HomeWeitere RessortsPartei der ArbeitZum Tod von Bruno Böröcz (1943-2023)

Zum Tod von Bruno Böröcz (1943–2023)

Ein unermesslicher Verlust für die österreichische und internationale ArbeiterInnenbewegung.

Die Verabschiedung findet am Mittwoch, den 18. Jänner 2023 um 14.30 in der Aufbahrungshalle des Städtischen Friedhofes Eisenstadt statt.

Die Redaktion der Zeitung der Arbeit und der Parteivorstand der Partei der Arbeit sprechen allen, die um unseren Genossen Bruno trauern, das aufrichtigste Beileid aus. In unserer Erinnerung wird er seinen festen Platz haben. Wir veröffentlichen nachstehend den Nachruf des KZ-Verbands Burgenland und des Ottakringer Arbeiterbildungsvereins.

Völlig unerwartet verstarb am Sonntag, 8. Jänner 2023, unser Mitstreiter Bruno Böröcz in Eisenstadt. Sein Tod hinterlässt alle, die ihn persönlich kennenlernen durften, mit größter Bestürzung.

Bruno Böröcz wurde am 8. April 1943 im nordburgenländischen Winden am See als zweiter Sohn einer klassenbewussten Landarbeiterfamilie geboren: Seine Eltern Anna und Vinzenz Böröcz entstammten materiell ärmlichsten Verhältnissen und fanden politisch, enttäuscht von Opportunismus und Passivität der Sozialdemokratie in den beginnenden 1930er Jahren, bald zur Kommunistischen Partei. Vinzenz Böröcz wurde ein unermüdlicher Kämpfer gegen Austro- und Hitlerfaschismus und als solcher von beiden Regimes politisch verfolgt; nach 1945 vertrat er als Landesrat, Landtagsabgeordneter und langjähriger Landesvorsitzender der KPÖ wie kaum eine andere Person die Partei in der burgenländischen Öffentlichkeit. Trotz mannigfaltiger Widerstände blieb Vinzenz seinen politischen Überzeugungen treu – seine Söhne Erich und Bruno sollten es ihm zeit ihres Lebens gleichtun.

Es fällt schwer, das ganze Wirken von Bruno Böröcz in wenigen Absätzen zusammenzufassen. Bruno Böröcz war nämlich in jeder Hinsicht eine herausragende Persönlichkeit. Bereits in seinen frühen Lebensjahren zeigte Bruno eine fast beispiellose politische Entschlossenheit und Hartnäckigkeit. Als Siebenjähriger sammelte er 1950 – als damals jüngster Friedensaktivist des Landes – Unterschriften für den „Stockholmer Appell“ zur Ächtung des von den USA initiierten nuklearen Wettrüstens. Beruflich absolvierte Bruno eine Gärtnerlehre und arbeitete zunächst in Betrieben in Stockerau und Ebreichsdorf. Nach der Rückkehr aus Moskau, wo er die einjährige „Parteischule“ absolviert hatte, wurde er bis zu seiner Pensionierung aufgrund eines zunehmenden Augenleidens eine nicht wegzudenkende Arbeitskraft im Schnittarchiv der Volksstimme, später im Parteiarchiv der KPÖ. Neben der politischen wurde die KPÖ damit auch seine berufliche Heimat.

Bis zuletzt nahm Bruno regen Anteil an den politischen Geschehnissen unserer Gegenwart. Den Sozialismus sah er, der unermüdliche Antifaschist und kompromisslose Kämpfer für eine gerechte Gesellschaftsordnung, als einzigen Weg, um die mörderische Barbarei des Kapitalismus zu beenden. Jahrzehntelang war Bruno solcherart eine nicht wegzudenkende Stimme in den Reihen der österreichischen ArbeiterInnenbewegung. Jüngeren Generationen von KommunistInnen stand er in vielfacher und stets uneigennütziger Weise zur Seite. Politischer Opportunismus blieb ihm dabei fremd – weshalb er sich von der KPÖ, wie so viele aufrechte KommunistInnen, zunehmend entfremdete (bzw. die Partei von ihm). Konsequenterweise gehörte er 2013 zu den Gründungsmitgliedern der neuen Partei der Arbeit Österreichs.

Weit über den Kreis seiner politischen MitstreiterInnen hinaus war Bruno zudem als Vermittler, Auskunftsperson und großzügiger Unterstützer der Forschungen zur burgenländischen Arbeiterbewegung und zur österreichischen wie burgenländischen Zeitgeschichte bekannt. Trotz körperlicher Hypothek war er, im positivsten Sinne, umtriebig. Sein traditioneller und im Ruhestand nahezu täglich bewältigter Weg in Eisenstadt führte ihn von seinem Wohnhaus zur Buchhandlung in der Innenstadt. Reichhaltige Korrespondenzen unterhielt er mit namhaften ForscherInnen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die sich oftmals über Material- und Buchzusendungen von ihm freuen durften. Der marxistische Philosoph Domenico Losurdo hat dies im „Vorblatt“ eines seiner Bücher einmal gesondert ausgewiesen.

Ein besonderes Anliegen war Bruno immer der Kampf gegen das sogenannte Vergessen. Mit Nachdruck setzte er sich für jene Menschen ein, die ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus und für die Errichtung eines freien und demokratischen Österreich geopfert haben. Mit ebensolchem Nachdruck trat er der von offizieller Seite gern getätigten Ausblendung des Beitrages der österreichischen und internationalen ArbeiterInnenbewegung an der Errichtung dieses freien Österreich und der Verklärung von ausgewiesenen Faschisten zu „Mitläufern“ entgegen. Im Jahr 2010 wurde er vor diesem Hintergrund zum Ehrenobmann des burgenländischen KZ-Verbandes gewählt, womit er auch in dieser Hinsicht das Erbe seines Vaters fortführte.

Bruno Böröcz war ein Antifaschist und Kommunist, wie man ihn sich nur wünschen kann. Wir trauern um einen aufrechten Genossen, ehrlichen Freund und loyalen Weggefährten.

Der Vorstand des Ottakringer Arbeiterbildungsvereins (OABV) und des KZ-Verbands Burgenland

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