Die Regierung Japans und die Betreibergesellschaft Tepco wollen über eine Million Tonnen radioaktives Kühlwasser aus dem AKW Fukushima ins Meer leiten. China und Südkorea sind entsetzt, die USA einverstanden.
Tokio/Seoul/Peking. Die japanische Regierung will dem Unternehmen Tepco erlauben, kontaminiertes Wasser aus seinem im März 2011 havarierten Atomkraftwerk bei Fukushima ins Meer zu pumpen. Seit das AKW vor zehn Jahren in Folge eines Erdbebens und Tsunamis zerstört wurde, lagern inzwischen vor Ort rund 1,3 Millionen Tonnen verstrahltes Kühlwasser – dieses soll nun, nachdem die Lagerkapazitäten nicht mehr reichen, entsorgt werden, und zwar durch Einleitung ins angrenzende Meer des pazifischen Ozeans. Dass seitens des Konzerns versichert wird, die angestrebten Grenzwerte des zuvor „filtrierten“ flüssigen radioaktiven Abfalls entsprächen internationalen Standards für nukleare Sicherheit, klingt aus dem Mund von Tepco – bei allem Respekt – nun nicht gerade allzu vertrauenswürdig. Zudem sucht man offenbar wieder die einfachste und billigste Lösung.
So sieht man das auch in den Nachbarländern. Sowohl die südkoreanische als auch die chinesische Regierung bezeichneten das Vorhaben gleichlautend als „verantwortungslos“. Der japanische Gesandte wurde in Seoul einbestellt, um ihm eine Protestnote der Regierung Südkoreas zu übergeben. In Peking zeigt man sich besorgt über die einseitige Entscheidung Japans, die negative Auswirkungen auf die Menschen und Länder der gesamten Region haben könnte, und verlangt internationale Konsultationen. Auch die Fischergewerkschaft im Norden der japanischen Hauptinsel Honshū befürchtet abermals katastrophale Folgen. Vom anderen Ende des Nordpazifiks, von der Regierung der USA, kommt hingegen Unterstützung für das fragwürdige japanische Vorhaben.
Quelle: Der Standard