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Schweizer Kommunisten protestieren vor Ceneri-Basistunnel

Der Ceneri-Basistunnel schließt ein gewaltiges transalpines Eisenbahnprojekt der Schweiz ab – kommunistische und linke Organisationen erinnern an die Opfer der Bauarbeiten

Tessin. Mit der nunmehrigen Fertigstellung und feierlichen Eröffnung des 15 Kilometer langen Ceneri-Basistunnels ist das größte Verkehrsinfrastrukturprojekt der jüngeren Schweizer Geschichte vorläufig beendet. Die „Neue Eisenbahn-Alpentransversale“ (NEAT) – oder nach dem SBB-Subunternehmen auch „AlpTransit“ genannt – markiert eine direktere und schnellere Nord-Süd-Eisenbahnunterquerung der Alpen, die zudem den Güterverkehr vermehrt von der Straße auf die Schiene bringen soll. Der 2006 begonnene Ceneri-Basistunnel verbindet innerhalb des Kantons Tessin Vigana und Vezia oder, um die nächsten größeren Bahnhöfe zu nennen, Bellinzona und Lugano. Er schließt nun die letzte Lücke des NEAT-Ausbaus und bildet die Ergänzung zum 2016 eröffneten Gotthard-Basistunnel, der weiter nördlich liegt und zwischen Erstfeld (Uri) und Bodio (Tessin) unter dem Gotthard-Massiv verläuft – mit 53 Kilometern ist der GBT vorläufig, nämlich bis zur Fertigstellung des Brenner-Basistunnels zwischen Österreich und Südtirol, der längste Eisenbahntunnel der Welt. Das Schweizer Gesamtprojekt orientiert auf die Verbindung Zürich-Mailand bzw. in gesamteuropäischer Dimension gedacht schließlich Rotterdam-Genua.

Todesfälle beim Bau des Gotthard-Basistunnels

Zur Einweihung des Ceneri-Basistunnels am 4. September 2020 fand sich auch eine Protestkundgebung linker Parteien und Organisationen ein, darunter Delegationen der Partito Comunista (Kommunistische Partei der italienischen Schweiz) sowie der Partito Operaio e Popolare (Arbeiter- und Volkspartei, Tessiner Sektion der Partei der Arbeit der Schweiz). Diese kamen freilich nicht, um den Bau der NEAT generell zu kritisieren, denn dieser wird als große Leistung sowie als ökologisch bedingte Notwendigkeit angesehen – vielmehr ging es ihnen um die Erbauer und deren Schicksal. Unter dem Motto „Gerechtigkeit für die Arbeiter, die AlpTransit gebaut haben“ erinnerten die Kommunisten an die Todesfälle und Verletzten, aber auch an die fragwürdigen Bedingungen bei der Errichtung des Gotthard- und des Ceneri-Basistunnels. Im Zuge der Arbeiten für den GBT kamen zwischen 1999 und 2016 neun Arbeiter ums Leben – immerhin weniger als beim alten Gotthardtunnel (1872–1882), als es fast 200 Tote gab, davon vier streikende Bauarbeiter aus Italien, die 1875 von der Schweizer Polizei erschossen worden waren.

Fragwürdige Arbeitsbedingungen und mafiöse Praktiken

Abgesehen von den tödlichen Arbeitsunfällen, die auf unzureichende Sicherheitsvorkehrungen der Baukonzerne hinweisen, geht es auch im die konkreten Arbeitsbedingungen: Jene römische Baufirma, die unter dubiosen Umständen den Zuschlag bekommen hatte, setzte auf billige Kontraktarbeiter, zum Gutteil Italiener, die freilich nach italienischem statt nach Schweizer Tarif entlohnt wurden. Aber auch auf albanische Arbeiter, die noch niedriger bezahlt wurden, unter erbärmlichen Bedingungen untergebracht waren und offenbar einen Teil ihres Lohnes an mafiöse „Arbeitsvermittler“ abliefern mussten. Dies sind Zustände, die schon den italienischen und EU-Regelungen kein gutes Zeugnis ausstellen, doch in der Schweiz darf man sie womöglich als sittenwidrig, allenfalls amoralisch ansehen. Die Protestkundgebung verlangte in einer gemeinsamen Stellungnahme, dass die Schweizer Justizbehörden alle Vorkommnisse und Arbeitsverhältnisse genau untersuchen, Missstände und Verbrechen aufklären sowie Schuldige zur Verantwortung ziehen. Die beteiligten Organisationen hielten fest, dass man die NEAT-Bauwerke nicht feiern könne, „ohne der Toten, Verletzten und Ausgebeuteten bei der Verwirklichung dieses großen Werkes zu gedenken“, da sich derartiges nicht wiederholen dürfe.

Quelle: sinistra​.ch

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