Sonja* lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort im nördlichen Niederösterreich. Die Familie, das sind ihr Mann Egon, die Tochter Emilie mit 14 Jahren, Sohn Alex mit zwölf und die Tochter Marlene mit sieben Jahren. Nahezu alles, was im Alltag zu erledigen ist, macht Sonja: Einkaufen, kochen, putzen, kleine Reparaturen im Haushalt erledigen, die Kinder versorgen und auch noch Taxi spielen, da die zwei Großen in verschiedenen Orten zur Schule gehen und das Heimkommen mit dem Bus oft sehr mühsam ist.
Ihr Mann Egon hat schon vor Jahren seinen Job in einer kleinen Fabrik verloren, er leidet an schweren Depressionen und noch anderen psychischen Erkrankungen. So wie von ihm aufgrund seines Zustandes kaum Unterstützung im täglichen Leben zu erwarten ist, ist er auch finanziell keine große Hilfe: er bekommt derzeit Notstandshilfe. Die Lockdowns waren für Sonja eine enorme Belastung, da sie neben dem Mann auch noch die Kinder den ganzen Tag zu Hause hatte, und das auf engstem Raum.
Sonja hat früher als qualifizierte medizinische Fachkraft ganz gut verdient, und auch zwischen den Kindergeburten und danach war sie immer wieder berufstätig, weshalb sie auch heute noch Anspruch auf Arbeitslosengeld hat. Die Berufstätigkeit war nur mit Hilfe ihrer Mutter möglich, die sich damals um die Kinder kümmerte und kochte. Nur, die Mutter fällt inzwischen aus, weil sie gesundheitlich in keinem guten Zustand ist. Derzeit ist also für Sonja an einen richtigen Job nicht zu denken. Sie geht einer geringfügigen Beschäftigung als Aushilfe und Reinigungskraft in einem Geschäft in einer nahen Kleinstadt nach. Ohne diesen Zuverdienst würde es finanziell viel enger werden, als es ohnehin schon ist. Das Familieneinkommen reicht gerade so weit aus, dass die notwendigen Ausgaben bestritten werden können: Die Kreditrate für das kleine Häuschen, das vor Jahren gekauft wurde, die Versorgung der Kinder mit Essen, Kleidung etc. und die sonstigen Haushaltsaufwendungen.
Jede notwendige Anschaffung führt zu Verzweiflung
Wird der alte Mazda-Diesel kaputt, wie es vor Monaten passiert ist, wird es eng. Da das Auto dringend benötigt wird, borgte sich Sonja Geld für die Reparatur von einer Freundin. Auch diesen privaten Kredit bezahlt sie nun in kleinen Monatsraten an die Freundin zurück. Geht die Waschmaschine, der Kühlschrank oder anderes wichtiges Haushaltsgerät ein, führt das immer wieder zu Verzweiflung, weil das Geld für eine Neuanschaffung einfach nicht da ist. Sonja hilft sich, wenn möglich, mit „willhaben“, wo sie immer wieder Gebrauchtes findet.
Geht es nach dem AMS-Vorstand Johannes Kopf, soll Menschen wie Sonja die Zuverdienstmöglichkeit zum Arbeitslosengeld zum Teil oder zur Gänze gestrichen werden. Was sie davon hält: Sie bricht in Tränen aus. Denn wenn sie die knapp 400 Euro, die sie mit ihrem Aushilfsjob verdient, nicht hat, weiß sie überhaupt nicht mehr, wie sie das Geld für die monatlichen Ausgaben zusammenkratzen soll.
Menschen wie Sonja sind der ÖVP und ihren Lautsprechern im AMS nicht so wichtig. Wichtiger ist, dass die Großspender mit gefälligen Gesetzen und Förderungen bedacht werden, „koste es, was es wolle“. Da ist man sich dann nicht zu schäbig, den Armen auch noch das Wenige wegnehmen zu wollen, das sie haben, mit dem Argument, dass die Billiglohnbranchen keine Arbeitskräfte finden würden. Wie wäre es damit, die Arbeitsbedingungen und die Löhne attraktiver zu machen? Das fällt der Kapitalpartei ÖVP und Herrn Kopf natürlich nicht ein, denn das wäre ja nicht im Sinne ihrer Spender.
* sämtliche Namen wurden von der Redaktion geändert.