wesentlich verbessertes Angebot vorgelegt hätten und die Forderungen nach einer deutlichen Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Busfahrerinnen und Busfahrer weiterhin nicht ernstgenommen würden. Zwar habe man sich auf eine Abgeltung der rollierenden Inflation von 3,5 Prozent geeinigt, doch bei den Arbeitsbedingungen gebe es lediglich minimale Anpassungen, jedoch keine echten Entlastungsmaßnahmen. Die Gewerkschaft fordert daher ein sinnvolles und akzeptables Angebot.

Quellen: Heute / Heute

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