Der Forvia-Hella-Konzern stellt die profitgetriebene Standortfrage: Im Südburgenland wird zu teuer produziert, daher erfolgt ein Kahlschlag beim Personal in Großpetersdorf. Doch auch nach dem Personalabbau bleibt das Werk gefährdet.
Oberwart. Die Hella Fahrzeugteile Austria GmbH im südburgenländischen Großpetersdorf hat angekündigt, ca. 225 Beschäftigte abzubauen – dies entspricht mehr als der Hälfte der gesamten Belegschaft. Diese Entscheidung wude in der Zentrale der Hella-Muttergesellschaft im deutschen Lippstadt getroffen. Der internationale Autozulieferer ist jedoch selbst eine Tochter des französischen Konzerns Forvia.
Für den Ort und die wirtschaftlich schwierige Region ist der Personalabbau im Bezirk Oberwart ein schwerer Schlag. Das Hella-Werk in Großpetersdorf stellte über vier Jahrzehnte hunderte Arbeitsplätze, nun werden die verbliebenen 400 mehr als halbiert – und man wird sehen, ob es damit getan ist. Vorerst wird die Montage – es geht im Werk um Beleuchtungslösungen für Fahrzeuge – vollständig abgesiedelt, Spritzguss und Veredelung sollen in Großpetersorf verbleiben, heißt es vorerst.
Dass man ein gut funktionierendes, technologisch hochstehendes Werk mit 400 qualifizierten Angestellten einfach so runterfährt, erscheint zunächst seltsam. Doch dem internationalen Mutterkonzern geht es nicht um Arbeitsplätze oder regionale Entwicklung, er hat nur ein einziges Interesse: Wo kann man am billigsten produzieren lassen? Anders gesagt: Die 225 Jobs im Südburgenland gehen deshalb verloren, weil der Konzern nicht bereit ist, den Angestellten anständige Löhne zu bezahlen. Daher wird in Billiglohnländer verlagert. So läuft das im Kapitalismus.
Notwendig wäre das natürlich nicht. Für Hella ist Großpetersdorf ein Nebenschauplatz. Der Konzern verfügt weltweit über 125 Standorte mit 37.000 Angestellten, die zuletzt acht Milliarden Euro Umsatz erwirtschafteten. Das wäre ja alles in Ordnung. Aber jetzt, wo der Kapitalismus in seiner selbst verschuldeten Krise und mitten in einer Rezession ist, muss man Profite sichern, indem man “spart”: Bei Jobs und Standorten in Österreich, womit sich die Deindustrialisierung weiter fortsetzt, die Arbeitslosigkeit wächst, während Wirtschaftsleistung und Staatseinnahmen weiter schrumpfen. Kurz gesagt: Die Gier des Kapitalismus ruiniert sein eigenes Wirtschaftssystem – zulasten der arbeitenden Bevölkerung.
Quelle: ORF