Von der Burger-King-Krone zum Auslieferungsbegehren: Der Tiroler FPÖ-Chef Markus Abwerzger steht im Zentrum eines Skandals, der nicht nur seine politische Zukunft infrage stellt – sondern erneut die tiefen rechtsextremen Abgründe innerhalb der Freiheitlichen Partei Österreichs offenlegt.
Mit scheinbar harmlosen Clips auf Social Media wollte die FPÖ Tirol „junge Menschen erreichen“. Tatsächlich erreichte sie: die radikale Rechte. In einem Video schlendert Landesparteiobmann Markus Abwerzger lachend mit einer Burger-King-Krone durch den Flughafen – ein direkter Verweis auf ein US-Meme mit rassistischem Hintergrund, das in rechtsextremen Foren kultisch verehrt wird. Andere Clips greifen Verschwörungsmythen auf, wie etwa einen „Anruf der Vril-Gesellschaft“, einem obskuren antisemitischen Geheimbund.
Codes aus der Szene, Kommentare von Holocaust-Leugnern
Die Brisanz liegt nicht nur in der Symbolik der Videos, sondern auch in deren Kommentarsektionen. Dort tauchten mehrfach Codes auf wie „271k“ – ein bei Holocaust-Leugnern gängiger Verweis auf angeblich „nur“ 271.000 ermordete Jüdinnen und Juden. Selbst Hakenkreuze waren zu sehen – tagelang blieb das alles online. Erst nach massiver öffentlicher Kritik und einem Krisentreffen in der Partei wurden die Inhalte gelöscht und die Kommentarfunktion deaktiviert.
„Ein wahrer rechtsextremer Abgrund, der sich hier auftut“, resümierte die Tiroler Grünen-Abgeordnete Zeliha Arslan. Sie wirft Abwerzger vor, sich seit Jahren mit Personen aus der rechtsextremen Szene zu umgeben und ihnen gezielt Posten in der Partei zu verschaffen.
Die Partei taucht ab – und die Justiz wird aktiv
Statt sich den Vorwürfen zu stellen, verfällt die FPÖ Tirol in Schockstarre. Bisher ist keine Stellungnahme von Abwerzger. Landesparteisekretär Haslwanter kündigt ein besseres „Qualitätsmanagement“ an – eine Ausrede, die kaum jemand ernst nimmt. Gleichzeitig prüft die Staatsanwaltschaft Innsbruck den Tatbestand der Verhetzung und hat inzwischen ein Auslieferungsbegehren gegen Abwerzger eingebracht. Die Entscheidung über die Aufhebung seiner politischen Immunität soll im Herbst fallen.
Muster rechter Strategie: Radikalisierung durch Meme-Politik
Politologin Lore Hayek warnt vor der eigentlichen Absicht hinter der FPÖ-Medienstrategie: junge, politikferne Menschen durch zugespitzte Memes, Ironie und gezielte Grenzüberschreitungen anzusprechen – und dadurch zu radikalisieren. Die Sprache der FPÖ ist längst von Codes und Symbolen durchzogen, die in rechtsextremen Netzwerken wie selbstverständlich verstanden werden. Die Partei bietet damit eine Plattform, auf der extrem rechte Inhalte nicht nur toleriert, sondern bewusst eingesetzt werden – mit kalkulierter Anschlussfähigkeit an bürgerliche Wählerschichten.
Auch Kickl unter Beschuss
Nicht nur Abwerzger, auch Bundesparteiobmann Herbert Kickl steht aktuell unter juristischer Beobachtung. Die Staatsanwaltschaft Wien beantragte ebenfalls die Aufhebung seiner Immunität – Kickl hatte den SPÖ-Vorsitzenden Andreas Babler öffentlich als „linke Zecke“ beschimpft. Babler hat nun eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft eingebracht. Anstatt sich zu mäßigen, reagierte die Parteispitze trotzig: Generalsekretär Hafenecker sprach von „Hilflosigkeit“ Bablers – ein durchschaubarer Versuch, die Täterrolle in eine Opferrolle zu verkehren.
Ein System, kein Einzelfall
Die jüngsten Enthüllungen machen deutlich: Was von der FPÖ als „Einzelfälle“ dargestellt wird, ist längst System. Eine gezielte Kommunikation am rechten Rand, ein ideologisches Spiel mit Codes und die bewusste Überschreitung gesellschaftlicher Normen – all das sind zentrale Elemente des freiheitlichen Erfolgsmodells. Doch die Reaktionen aus der Partei zeigen ebenso, dass die FPÖ nicht bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.