Linz. Der oberösterreichische Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) wünscht sich vom Bund steuerfreie Zuverdienstmöglichkeiten für Pensionistinnen und Pensionisten. Anstatt sich um eine solide Lösung zu kümmern, will man auf diejenigen zurückgreifen, die eigentlich im wohlverdienten Ruhestand sind.
Die Arbeitslosenquote sinkt und Stellen werden ausgeschrieben, Fachkräftemangel herrscht in vielen Branchen. Dass dies mit einem inadäquaten (Aus-)Bildungssystem zusammenhängt und schlechten Arbeitsbedingungen in verschiedenen Bereichen, wird in diesem Zusammenhang gerne verschwiegen.
Nun soll also auf Pensionistinnen und Pensionisten als Arbeitskräftepotential zurückgegriffen werden, um Lücken zu schließen. Die Bereitschaft dieser scheint bei über 50 Prozent der Befragten, auf die sich der Wirtschaftslandrat bezieht, vorhanden. Worauf diese Bereitschaft beruht, bleibt jedoch unklar. Die steigende Bedrohung von Altersarmut, gepaart mit der aktuellen Rekordteuerung, könnten hierbei als wichtige Einflussfaktoren neben Aspekten der potentiellen Vereinsamung gesehen werden.
Armutsrisiko im Alter steigt
Im Jahr 2021 waren laut Statistik Austria rund 232.000 Menschen über 65 Jahren von Armut oder Ausgrenzung betroffen. Im selben Jahr belief sich die Zahl der in Österreich Lebenden, die 65 Jahre oder älter waren, auf 1.546.000. 2021 waren daher rund 15 Prozent der über 65-Jährigen akut armutsgefährdet. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Armutsgefährdung von über 65-Jährigen um 6,5 Prozent gestiegen. Ältere Menschen haben ein höheres Risiko, von Armut betroffen zu sein, als andere Teile der Bevölkerung.
Man muss kein Orakel sein, um zu erahnen, dass mit der aktuellen Teuerungswelle von knapp 20 Prozent auf den Miniwarenkorb – also den Wocheneinkauf inklusive Waren und Dienstleistungen – die Zahl derer, die von Altersarmut bedroht oder betroffen sind, trotz der angekündigten Pensionserhöhung weiter steigen wird. Aus dieser Not soll also nun Profit geschlagen werden, indem man Zuverdienst neben der Pension erleichtern und damit die Pensionistinnen und Pensionisten für Unternehmer als Arbeitskräfte besonders attraktiv machen möchte, indem nur mehr die Sozialabgaben vom Bruttolohn abzuziehen wären. Der Wegfall der Lohnsteuer wäre zudem eine Einkommenseinbuße für den Staat.
Die in den vergangenen Jahrzehnten zunehmende Vereinzelung, andere Familienmodelle, zunehmende Mobilität und verstärkt durch die Corona-Pandemie, hat die Vereinsamung insbesondere für Menschen, die nicht (mehr) in den Lohnarbeitsmarkt integriert sind, vielfach zugenommen. Auch dieser Aspekt hat sicherlich einen Einfluss auf die Bereitschaft, stundenweise zu arbeiten.
Möglichst lange Ausbeutung
Beides sind Symptome des Kapitalismus, die anders bearbeitet werden müssen und selbiges gilt für den Arbeitskräftemangel, der eben durch das System hervorgebracht wird. Die vorgeschlagene Lösung des Wirtschaftslandesrates dient nur weiter den Interessen des Kapitals und dessen Bedürfnis, die Arbeitskraft maximal über eine möglichst lange Zeit im Leben auszubeuten, und ist keine Menschenfreundlichkeit gegenüber den Alten der Gesellschaft. Infrage für diese Ausbeutung kommen ohnehin nur diejenigen, die entweder spezifische Kompetenzen haben oder diejenigen, die sich möglichst billig ausbeuten lassen.
Quelle: ORF/Volkshilfe