HomeSchwerpunktKriseDie Jugend ist die Zukunft, die Zukunft ist der Sozialismus!

Die Jugend ist die Zukunft, die Zukunft ist der Sozialismus!

Mit der sogenannten Corona-Krise geht auch eine zyklische Krise des Kapitalismus einher. Mitte März wurden in Österreich umfassende Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie ergriffen. Orte wurden unter Quarantäne gestellt, Betretungsverbote verhängt und ein de facto-Lockdown beschlossen. Die umfassenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wirkten als Katalysator für die sich bereits zuvor abzeichnenden zyklischen Krise des Kapitalismus. Auch die lernende und arbeitende Jugend ist von dieser Krise betroffen.

Jugendliche in Ausbildung

Ende Juni dieses Jahrs waren 7.673 Jugendliche auf der Suche nach einer Lehrstelle. Dem gegenüber standen 4.962 gemeldete, sofort verfügbare Lehrstellen. Mit anderen Worten fehlten Ende Juni 2.711 Lehrstellen in Österreich. Nicht darin eingerechnet sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Programm der überbetrieblichen Lehrwerkstätten, die partei- und sozialpartnernahen Bildungseinrichtungen wurden bereits vor vielen Jahren eingerichtet, um den damals bestehenden Mangel an Lehrstellen zu kompensieren. Die Krise hat den Mangel an Lehrstellen allerdings deutlich verschärft. So standen im Juni 2019 wesentlich mehr Lehrstellen zur Verfügung. In den einzelnen Bundesländern zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede. In Wien kommt nur auf jeden 11. Jugendlichen, der eine Lehrstelle sucht, eine offene Lehrstelle, während in Oberösterreich, Salzburg, Tirol und in der Steiermark mehr offene Lehrstellen zur Verfügung standen als es gemeldete Personen gab, die auf der Suche nach einer Lehrstelle waren.[1]

Studierende

Auch bei den Studierenden sieht die Situation nicht wesentlich besser aus. Im Sommersemester 2019 gingen 65 % der Studierenden einer Lohnarbeit nach. In absoluten Zahlen sind das 165.000 Studierende, darin sind Studierende im Doktoratsstudium nicht enthalten. Durchschnittlich arbeiteten sie im Ausmaß von 20,5 Stunden in der Woche. Von den 65 % der Studierenden geben 69 % an, dass sie aus finanzieller Notwendigkeit arbeiten. Im europäischen Vergleich liegt Österreich mit der Anzahl der erwerbstätigen Studierenden im oberen Drittel. 22 % der Studierenden in Österreich geben an, hauptsächlich zu arbeiten und nebenbei zu studieren.[2] Aus der Studierenden-Sozial-Erhebung geht zwar nicht hervor, in welchen Bereichen Studierende arbeiten, es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass viele Studierende in der Gastronomie und im Einzelhandel tätig sind. Sie waren damit direkt von den Begehungsverboten im Rahmen der Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der Pandemie betroffen. In der Vergangenheit hatten Studierende keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld, da sie als ordentliche Hörer an einer Hochschule nicht als beschäftigungslos galten. Dies wurde 2008 dahingehend reformiert, dass Studierende, die in den letzten 24 Monaten insgesamt 52 Wochen einer arbeitslosenversicherungspflichtigen Arbeit nachgegangen sind, Anspruch auf Arbeitslosengeld haben.[3] Als arbeitslosenversicherungspflichtige Beschäftigung gelten alle Jobs über Geringfügigkeit, für viele Studierende wird das in einer Situation wie zuletzt zum Problem. Rund 40 % der Studierenden gehen einer geringfügigen Lohnarbeit nach und haben damit keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld.[4] Auch die Erhöhung des Budgets des Sozialtopfes sowohl der Bundes-ÖH als auch der verschiedenen Hochschulvertretungen aus Rücklagen deutet auf eine Verschlechterung der Situation der Studierenden hin. Die anhaltende schlechte Wirtschaftslage sorgt dafür, dass viele Studierende wohl auch nach Beendigung des Lockdowns Schwierigkeiten haben werden, wieder eine Lohnarbeit zu finden.

