In einem Wald bei Friesach durchkreuzt eine 69-jährige Jägerin die Pläne der deutschen Bundeswehr: Sie beendet die “bedrohliche” Situation durch eine beherzte Schussabgabe.
St. Veit an der Glan. Man soll nicht glauben, dass Österreichs Bevölkerung gegenüber fremden Soldaten nicht wehrfähig sei. Am vergangenen Wochenende kam es zu einem Vorfall in Kärnten, der Gegenteiliges andeutet. Eine 69-jährige Jägerin aus Friesach war im Wald unterwegs, als sie Soldaten in ausländischer Uniform bemerkte. Wie sich später herausstellen sollte, handelte es sich um ein Jagdkommando der deutschen Bundeswehr. Eine solche Einheit hat freilich u.a. die militärische Aufgabe, unbemerkt hinter der Front einzusickern und Spezialaufgaben auszuüben. Doch die Kärntner Jägerin unterband die Pläne der Bundeswehr auf mutige Weise, indem sie selbst einen Schuss abgab und die deutschen Soldaten faktisch zur Aufgabe zwang. Sie habe sich bedroht gefühlt, gab sie zu Protokoll.
Die bald darauf eintreffende österreichische Polizei musste die Situation klären. Wie sich zeigen sollte, war das deutsche Jagdkommando natürlich nicht in geheimer feindlicher Mission unterwegs, sondern in Übereinkunft mit dem österreichischen Bundesheer. Tatsächlich hielt man, wie schon früher am selben Ort, wieder eine gemeinsame Übung der österreichischen und deutschen Armee ab, an der rund 130 Soldaten teilnahmen und die noch eine weitere Woche andauert. Die verteidigungsbereite Jägerin wusste allerdings nichts von diesem Manöver, das seitens des Bundesheeres nur bei der Bezirkshauptmannschaft St. Veit angemeldet worden war.
Daraus geht zunächst hervor: Wenn sich Soldaten abseits von Truppenübungsplätzen zu Kriegstestläufen treffen, dann muss es bessere Sicherheitsvorkehrungen geben. Es ist in einem öffentlich zugänglichen Waldgebiet eine höchst gefährliche Situation entstanden, die in dieser Form untragbar ist. Andererseits möchte man im Sinne der österreichischen Souveränität und Neutralität anmerken: Deutsche und NATO-Soldaten haben auf österreichischem Territorium sowieso nichts verloren.
Quelle: ORF