Wien. Der Zentralfriedhof in Wien-Simmering ist ein historisch bedeutender Ort. Er wurde 1874 eröffnet und war damals der größte Friedhof Europas. Heute, nach mehreren Erweiterungen umfasst er eine Fläche von fast zweieinhalb Quadratkilometern und rund 330.000 Grabstellen. Er ist aber auch von einer symbolischen und kulturellen Bedeutung für die Stadt Wien. Nachdem etwa drei Millionen Verstorbene dort bestattet sind, macht dies etwa die Hälfte aller Wiener, die je gelebt haben, aus – und es sind mehr Menschen, als momentan in der Stadt leben. Im Lied „Es lebe der Zentralfriedhof“ von Wolfgang Ambros wird das spezielle Verhältnis der Österreicherinnen und Österreicher oder zumindest der Wienerinnen und Wiener zu ihrem Zentralfriedhof deutlich.
Neben dieser Bedeutung ist der Friedhof jedoch aufgrund seiner Größe auch von einer bestimmten Attraktivität für Läuferinnen und Läufer geprägt, die auf der Anlage ihrem Bewegungsdrang nachgehen. Das ist nichts Neues, bereits 2019 wurden auf dem Friedhof Schilder für Laufstrecken angebracht. Das rief die Volksanwaltschaft auf den Plan. Die damalige Volksanwältin Gertrude Brinek befasste sich mit der Causa. Volksanwalt Werner Amon hat nun ihre Agenden übernommen und damit auch das Thema Laufen am Friedhof. Gegenüber dem ORF hielt er fest: „Nach wie vor ist eine Laufstrecke ausgeschildert. Das halten wir für nicht in Ordnung, wir halten das für widmungswidrig. Insofern kommt der Magistrat in Beziehung, weil die Stadt ist zuständig als Gemeinde, dass es zu einer widmungsgemäßen Verwendung kommt. Und Fakt ist, die Grundstücke sind als Friedhof gewidmet und nicht als Sportanlage.“ Dieser Sachverhalt wird nun erneut schriftlich deponiert, womit der Fall weitergehen wird. Von verschiedenen Seiten wird kritisiert, dass es pietätlos sei, wenn Menschen dort Sport machen, wo andere um ihre Toten trauern.
Quelle: ORF