Die Jugend im Allgemeinen

Die Situation der österreichischen Jugend hat sich durch die Krise nicht verbessert. Die Jugendarbeitslosigkeit (Alter 15–24) lag in Österreich im April 2020 bei 10,5 %.[5] In absoluten Zahlen waren das im April 61.216 Jugendliche unter 25, die auf der Suche nach einem Job oder einer Lehrstelle waren.[6] Im Vergleich dazu waren im April 2019 29.264 Jugendliche unter 25 arbeitslos gemeldet.[7] Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um 109,2 % bzw. um 31.952 Jugendliche. Werden diejenigen Arbeitslosen inkludiert, die damals, 2019, vom AMS in Schulungen versteckt worden waren, ist sie zwar nur um 45 % gestiegen, das zeigt aber sehr deutlich, wie Arbeitslosenzahlen auch vor der Krise durch Schulungsmaßnahmen des AMS schön geschrieben wurden.[8] Hinzukommt, dass die Jugend auch von allen anderen Maßnahmen, wie Kurzarbeit, betroffen ist.

Auch bei einer Verschlechterung der Einkommenslage der Eltern treffen deren Einsparungsmaßnahmen zumeist als erstes die Jugend. Das beinhaltet die Einbehaltung von Unterhaltszahlungen ebenso wie die Streichung von Taschengeld. Dies trifft aber natürlich auch Ausgaben für Nachhilfe etc.

Generationenkonflikt?

Bereits vor der Krise wurde von verschiedensten bürgerlichen Experten immer wieder ein Generationenkonflikt herbeigeschrieben. Wiederholt wurden Pensionskürzungen damit argumentiert, dass die Alten die Pensionsfonds plündern würden und für die jetzigen jungen Arbeitenden nichts übrigbleiben würde, wenn die Pensionen nicht reformiert und gekürzt würden.

Auch in der aktuellen Krise wird häufig versucht, einen Generationenkonflikt zu inszenieren. Am Höhepunkt der Krise betraf das vor allem die Maßnahmen, wo von gewissen Seiten polemisiert wurde, dass diese ja völlig ausreichen würden, wenn sie sich gegen ältere Menschen richten würden, da COVID-19 für jüngere Menschen ungefährlich wäre. Aber auch was die Folgen der Krise angeht, zeichnet sich etwas Ähnliches ab, wenn behauptet wird, dass die Jugendlichen unter 25 am stärksten vom Ansteigen der Arbeitslosigkeit betroffen wären. Das ist richtig, aber nur, wenn man die Menschen, die vom AMS in Schulungsmaßnahmen gesteckt wurden, außer Acht lässt.

Die Darstellung von Konfliktlinien in unserer Gesellschaft als Generationenkonflikt erfüllt einen ähnlichen Zweck wie die Propaganda des Geschlechterkampfs, des Kampf den Kulturen etc. Zweifellos stehen sich in der kapitalistischen Gesellschaft Interessensgruppen mit unvereinbaren Interessen gegenüber. Das sind aber nicht, wie propagiert, wahlweise Männer und Frauen, Schwarze und Weiße oder eben Junge und Alte, es sind Arbeit und Kapital. Während die arbeitenden Menschen nichts anderes haben als ihre Arbeitskraft, die sie dem Kapital verkaufen, streift das Kapital die Produkte, die die Arbeiterinnen und Arbeiter schaffen, ein. Das Kapital konzentriert den Mehrwert, den die Arbeit schafft als Profit in seinen Händen.

Die Jugend hat keine speziellen vom Rest der Arbeiterklasse losgelösten Interessen. Auch die Jugend muss ihre Arbeitskraft dem Kapital verkaufen. Dementsprechend muss die Jugend lernen, sich zu organisieren und ihren Interessen in den gemeinsamen Interessen mit der Arbeiterklasse durchzusetzen.

Nehmen wir bspw. die zunehmende Digitalisierung an den Universitäten. Seit Jahren nimmt es zu, dass Lehrveranstaltungen gestreamt oder sogar aufgezeichnet werden und dies geschieht mit Unterstützung der verschiedenen bürgerlichen und sozialdemokratischen Fraktionen in der ÖH. Dabei sind Streamen und Aufzeichnen von Lehrveranstaltungen weder im Interesse der Studierenden noch der Lehrenden. Für Studierende kann das eine weitere Verschlechterung des Betreuungsverhältnisses zur Folge haben, da räumliche Begrenzungen keine Rolle mehr spielen und ein LV-Leiter eine wesentlich größere Anzahl an Studierenden betreuen muss. Für die Lehrenden bedeutet das, dass ihre Arbeitsplätze noch unsicherer werden als sie es bisher schon waren. So könnten Einführungslehrveranstaltungen zukünftig in einem Semester gehalten werden und in den darauffolgenden Jahren werden einfach die aufgezeichneten Streams der LVs zur Verfügung gestellt. Die Stelle kann in der Folge von der Hochschule eingespart werden. Auch die Unterfinanzierung der Hochschulen durch den Staat und ihre Abhängigkeit von Drittmitteln aus der Privatwirtschaft betrifft sowohl Studierende, Forschende als auch Lehrende.

