Vor 100 Jahren erhoben sich die Bergarbeiter an der Ostküste Istriens zum antifaschistischen Auf- und Widerstand.
Heute kennt man die Gemeinde Labin in der kroatischen Gespanschaft Istrien vor allem als Tourismusziel – und diesbezüglich vorrangig den Ortsteil Rabac. Über Jahrhunderte war Labin jedoch ein Zentrum des regionalen Steinkohleabbaus, was mit einem bedeutenden historischen Ereignis vor 100 Jahren verbunden ist: Am 2. März 1921 konstituierte ein Streikkomitee der Bergleute die Freie Republik Labin (Labinska republika/Repubblica di Albona) im Widerstand gegen die italienische Unterdrückung und Ausbeutung.
Vorangegangen war eine Intensivierung des Kohlebergbaus, nachdem Istrien nach dem Ersten Weltkrieg Italien zugeschlagen worden war. Für die Arbeiter in den Minen bedeutete dies einen verstärkten Druck, harte Arbeitsbedingungen, geringe Rechte und niedrige Löhne sowie eine massive Italiansierungspolitik. Die italienischen Minenbesitzer bedienten sich zur Niederhaltung von Arbeiterprotesten einer eben erst neu erfundenen Waffe der Bourgeoisie – des Faschismus. Obwohl in Italien noch nicht an der Macht, entfalteten faschistische Gruppierungen einen regelrechten Terror gegen die kroatische und slowenische Bevölkerung, um die Eingliederung Istriens zu forcieren, aber eben auch zum Zweck der Unterdrückung der Arbeiterschaft. Nach einem gewaltsamen Angriff auf Giovanni Pippan, den Anführer der Bergleute von Labin, am 1. März 1921 gingen ca. 2.000 Arbeiter zum Gegenschlag über. Unter dem Slogan „Kova je naša“ („Die Mine gehört uns!“) wurde der Widerstand mittels eines Arbeiterkomitees organisiert, ein Streik begonnen und die Mine besetzt. Mit Unterstützung der Bauernschaft der Umgebung sowie des Großteils der Bewohner der Altstadt wurde das Gebiet zur freien Republik erklärt. Das Zentralkomitee der Bergleute übernahm die Verwaltung, die bewaffneten „Roten Garden“ (crvene straže) unter Führung von Francesco da Gioz sorgten für Ordnung. Der antifaschistische Arbeiteraufstand währte 36 Tage – am 8. April 1921 rückten die italienische Polizei, die Armee und faschistische Paramilitärs nach heftigen und blutigen Kämpfen in die Stadt ein und beendeten die Arbeiterselbstverwaltung. Die führenden 40 Köpfe der Republik Labin wurden hart bestraft, Maximilian Ortar und Adalbert Sykora ermordet.
Doch der Widerstandsgeist der Bevölkerung konnte nicht gebrochen werden: Viele Bergleute aus Labin bzw. der Arbeitersiedlung Podlabin kämpften ab 1936 in den Internationalen Brigaden des Spanischen Bürgerkrieges, noch mehr schlossen sich im Zweiten Weltkrieg den kommunistischen Partisanen Jugoslawiens an und trugen wesentlich zur Befreiung Istriens von der faschistischen Tyrannei bei, wobei über 1.000 Gefallene zu beklagen waren. 1988 wurde die Steinkohlemine von Labin geschlossen, ihr antifaschistisches und proletarisches Erbe bleibt.