Bereits nach den Nationalratswahlen war Ernüchterung eingetreten, jetzt hat Dominik Wlazny genug: Die politische Zechtour der Bierpartei ist zu Ende.
Wien-Simmering. Dominik Wlazny, Gründer und Machthaber der Bierpartei, verkündete nun deren Ende. Oder auch nicht, aber zumindest im klassischen Sinn, eben als Partei oder so. Es war ein wenig kryptisch, dennoch steht fest: Als Wahlpartei ist BIER Geschichte. Bei den kommenden Wiener Wahlen, wo man einige Bezirksvertretungsmandate zu verteidigen hätte, wird man nicht kandidieren – und auch nicht mehr bei irgendwelchen anderen Wahlen. Die Mitgliederkartei der Partei wird geschlossen.
Wlazny will sich aber weiterhin öffentlich einmischen und politisch wachsam bleiben. Nun gut. Jeder kann YouTube-Videos aufnehmen und veröffentlichen. Passt schon. Was als Satireprojekt und PR-Schmäh von Wlaznys Band “Turbobier” begann, konnte nie so recht politisches Gewicht erlangen. Wie auch? Der versprochene Bierbrunnen harrt seiner serösen Verwirklichung. Mit der Bundespräsidentschaftswahl, dem zugehörigen Achtungserfolg (gegen mäßige Konkurrenz) und dem kurzzeitigen Medienhype vor der Nationalratswahl, als die Bierpartei beinahe ins Parlament geschrieben wurde, ist Ernüchterung eingetreten. Substanzlosigkeit, Naivität und Unausgegorenheit bei den politischen Inhalten, undemokratische Organisationsstrukturen, mangelnde Transparenz – schließlich war der Lack ab und das NRW-Ergebnis schwach. Ohne Mandate verloren Medien ebenso wie Wlazny das Interesse. Dort stehen wir jetzt: Niemand braucht die Bierpartei. Oder nicht mehr. Der Pausenclown hat seine Schuldigkeit getan, kann gehen, will eh gehen. Licht aus. Und ab.
Unterm Strich war die Bierpartei ein gutes Beispiel, wie man den Menschen vor Wahlen etwas Neues vorsetzt und als Relevant verkauft, um von ernsthaften Problemen und Projekten abzulenken. Show und Theater ersetzen Standpunkte und Diskurs, die inszenierte “Bewegung” die gewachsene Organisation, der Vorschlag den Kampf, das Individuum das Kollektiv. Das nützt den Herrschenden, denn das freundliche, frische Gesicht bleibt im Rahmen und auf Bahnen, die bar jeder Gefahr sind. Am Ende schreibt man das Manöver wieder runter und erhält eine satirisch deformierte Welt, in der die ÖVP normal, die FPÖ volksfreundlich und die NEOS sozial sind, in der die Grünen über eine Rückengräte verfügen und die SPÖ linksradikal ist. Strange new world.
Herr Wlazny kann nun wieder sein Alter Ego reanimieren und als Marco Pogo einfach den Scheinwerfer-Spot wechseln. Auf musikalisch und lyrisch nicht allzu herausfordernden Wegen die Bevölkerung zum Alkoholmissbrauch zu animieren, ist ja auch cool – erst recht für einen studierten Mediziner. Im Zweifelsfalls ist es eben wieder Satire.
Quelle: ORF