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UEFA: Profite privatisieren, Kosten sozialisieren

Die UEFA maximiert ihre Profite bei der EM 2024 durch Steuervergünstigungen und Auflagen für die Austragungsstädte, während die finanziellen Lasten auf die Allgemeinheit abgewälzt werden.

Deutschland. Die UEFA, die Union of European Football Associations, demonstriert meisterhaft das Prinzip der Kapitalverwertung: Gewinne privatisieren, Kosten sozialisieren. Seit ihrer Gründung im Jahr 1954 in Basel hat die UEFA dieses Modell perfektioniert. Die derzeit stattfindende Europameisterschaft 2024 in Deutschland stellt diese Praxis einmal mehr unter Beweis. Der europäische Fußballverband erwartet einen Umsatz von rund 2,4 Milliarden Euro – ein Rekordbetrag, den der Turnierchef Martin Kallen beim Sportkongress »Spobis« in Hamburg verkündete. Zum Vergleich: Bei der EM 2016 in Frankreich lag der Umsatz noch bei 1,9 Milliarden Euro.

Der erwartete Reingewinn von über 1,7 Milliarden Euro soll aus dem Verkauf von Medienrechten, Sponsoring, Eintrittskarten und VIP-Paketen generiert werden. Dieses Modell der Kommerzialisierung erfreut besonders UEFA-Präsident Aleksander Čeferin, der die Arbeit seiner Vorgänger fortsetzt: Fußball als Big Business, bei dem die Spiele selbst nur noch Beiwerk sind.

Doch dieses Geschäftsmodell wäre nicht möglich ohne die systematische Verlagerung der Kosten. Während die UEFA ihre Profite privatisiert, werden die Kosten auf die »Host Cities«, also die Austragungsstädte, abgewälzt. Diese müssen zahlreiche, vertraglich fixierte Auflagen erfüllen, die sich auf 223 Seiten detailliert wiederfinden. Schätzungen zufolge belaufen sich die zusätzlichen Ausgaben für Bund, Länder und Kommunen auf rund 650 Millionen Euro. Diese Kosten umfassen unter anderem großflächige EM-Reklame, Fanzonen und Sicherheitsmaßnahmen. Besonders die Sicherheitskosten werden aus Steuermitteln finanziert, da die Gewährleistung der Sicherheit als staatliche Aufgabe betrachtet wird.

Das lukrativste Manöver der UEFA ist jedoch die Steuerbefreiung. Der Großteil der Einnahmen – TV-Gelder, Werbemittel und Ticketverkäufe – ist in Deutschland nicht steuerpflichtig. Die UEFA, eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in der Schweiz, ist von der 15-prozentigen Körperschaftssteuer befreit. Dies führt zu einem steuerlichen Verlust von rund 250 Millionen Euro für den deutschen Staat. Lediglich die Euro GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmen von UEFA und DFB, zahlt Steuern – jedoch in einem unklaren Umfang.

Warum wird die UEFA derart begünstigt? Ganz einfach: Ohne Steuererleichterungen würde kein EM-Turnier stattfinden. Die Bundesregierung hat im Rahmen der Bewerbung des DFB steuerliche Garantien gegenüber der UEFA abgegeben, wie aus einer Antwort auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion im Mai 2018 hervorgeht. Das Bundesfinanzministerium verweist auf das Steuergeheimnis und bleibt konkrete Antworten schuldig.

Diese Praxis der UEFA ist ein Paradebeispiel für die kapitalistische Logik: Profite werden privatisiert, während die Kosten auf die Gesellschaft abgewälzt werden. Die Kritik an diesem Geschäftsmodell verhallt ungehört. Auf die Frage des ZDF an UEFA-Boss Čeferin, ob diese Praxis fair sei, antwortete er nur: »Ich verstehe die Kritik an der UEFA überhaupt nicht.« Gewinne einstreichen, Ausgaben vergesellschaften – das ist das Prinzip, das die UEFA meisterhaft umsetzt.

Quelle: junge Welt

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