Mödling. Ein eher ungewöhnliches Schmierentheater ereignete sich in Vösendorf: Der seit 2020 amtierende Bürgermeister Hannes Koza (ÖVP) hat eingestanden, einen angeblichen Überfall auf seine Person frei erfunden zu haben. Die Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt ermittelt nun wegen Falschaussage und Vortäuschens einer gerichtlich strafbaren Handlung. Koza selbst kündigte am Donnerstagabend via Facebook seinen Rücktritt an.
Der von Koza behauptete Vorfall soll sich im Dezember des Vorjahres im Schlosspark von Vösendorf zugetragen haben. Damals erzählte er der Polizei und der Öffentlichkeit, ein „unbekannter Täter“ habe ihn mit dem Leben bedroht. Für kurze Zeit ermittelte die Polizei und leitete eine Fahndung ein – sogar eine Gemeinderatssitzung wurde wegen dieser vermeintlichen Gefahr von der Polizei überwacht. Doch jetzt stellt sich heraus: Der Täter war frei erfunden.
Koza verletzte sich selbst unter dem Auge, um die Geschichte zu untermauern, bestätigt sein Anwalt Sascha Flatz gegenüber der ORF-Sendung ZIB2. „Nach einer Gemeinderatssitzung, in der er massiv kritisiert wurde, glaubte Koza, dass diese erfundene Straftat die Angriffe gegen ihn und seine Familie beenden könnte“, so Flatz. Diese Überlegung erwies sich nun als Bumerang: Koza droht eine Strafe von bis zu sechs Monaten Freiheitsentzug.
In einem Facebook-Posting am Donnerstagabend kündigte Koza den sofortigen Rücktritt vom Bürgermeisteramt an. Bis auf Weiteres übernimmt Vizebürgermeisterin Birgit Petross (ÖVP) die Amtsgeschäfte.
Koza stand schon mehrmals im Mittelpunkt staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen. Unter anderem geriet er im Vorjahr in die Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass er Kosten eines Rechtsstreits (aufgrund einer Auseinandersetzung in den sozialen Medien) von der Gemeinde refundiert bekommen hatte. Eine manipulierte private Anwaltsrechnung und ein Zusammenhang mit Gemeindegeld führten damals zu einem Verfahren – am Ende kam es zu einer Diversion, nachdem Koza die Summe zurückgezahlt hatte. Weitere Vorwürfe, die ebenfalls untersucht wurden, blieben ohne rechtliche Folgen.
Im Zuge der damaligen Affäre rief Koza sogar vorzeitig zu Gemeinderatswahlen in Vösendorf auf. Seine ÖVP-Liste setzte sich im Jänner 2024 dabei mit 48,9 Prozent (einem Plus von 10,7 Prozentpunkten) klar durch. Der überraschende Wahlerfolg schien die politische Position des Bürgermeisters zunächst zu festigen.
Nun allerdings steht fest: Mit dem Geständnis über die fingierte Attacke ist Koza politisch abserviert. Neben strafrechtlichen Folgen – er wird im anstehenden Verfahren als Beschuldigter geführt – hat er sich mit seinem Rücktritt selbst aus dem Amt verabschiedet.
Quelle: ORF