Mit Hilfe des berüchtigten „Beratungsunternehmens“ McKinsey sollen beim traditionsreichen deutschen Haushaltsgerätehersteller Miele Kosten gespart werden. Die Konsequenz ist Jobvernichtung im großen Stil – oder wie die DKP-Zeitung UZ schreibt: „im Schleudergang“.
Gütersloh. Der westfälische Hersteller von Haushaltsgroßgeräten Miele hat angekündigt, im großen Stil Arbeitsplätze zu vernichten. Weltweit beschäftigt das Unternehmen etwa 23.000 Menschen, 11.800 davon arbeiten an acht Standorten in Deutschland. Von den 2.700 Arbeitsplätzen, die gestrichen oder verlagert werden sollen, sind nach Angaben der Geschäftsleitung etwa 700 im Werk am Hauptsitz in Gütersloh betroffen. Teile der dortigen Waschmaschinenproduktion sollen demnächst in das Miele-Werk ins polnische Ksawerów verlagert werden.
Bereits seit mehreren Jahren ist das Beratungsunternehmen McKinsey im Konzern tätig. Das Ziel der „Beratung“ ist, die Kosten um jährlich bis zu 500 Millionen Euro zu senken. McKinsey und die Miele-Konzernleitung lassen keinen Zweifel daran, wo das Geld herkommen soll: In den bisherigen Verhandlungen über einen Tarifvertrag gehe es „nur noch darum, Personalkosten einzusparen, egal wie“, so Gesamtbetriebsratsvorsitzende Birgit Bäumker in der April-Ausgabe des Gewerkschaftsmagazins „Durchblick“.
Dabei hat der Konzern in den zurückliegenden Jahren Rekordumsätze erzielt. Der Gewinn wurde in den Aufbau der neuen Produktionsstätten investiert – wie die im polnischen Ksawerów. Und die zirka 80 Familien, die die Geschäfte des Konzerns bestimmen, sind auch nicht zu kurz gekommen. Für die Sicherung der Arbeitsplätze und damit die Zukunft des Produktionsstandorts Gütersloh blieb da so gut wie gar nichts übrig.
Nachdem die dritte Verhandlungsrunde am 18. April mit einer spontanen Demonstration der Gütersloher Belegschaft vor dem Werkstor mit schwarzen Luftballons unter dem Motto „Schwarze Wolken über Miele!“ eröffnet wurde, ist von den Beteiligten der IG-Metall-Verhandlungskommission zu hören, dass es erste Fortschritte gegeben habe. Erstmals haben Vertreter der Geschäftsleitung mit am Verhandlungstisch gesessen. Dabei habe die zukünftige Situation im gesamten Konzern im Mittelpunkt gestanden. Arbeitsplätze sollen so „sozialverträglich wie möglich abgebaut“ werden.
In solchen Situationen wird von Seiten des Kapitals immer behauptet, dass der Abbau sozialverträglich über die Bühne gehen werde. Das behauptet auch die Geschäftsleitung von Miele. Aber: Trotzdem wird im Betrieb die Belegschaft verunsichert, werden Ängste geschürt, schlaflose Nächte erzeugt, das Arbeitsklima verschlechtert und die Ellenbogenmentalität gestärkt.
In der örtlichen Lokalpresse äußerte der Geschäftsführer der IG Metall Gütersloh-Oelde zum Gesprächsverlauf, dass zwar nicht über ein Zukunftskonzept gesprochen worden sei, die Gewerkschaft aber an dieser Forderung festhalte. Der Verhandlungsführer der IG Metall, Patrick Loos von der Bezirksleitung NRW, betonte gegenüber dem „Westfalenblatt“:
„Sollte es in der nächsten Verhandlung keine Fortschritte mit Blick auf Gütersloh geben und konkrete Zusagen zu Standort- und Beschäftigungsgarantien ausbleiben, schließe ich auch eine Eskalation des Konfliktes nicht mehr aus.“ Ob die Verhandlungen erfolgreich sein werden, hängt vom kämpferischen Engagement der Miele-Kolleginnen und ‑Kollegen ab.