Während sich weite Teile der Welt mit Rezession, Teuerung, Wohnungsnot und Armut konfrontiert sehen, vermeldet der neue „World Wealth Report“ des Beratungsunternehmens Capgemini: Die Zahl der Reichen war noch nie so hoch wie heute – und ihr Vermögen ebenfalls nicht. Im Jahr 2024 verfügten weltweit rund 23,4 Millionen Menschen über ein anlagefähiges Vermögen von mindestens einer Million US-Dollar – ein Anstieg um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Gesamtvermögen dieser privilegierten Minderheit stieg auf 90,5 Billionen Dollar, was einem Zuwachs von 4,2 Prozent entspricht.
Die Profiteure dieses Aufschwungs sitzen – wenig überraschend – vor allem in den USA: Mit 7,9 Millionen Millionärinnen und Millionäre führen sie das weltweite Ranking an. Es folgen Japan (3,9 Mio.), Deutschland (1,6 Mio.) und China. Allein diese vier Staaten vereinen fast zwei Drittel der globalen Vermögenselite auf sich. Es ist eine Verschiebung, die nichts mit individueller Leistung zu tun hat – dafür umso mehr mit einem ökonomischen System, das auf die Konzentration von Reichtum bei wenigen und auf die systematische Enteignung der Mehrheit setzt.
In Europa ging die Zahl der Dollar-Millionäre zwar leicht zurück – um 2,1 Prozent. In Deutschland verloren über 40.000 Personen ihren Millionärsstatus, in Frankreich waren es 21.000. Ursache dafür seien laut Capgemini vor allem die stagnierende Wirtschaft und sinkende Immobilienpreise. Für Superreiche stagniert hingegen nichts: Die Zahl der „ultravermögenden“ Personen – also jener, deren Vermögen weit über die Millionengrenze hinausgeht – stieg in Europa um 3,5 Prozent. Das bedeutet: Weniger Millionäre, aber mehr Milliardäre – eine klare Zunahme der Vermögenskonzentration.
In Österreich sank die Zahl der Dollar-Millionäre leicht – von 169.600 (2022) auf etwas weniger im Jahr 2024. Ihr gemeinsames Vermögen: knackige 461 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Das entspricht mehr als dem gesamten österreichischen Bundesbudget.
Was bleibt, ist ein Land, in dem sich eine winzige Minderheit von Vermögensbesitzerinnen und ‑besitzer über ein halbes Billionen-Dollar-Vermögen teilt, während gleichzeitig Leistungen gekürzt, Pensionen gedeckelt und das Gesundheitswesen kaputtgespart wird.
Dass der aktuelle Reichtumsschub vor allem auf den steigenden Aktienkursen basiert, macht deutlich, wie abgekoppelt das Wachstum des Kapitals von der realen Wirtschaft längst ist. Es ist ein Kapitalismus ohne reale Grundlage, gespeist aus Spekulation, Zentralbank-Geld und politischer Kumpanei mit den Eliten. Während die arbeitende Bevölkerung unter Inflation, Mietpreisen und Arbeitsplatzunsicherheit leidet, feiern Anleger Rekordrenditen.
So funktioniert Klassenherrschaft im 21. Jahrhundert: Wer hat, dem wird gegeben – wer arbeitet, darf zahlen.
Quelle: ORF