Das chilenische Lehrpersonal streikt aus mehreren Gründen. Unter anderem schuldet der Staat seit Pinochet den Lehrerinnen und Lehrern umgerechnet rund sieben Milliarden Dollar. Präsident Boric versprach im Wahlkampf die Begleichung dieser Schuld.
Santiago de Chile. Chilenische Lehrerinnen und Lehrer fordern zurzeit vehement eine Reihe von Maßnahmen, um den bürokratischen Aufwand im Bildungswesen zu verringern. Sie fordern unter anderem die Zahlung von Zuschlägen für den späten Ruhestand, die Mäßigung der Arbeitsbelastung, die Schaffung besserer Arbeitsbedingungen allgemein und die Lösung des Problems der Schülergewalt an den Schulen. Insgesamt wurde dem Bildungsministerium eine 8‑Punkte-Petition vorgelegt.
Die Lehrerinnen und Lehrer fordern die Regierung Boric zudem auf, die sogenannte „historische Schuld“ zu begleichen. Mit diesem Begriff bezeichnen Chileninnen und Chilenen den Gehaltsverlust, den Tausende von Lehrerinnen und Lehrern während der Diktatur von Augusto Pinochet (1973–1990) erlitten haben. In diesem Zeitraum wurde die Verwaltung der öffentlichen Schulen von der Zentralregierung auf die Gemeinden und damit häufig in private Hand übertragen. Infolge dieser Entscheidung erhielten die Fachkräfte mehrere Jahre lang keine Gehaltsanpassungen. Boric hatte in der Tat in seinem Wahlkampf auch diesbezügliche, leergebliebene Versprechungen abgegeben. Nach Angaben des Lehrerkollegiums schuldet der chilenische Staat 65.000 betroffenen Lehrkräften rund sieben Milliarden US-Dollar, berichtete die Zeitung La Nacion.
Streik zu 90 Prozent erfüllt
Die chilenische Lehrergewerkschaft bestätigte am vergangenen Donnerstag, dass der für 48 Stunden ausgerufene Streik am ersten Kampftag zu 90 Prozent erfüllt worden sei. Vor den Winterferien in Chile dauerte er 24 Stunden, nun erreichte die zweite Phase von 48 Stunden ihren Höhepunkt, in der die Lehrerinnen und Lehrer klar zum Ausdruck brachten, dass sie mit dem Angebot der Regierung zu den acht von ihnen geforderten Punkten nicht einverstanden sind. Darüber hinaus werden die Streikenden analysieren, was die nächsten Schritte sein werden, um die Regierung unter Druck zu setzen, damit sie bei der Umsetzung dieser acht Maßnahmen vorankommt.