Im Tiroler Oberinntal schließt die Spinnerei Landeck. Der Eigentümerkonzern spricht von mangelnder Wettbewerbsfähigkeit, meint aber: Die Arbeiterschaft lässt sich nicht gut genug ausbeuten, um die Profimaximierung zu forcieren.
Linz/Landeck. Die Spinnerei Landeck, seit 1994 in Besitz der oberösterreichischen Linz Textil AG, steht vor der Schließung. Die Aufgabe des Tiroler Betriebsstandortes wurde für März 2023 angekündigt. Die verbliebenen 70 Arbeiterinnen und Arbeiter des Werkes verlieren ihre Jobs, nachdem schon im April dieses Jahres zehn Stellen eingespart worden waren – zusammen entspricht dies über 14 Prozent der rund 560 Konzernangestellten. Damit endet eine lange Geschichte der Textilindustrie in Landeck, in der einst fast 1.000 Menschen arbeiteten.
Das Management der an der Wiener Börse notierten Linz Textil AG gibt als Grund für die Werksschließung in Landeck, wo hauptsächlich Baumwollgarne produziert werden, mangelnde Wettbewerbsfähigkeit an, nicht zuletzt wegen steigender Energiekosten. Mit der asiatischen Konkurrenz könne man nicht mithalten, hieß es von Seiten des Vorstands und Aufsichtsrats. Darüber, dass man selbst ein profitables Werk im chinesischen Nanjing unterhält, schweigt man freilich. Auch in Kroatien und Ungarn, wo die Linz Textil ebenfalls aktiv ist, lässt sich wohl billiger produzieren als in Tirol. In Landeck werden nämlich keineswegs Verluste erwirtschaftet, sondern lediglich „zu niedrige“ Profite.
Die Konzernzahlen lesen sich eigentlich gut: Im Vorjahr lag der Umsatz bei ca. 50 Millionen Euro (plus 7,7 Prozent), das Ergebnis vor Steuern bei 2,37 Millionen – genug, um an die Aktionäre eine Sonderdividende auszuzahlen. Insofern liegt der Verdacht nahe, dass man nach bewährter kapitalistischer Praxis nun Profitsicherung auf Kosten der Arbeiterschaft betreibt. Und dies ist nichts Neues bei der Linz Textil: Viele der Übernahmen vergangener Jahre mündeten in Standortschließungen, so bei der Spinnerei Felixdorf (1982 übernommen, 2005 stillgelegt), der Weberei Telfs (1984–2002), der Spinnerei Matrei am Brenner (1985–2007), der Weberei Reutte (1987–2008) sowie der Spinnerei Klarenbrunn in Bludenz (1992–2015).
Im Rahmen der kapitalistischen Konkurrenz kommt es zu einem Konzentrationsprozess, der die größeren Unternehmen noch größer werden lässt, während kleinere ausgeschaltet werden. Hierbei spielen auch Übernahmen eine Rolle, um Marktanteile an sich zu ziehen. In weiterer Folge wird „rationalisiert“, d.h. kleinere Standorte werden geschlossen, während in billigere Länder sowie an den Hauptstandort verlagert wird. Dies trifft auch auf die Linz Textil AG zu: Während man in Landeck dicht macht, wird an den Standorten in Linz sowie im kroatischen Klanjec investiert und die Produktion ausgeweitet, um neue Profite zu lukrieren. Die Arbeiterschaft von Landeck zahlt dafür die Zeche.
Quelle: Oberösterreichische Nachrichten