Der irischen Band Kneecap wurde zwei Wochen vor ihrem geplanten Auftritt beim Sziget-Festival in Budapest die Einreise verwehrt. Laut der ungarischen Regierung sind sie eine Gefahr für die nationale Sicherheit. Ihnen werden antisemitische Hassparolen sowie die Verherrlichung von Terrorgruppen vorgeworfen.Die Band weist diese Anschuldigungen strikt zurück.
Budapest. Das Rap-Trio, das für seine Palästina-Solidarität bekannt ist, findet in ihrem aktuellen Instagram-Beitrag klare Worte für die Repression Orbans: Sie beschreiben es als „fu**ing Skandal, dass dies von einem Mann kommt, der den verurteilten Kriegsverbrecher Netanjahu erst vor einigen Wochen wie einen Helden willkommen geheißen hat.“
Die politische Zensur der ungarischen Regierung zeigt erneut, wie mit Künstler:innen umgegangen wird, die Solidarität mit Palästina zeigen. Für Kneecap ist das nicht das erste Mal. Erst vor einigen Monaten wurde der Livestream ihres Auftritts beim Coachella Festival in Kalifornien frühzeitig abgebrochen. Kurz darauf hat ihnen ihre US-Agentur gekündigt. Auch ihr Auftritt beim Glastonbury Festival in Großbritannien stand unter scharfer Kritik.
Grund dafür ist u.a. das Video einer Show in London von November 2024. Es zeigt wie Liam Óg Ó hAnnaidh, einer der Rapper von Kneecap, eine Flagge der libanesischen Hisbollah hält. Diese ist eine vom politischen Westen (auch von Österreich) als Terrororganisation eingestufte politische Bewegung mit einem bewaffneten Arm, der gegen Israel kämpft. Die Flagge wurde ihm von Fans auf die Bühne geworfen, laut eigenen Angaben wusste er nicht, wofür sie steht. Kneecap gab an, dass sie weder die Hamas noch die Hisbollah unterstützen. Auch ihr Auftritt in Kalifornien wurde stark kritisiert. Insbesondere, da sie auf den Bildschirmen die Worte „Fu** Israel, Free Palestine“ abspielten. Laut der geläufigsten Definition von Antisemitismus kann Kritik an Israel jedoch nicht als antisemitisch gesehen werden, wenn sie mit der an anderen Ländern vergleichbar ist. Diese „Working Definition“ der International Holocaust Remembrance Alliance haben u.a. der amerikanische Senat sowie die Europäische Union übernommen.
Die Einreiseverweigerung und die Machtspiele der ungarischen Regierung sind somit bloß eins: Ein Ablenkungsversuch vom Aushungern der palästinensischen Bevölkerung und die Kriminalisierung von Musiker:innen, die politische Haltung zeigen. Ähnlich beschreibt auch die Band das Vorgehen Ungarns. Kneecap ist daher besonders eins wichtig: So wie die etwa 200 000 Teilnehmer:innen der Budapest Pride, werden auch sie nicht aufhören für das zu kämpfen, was richtig ist. Aus dem Grund beenden sie ihr Statement auf Instagram auch mit den Worten: „Free Palestine, Tiocfaidh ár lá [übers.: Unser Tag wird kommen], Fu** Viktor Orban“. Auch die Veranstalter:innen des Sziget-Festivals sehen das Vorgehen der ungarischen Regierung als unnötig an und beschreiben es als Kulturboykott.
Quellen: ORF/BBC/The Guardian/Al Jazeera/Instagram