Am heutigen 21. August jährt sich der Geburtstag von Wiktor Rosow (1913–2004) zum 110. Mal. Er gilt als einer der bedeutendsten sowjetischen Dramatiker der Nachkriegszeit und hatte auch als Drehbuchautor internationalen Erfolg.
Wiktor Sergejwitsch Rosow wurde am 21. August 1913 in Jaroslawl an der Wolga, 280 Kilometer nordöstlich von Moskau, geboren. Während des Bürgerkrieges zog die Familie nach Kostroma, wo Wiktor neun Schulklassen absolvierte und danach als Textilarbeiter tätig war. Sein Interesse galt jedoch dem Theater.
Noch in Kostroma trat er 1932/33 als Amateurschauspieler am Kinder- und Jugendtheater auf, ehe er sich endgültig auf den Lebensweg der Bühne begab. 1934 begann Rosow sein Studium an der Moskauer Schauspielschule des Theaters der Revolution, des späteren Majakowski-Theaters. 1938 schloss er seine Ausbildung ab und verblieb im Reserveensemble der angesehenen Schauspielbühne.
Nach dem Überfall Deutschlands auf die Sowjetunion wurde Rosow zur Armee eingezogen und bereits im Herbst 1941 schwer verwundet, sodass er erst im Sommer 1942 aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte. Er kehrte nach Kostroma zurück und wandte sich von der Schauspielerei der Schriftstellerei zu, wozu er auch ein Fernstudium der Dramaturgie am Moskauer Maxim-Gorki-Literaturinstitut aufnahm. Nebenbei war er bei Wandertheatergruppen sowie am Jugendtheater im kasachischen Alma-Ata tätig.
Bereits 1943 verfasste er mit „Die ewig Lebenden“, wo er eigene Kriegserlebnisse verarbeitete, sein erstes Theaterstück, dem mehr als 20 weitere folgen sollten. Rosow wurde zum wichtigsten Dramatiker der sowjetischen Nachkriegszeit oder überhaupt der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wobei er sich vor allem an Jugendliche und junge Erwachsene richtete sowie deren Lebensfragen aufgriff – auch diese Tatsache war Teil seines großen Erfolges. Zu den wichtigsten Bühnenstücken der folgenden Jahre zählten „Ihre Freunde“ (1949), „Seiten des Lebens“ (1953), „Hals- und Beinbruch“ (1954), „Auf der Suche nach Freude“ (1957), „Ungleicher Kampf“ (1960), „Vor dem Abendessen“ (1961), „Auf dem Wege“ (1962), „Am Tage der Hochzeit“ (1964), „Der Kulturleiter“ (1966), „Klassentreffen“ (1967), „Spaßmacher“ (1967), „Vom Abend bis zum Mittag“ (1970), „Bruder Aljoscha“ (1971), „Situation“ (1973), „Vier Tropfen“ (1974), „Das Nest des Auerhahns“ (1978), „Der Frischling“ (1981) sowie „Zuhause“ (1989).
Nicht zuletzt vermittelt über die DDR wurde Rosows Werk auch im deutschen Sprachraum bekannt. Besonders berühmt wurde jedoch ein Film, der auf seinem ersten Theaterstück, „Die ewig Lebenden“, beruhte und unter dem Titel „Die Kraniche ziehen“ 1957 von Michail Kalatsow auf die Leinwand gebannt wurde. Rosow selbst verfasst das Drehbuch. Bei den Filmfestspielen in Cannes gewann der Film 1958 die Goldene Palme. Auch ansonsten wurde Rosow wiederholt ausgezeichnet, unter anderem mit dem Orden des Roten Banners der Arbeit, dem Orden des Vaterländischen Krieges sowie mit dem Verdienstorden für das Vaterland.
Dies beruhte aber nicht nur auf seiner eigenen schriftstellerischen Tätigkeit, sondern auch auf seinem Wirken als Professor (1973) und Fachleiter für Dramaturgie (ab 1958) am Maxim-Gorki-Literaturinstitut. Außerdem gehörte Rosow als zunehmend prominentes Mitglied dem noch von Gorki gegründeten Sowjetischen Schriftstellerverband an, ab 1958 war er in der Redaktion der Jugendzeitschrift „Junost“.
Die sozialistische UdSSR, die es ihm als einfachem Textilarbeiter ermöglicht hatte, ein großer Schriftsteller zu werden, überlebte Wiktor Rosow. Er starb erst am 28. September 2004 im Alter von 91 Jahren in Moskau, hatte nach dem endgültigen Sieg der Konterrevolution aber keine neuen Stücke mehr geschrieben.