Wattens. Es gibt zwei Dinge, in denen der bekannte Kristallkonzern brilliert, namentlich die Herstellung von kitschigen Glasperlen und die andauernde Arbeitsplatzvernichtung. Am Dienstag kündigte das Unternehmen an, dass wieder 50 Stellen gestrichen werden sollen. Als Ursache werden „herausfordernde Marktbedingungen“ genannt. Der Betriebsrat äußert die Sorge, dass dies der Beginn weiterer Entlassungen sein könnte, und übt deutliche Kritik am Management.
In einer Mitteilung erklärte das Unternehmen, dass es darum gehe, die langfristige Rentabilität zu sichern. Die Krisengewinnler von Swarovski befänden sich demnach weiterhin „auf Erholungskurs“. Selina Eder, Betriebsrätin der Angestellten bei Swarovski, äußerte die Sorge, dass die 50 gestrichenen Stellen der Auftakt zu einer weiteren großen Welle von Jobabbau sein könnten.
„Wir haben im Moment unsere Zweifel. Diese Anpassungen machen wir seit 17 Jahren. Und es wird halt immer nur bei der Belegschaft angepasst und selten in der Führungsebene, die wird leider immer größer. Wir haben leider zurzeit das Vertrauen in diese Führungsmannschaft verloren, dass die uns wieder nach vorne bringt“, erklärte sie.
Trotz der aktuellen Entwicklungen plant Swarovski weiterhin Investitionen in den Standort Wattens. Der Schwerpunkt liege auf Technologie, Innovation und Nachhaltigkeit, wie die kürzlich angekündigte neue CO2-neutrale Glasschmelzanlage zeigen soll. Diese soll im Frühjahr in Betrieb genommen werden. Das Management betonte sein „klares Bekenntnis“ zum Standort Wattens.
Swarovski beschäftigt derzeit 2.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und plant, den Standort Wattens „nachhaltig und profitabel“ weiterzuentwickeln. Jerome Dandrieux, General Manager von Wattens und globaler Personalverantwortlicher, erklärte schriftlich:
„Auch wenn der Verlust jedes einzelnen Arbeitsplatzes schmerzlich ist, sind wir weiterhin fest entschlossen, unsere Kolleginnen und Kollegen verantwortungsvoll und im Einklang mit den Werten und Grundsätzen des Unternehmens zu unterstützen.“
Dazu gehöre ein umfassendes Maßnahmenpaket, das finanzielle Unterstützung, Weiterbildung durch die Swarovski Arbeitsstiftung, zusätzliche Qualifizierungsangebote und Hilfe bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen umfasst. Doch „des Reichen Pflicht“ bleibt weiterhin leeres Wort – man bedenke, dass der Kristallkonzern im Jahr 2020 immerhin noch 6600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Tirol zählte. Diese wurden nach und nach unter fadenscheinigen Begründungen abgebaut, mit desaströsen Folgen auch für den Ort selbst, der so Kommunalsteuern verliert. Die Geschichte wiederholt sich: Trotz wohlklingender Maßnahmenpakete setzt Swarovski den schrittweisen Abbau von Arbeitsplätzen fort, während eine kollektive gewerkschaftliche Aktion, die diesem schleichenden Niedergang des Standorts entgegentreten könnte, weiterhin ausbleibt.
Quelle: ORF