Nicht nur Studierende und Lehrende haben gemeinsame Interessen, auch Lehrlinge sowie Arbeiterinnen und Arbeiter haben diese. Wird in einem Betrieb nicht ordentlich ausgebildet oder werden Lehrlinge als normale Arbeitskräfte missbraucht, so geht das nicht nur zu Lasten der Lehrlinge. Es geht auch zu Lasten der Arbeiterinnen und Arbeiter, denn der Lehrling von heute ist ihr Arbeitskollege von morgen, der nicht richtig ausgebildet wurde und auch für sie selbst eine Arbeitserschwernis bedeutet. Der Lehrling, der als normale Arbeitskraft missbraucht wird, kostet auch gleich einen Arbeiter seine Stelle, denn wenn man einen Lehrling einstellen kann, der die Arbeit verrichtet, dann spart sich der Arbeitergeber die Differenz zwischen Lehrlingsentschädigung und Lohn.

Die Jugend ist die Zukunft, die Zukunft ist der Sozialismus

In einer Situation wie in Österreich, in der große Teile der Arbeiterklasse seit Jahrzehnten von sozialpartnerschaftlichem Bewusstsein durchdrungen sind, kommt der Jugend allerdings eine Schlüsselrolle zu. Wenn die Jugend lernt, diszipliniert und organisiert aufzutreten, kann sie durchaus auch Einfluss auf andere Teile der Arbeiterklasse haben und auch dort zur Entwicklung von Klassenbewusstsein beitragen.

Im Roman „Die Mutter“ beschreibt Maxim Gorki, wie die Frau eines verstorbenen Fabrikarbeiters zur bolschewistischen Aktivistin und Agitatorin wird. Der Mann der nunmehrigen Witwe war ein Proletarier, der ein Leben führte, wie es Friedrich Engels in „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ mit den folgenden Worten beschrieben hat: „Der Arbeiter kommt müde und erschlafft von seiner Arbeit heim; er findet eine Wohnung ohne alle Wohnlichkeit, feucht, unfreundlich und schmutzig; er bedarf dringend einer Aufheiterung, er muss etwas haben, das ihm die Arbeit der Mühe wert, die Aussicht auf den nächsten sauren Tag erträglich macht … es ist die moralische und physische Notwendigkeit vorhanden, dass unter diesen Umständen eine sehr große Menge der Arbeiter dem Trunk verfallen muss.“[9] Doch der Sohn des Verstorbenen entwickelt sich anders, er ist ebenfalls Fabrikarbeiter, doch er organisiert sich bei den Bolschewiki und ist überzeugt davon, dass die Lage der Arbeiterklasse und des Volkes durch eigene Kraft mit Disziplin und Organisiertheit verändert werden kann. Schließlich wird die Mutter selbst unter dem Eindruck der Festigkeit, Disziplin und Überzeugung ihres Sohnes zur bolschewistischen Agitatorin.

Die Jugend hat das Potenzial und die Möglichkeit durch organisiertes und diszipliniertes Auftreten im Betrieb, an der Universität und auf der Straße, die älteren Arbeiterinnen und Arbeiter, die häufig desillusioniert sind, mitzureißen im Kampf um eine Verbesserung ihrer unmittelbaren sozialen Lage, ebenso wie im Kampf für eine Gesellschaft frei von der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, für eine sozialistische Gesellschaft.

Quellen:

[1] Arbeitsmarktservice

[2] Bericht des BMBWF: Materialien zur sozialen Lage der Studierenden 2020

[3] AK OÖ

[4] Bericht des BMBWF: Materialien zur sozialen Lage der Studierenden 2020

[5] Statista

[6] AMS Übersicht April 2020

[7] AMS Übersicht April 2019

[8] AMS Übersicht April 2020

[9] Die Lage der arbeitenden Klasse in England, F. Engels

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