Die Verbraucherpreise für Strom, Gas, Heizöl und Treibstoffe sind binnen Jahresfrist um durchschnittlich 12,3 Prozent gestiegen. Die Energiekonzerne verbuchen Rekordprofite, die Bevölkerung bekommt finanzielle Schwierigkeiten.
Wien. Die Haushaltsenergiepreise sind in Österreich zuletzt stark angestiegen. Im Juni 2021 wies der Energiepreisindex im Jahresvergleich ein Plus von 12,3 Prozent gegenüber Juni 2020 auf. Im gleichen Zeitraum machte die Gesamtinflation „nur“ 2,8 Prozent aus – als wäre diese Teuerung nicht schon genug Belastung für die Menschen, übersteigen die Energiepreise die allgemeinen Kostenzuwächse also sogar erheblich. Während sich der Gaspreis für die Endverbraucher etwa im Bereich der Inflationsrate hielt, sieht es beim Strom schon etwas anders aus: Hier ist ein Plus von 5,2 Prozent zu erdulden. Doch selbst das erscheint als Lappalie angesichts des Wuchers beim Heizöl mit 22,5 Prozent Preisanstieg.
In ähnlichen Dimensionen spielt sich die Verteuerung von Treibstoffen ab. Bezüglich Diesel gibt es einen Anstieg um 20,4 Prozent, bei Superbenzin um 22,8 Prozent. Wer denkt, diese Preiserhöhungen wären hinsichtlich des wünschenswerten Ausstiegs aus fossilen Energieträgern ohnedies zweckmäßig, ist freilich am falschen Dampfer: Für viele Berufspendler, Landbewohner und Familien existieren (noch immer) keine realistischen oder leistbaren Alternativen zum Kfz mit Verbrennungsmotor, oft auch kein brauchbares Angebot öffentlicher Verkehrsmittel (und das Fahrrad hat sowieso seine Einsatzgrenzen). Diesbezüglich rächen sich zulasten der Bevölkerung auch die verkehrspolitischen Nachlässigkeiten der Regierungen sowie die Entwicklungsdefizite des Kapitalismus.
Mehr als die Mobilität betrifft die Bevölkerung aber die Teuerungsrate bei der Haushaltsenergie, denn diese ist für alle unerlässlich: Hier geht es schlussendlich um Licht, Heizung, Warmwasser und elektrische Geräte. Wenn die Menschen vermehrt Schwierigkeiten haben, ihre Strom- und Gasrechnungen zu bezahlen, könnten einige bald in dunklen und ungeheizten Wohnungen sitzen, ohne kochen oder Wäsche waschen zu können, abgeschnitten von elektronischen Medien und Kommunikation. Demgegenüber klingt es fast wie Hohn, dass österreichische Energiekonzerne wie der Verbund oder die OMV erst kürzlich neue Rekordgewinne verkündet haben. Die kapitalistischen Profite steigen mit den Verbraucherpreisen selbst in der Krise – und die Bevölkerung soll dafür bezahlen. Es ist der Kapitalismus, den sich die Menschen nicht mehr leisten können.
Quelle: ORF