Waldbrände wüten unkontrolliert, tausende Menschen evakuiert – Kommunistinnen und Kommunisten springen dort ein, wo der Staat versagt. Auch Urlaubsregionen betroffen.
In Griechenland und der Türkei reißen die Waldbrände nicht ab. Tagelange Hitze, Trockenheit und starker Wind haben Dutzende Feuer entfacht – mit dramatischen Folgen. Mehrere Regionen stehen in Flammen, Ortschaften werden evakuiert, die Einsatzkräfte kämpfen teils am Limit. Während Behörden mit der Koordination ringen, wächst die Kritik am staatlichen Krisenmanagement. Die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) und die Kommunistische Partei der Türkei (TKP) werfen den Regierungen in Athen und Ankara massives Versagen vor.
In Griechenland ist die Lage rund um Athen besonders dramatisch. Nördlich des Stadtzentrums tobt ein Großbrand, der bereits Häuser zerstört hat. Evakuierungen wurden eingeleitet, 27 Menschen konnten in letzter Minute in Sicherheit gebracht werden. Einsatzkräfte – darunter die Feuerwehr, Freiwillige sowie zahlreiche Löschflugzeuge und Hubschrauber – kämpfen gegen die Flammen, die durch starken Wind angefacht werden. Aufgrund fehlender Nachtflugfähigkeit ruhen Luftlöscheinsätze jedoch nach Sonnenuntergang – ein strukturelles Problem, das seit Jahren bekannt ist.
Auch in Euböa, auf Kythira und im Südwesten des Peloponnes wüten Brände. Auf Kythira durchquerten die Flammen weite Teile des Inselinneren, Dörfer mussten evakuiert werden. Besonders tragisch: Menschen wurden über das nationale Warnsystem in Küstenregionen gelenkt – von wo sie dann notdürftig per Boot evakuiert werden mussten. In vielen Regionen klagen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister über fehlende Luftunterstützung und schlechte Koordination.
Die KKE kritisiert das staatliche Versagen scharf. Mitglieder der Partei beteiligen sich aktiv an der Brandbekämpfung – etwa in Nordost-Athen, wo Freiwillige gemeinsam mit Bewohnerinnen und Bewohnern ihre Häuser gegen die Flammen verteidigten, lange bevor offizielle Kräfte eintrafen. Das Motto: „Nur das Volk rettet das Volk.“
Auch in der Türkei sind die Brände verheerend. Besonders die westtürkische Provinz Bursa steht im Fokus. Zwischen den Bezirken Gürsu und Kestel brennt ein riesiges Waldgebiet, über 1.700 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Die Flammen näherten sich dicht besiedelten Gebieten, Verkehrsverbindungen wie die Autobahn Bursa–Ankara wurden gesperrt. In Karabük wurden bereits über 60 Ortschaften evakuiert – eine Region, in der das Feuer bereits den vierten Tag lang wütet. Auch in Antalya, Uşak, Kahramanmaraş und weiteren Provinzen dauern die Brände an.
Massive Kritik kommt von der Kommunistischen Partei der Türkei (TKP). Die Parteiorganisation in Bursa sprach von „staatlicher Fahrlässigkeit“ und „systematischer Verantwortungslosigkeit“, die letztlich den einfachen Bürgerinnen und Bürgern zum Verhängnis werde. Parteimitglieder riefen zur Solidarität auf und stellten Wohnraum für obdachlos gewordene Familien zur Verfügung. In einem öffentlichen Statement heißt es: „Wieder einmal zahlt die Bevölkerung den Preis für das Versagen der Behörden – die statt der öffentlichen Sicherheit die Interessen des Kapitals schützen.“
Strukturelle Probleme offengelegt
Die Brände offenbaren grundlegende strukturelle Defizite in beiden Ländern: mangelnde Prävention, veraltete Ausrüstung, unterbesetzte Feuerwehren und fehlende Koordination. In beiden Staaten wird deutlich, dass Umwelt- und Katastrophenschutz oft dem Rotstift zum Opfer fallen – mit tödlichen Folgen. Auch warnen Fachleute vor der zunehmenden Brandgefahr durch den Klimawandel. Höhere Temperaturen und längere Trockenperioden machen Mittelmeerländer besonders anfällig für großflächige Brände.
Auswirkungen auf Tourismus und Bevölkerung
Urlaubsregionen wie Antalya oder Kythira sind ebenfalls betroffen – mit potenziell verheerenden Folgen für den Tourismus. Hotels in Brandnähe mussten geräumt werden, Rauchschwaden legten sich über beliebte Strände. Der wirtschaftliche Schaden für die betroffenen Regionen ist noch nicht absehbar – ebenso wenig wie das Ausmaß der ökologischen Zerstörung.
Ausblick: Nächste Hitzewelle steht bevor
Die Wetterprognosen lassen kaum Entspannung erwarten. Auch in den kommenden Tagen bleibt die Waldbrandgefahr extrem hoch. Während die Feuerwehr an vorderster Front kämpft, wächst der öffentliche Druck auf die Regierungen in Athen und Ankara, endlich tiefgreifende Reformen einzuleiten – im Katastrophenschutz, in der Umweltpolitik und in der Krisenkoordination.
Quelle: ORF/902.gr/902.gr/soL/soL