Der globale Klimawandel lässt die Gebirgsgletscher rascher abtauen als bislang angenommen. Im alpinen Mitteleuropa könnten bis 2100 sogar sämtliche Gletscher verschwinden.
Pittsburgh/Innsbruck. Mit einem neuen Prognosemodell können nordamerikanische und europäische Wissenschaftler nun genauere Vorhersagen über die weltweite Gletscherschmelze treffen – und die Ergebnisse sind wenig erfreulich. Der Rückgang des vermeintlich ewigen Eises im alpinen Mitteleuropa, in Kanada und den USA sowie in Neuseeland dürfte rascher vor sich gehen als bislang angenommen. Selbst bei Erreichen des Pariser Klimazieles – ein Plus von 1,5 Grad Celsius – würden bis Ende dieses Jahrhunderts 50 Prozent aller Gletscher verschwinden. Das bedeutet, dass diese faktisch bereits verloren sind.
Trotzdem kommt es auf jedes Zehntelgrad an, das im Kampf gegen die Erderwärmung abgerungen werden kann. Denn die reale Entwicklung anhand gegenwärtiger Klimaschutzmaßnahmen steuert eher auf einen Temperaturanstieg von 2,7 Grad zu, wodurch bis zum Jahr 2100 sogar zwei Drittel der rund 215.000 Gletscher der Welt vollständig abtauen würden. Den Meeresspiegel würde dies um 115 Millimeter ansteigen lassen, ungeachtet der diesbezüglich wesentlich einflussreicheren Eisschmelze in Grönland und der Antarktis.
Für die betroffenen Gebiete, darunter nicht zuletzt Österreich und umgebende alpine Regionen, führt der Verlust der Gletscher zu diversen Gefahren. Es drohen vermehrt Überschwemmungen, Muren, Unwetter sowie womöglich eine Versorgungsknappheit bei Wasser – in Österreich übrigens auch ein Thema für die Stromproduktion. Und dass es mit dem Wintersport dann selbst in den bisherigen Gletscherskigebieten vorbei ist, versteht sich von selbst, was das finale Ende eines hierzulande wichtigen Wirtschaftszweiges markieren würde. Insofern kann man nur unterstreichen, dass die Treibhausgasemissionen gebremst und die Nutzung fossiler Energieressourcen beendet werden müssen.
Quelle: ORF