HomeInternationalesKampf um Erhalt der koreanischen Friedensstatue in Berlin

Kampf um Erhalt der koreanischen Friedensstatue in Berlin

Seit dem 7. Oktober kämpft der Korea-Verband in Berlin um den Erhalt der kaum zehn Tage vorher enthüllten Friedensstatue zum Gedenken der von der japanischen Armee misshandelten „Trostfrauen“. Ein Zwischenerfolg wurde erreicht und der Korea-Verband hofft auf weitere Gesprächsbereitschaft

BRD/Berlin. Laut der Pressemitteilung des Bezirksamts Mitte darf die umkämpfte Friedensstatue „vorerst stehen bleiben“. Der Korea-Verband musste hierfür tatsächlich vor dem Verwaltungsgericht gegen den Widerrufsbescheid des Bezirksamts Mitte einen Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz stellen. Dadurch ist nun die für den 14. Oktober gesetzte Frist zum Abbau des Denkmals als hinfällig zu betrachten. 

Neben der Beteuerung, das Bezirksamt Mitte verurteile „jede Form von sexualisierter Gewalt gegen Frauen, auch und insbesondere in kriegerischen Konflikten, unabhängig von Zeit, Ort und Verursachern.“, ließ der Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Bündnis 90/Die Grünen) verlauten: „Wir werden die Zeit nutzen, um unsere eigenen sowie die Argumente aller beteiligten Akteurinnen und Akteure in diesem komplexen Disput erneut gründlich abzuwägen. Wir wünschen uns einen Kompromissvorschlag, der den Interessen des Korea-Verbands sowie den Interessen der japanischen Seite gerecht werden kann. Es wäre begrüßenswert, das Mahnmal so zu gestalten, dass alle Beteiligten damit leben können.“

Es stellt sich aber doch die Frage, was denn so anstößig an der Friedensstatue sein soll und ob man hier wirklich einen Kompromiss finden muss zwischen den „Interessen“ des Opfer- und des Täterlandes. Schon aus einer rein ethischen Sicht der Dinge müsste wohl dem koreanischen Volk der Vorrang bei der Entscheidungsfindung gegeben werden. Die eigene Partei steht jedenfalls (wiewohl aus Gründen der „Kunstfreiheit“ und „unabhängige[r] Erinnerungskultur“) hinter dem Erhalt des Monuments, ebenso wie die SPD Berlin-Mitte. 

Ein Mahnmal gegen sexualisierte Kriegsgewalt an Frauen

Bei der Friedensstatue handelt es sich um ein Denkmal, das im Auftrag der AG „Trostfrauen“ des Korea-Verbands errichtet und am 28. September 2020 offiziell an der Ecke Birkenstraße und Bremer Straße enthüllt wurde. Es soll an die mehr als 200.000 Mädchen und Frauen aus 14 Ländern erinnern, die im Zuge des Asien-Pazifik-Krieges von 1931 bis 1945 brutalsten sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung und Versklavung von der faschistischen japanischen Armee erlitten und unter dem Begriff „Trostfrauen“ traurige Bekanntheit erlangt haben. Seit Jahren werden solche (und andere) im Krieg begangene Grausamkeiten vom japanischen rechten Spektrum geleugnet, die Regierung in Tokio stellt ihr Land ausschließlich als Opfer dar und lehnt bis heute eine Diskussion über Kriegsschuld ab.

Das Denkmal wird dabei den Forderungen der Überlebenden nach Anerkennung, Aufarbeitung – aber auch Entschuldigung, die sie bis heute nicht als erfüllt betrachten, gerecht. Auch soll sie auf die Kontinuität sexualisierter Gewalt gegen Frauen in kriegerischen Konflikten so wie auch in Friedenszeiten aufmerksam machen. Die Vorsitzende des Korea-Verbands, Nataly Jung-Hwa Han, sprach hierbei von aktiver Mahnungs- und Erinnerungskultur: „Die Friedensstatue soll mahnen und erinnern, sowie den Ansporn geben, Verbrechen an Mädchen und Frauen zu verfolgen, zu ahnden, und letztendlich aus der Welt zu schaffen“

Für die Errichtung der Statue wurde ein aus 30 zivilgesellschaftlichen Organisationen bestehendes Bündnis ins Leben gerufen, um deren Erhalt und Pflege zu gewährleisten.

Bis 14. Oktober Zeit, die Friedensstatue zu entfernen

Schon am 7. Oktober wurde dem Korea-Verband von Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel mitgeteilt, dass die Friedensstatue innerhalb einer Woche entfernt werden müsse. Dieser Umstand stieß im Korea-Verband auf Unverständnis, nicht zuletzt durch die offizielle Begründung des Bezirksbürgermeisters: „Mit der „Friedensstatue“ und ihrer Texttafel wird ein politisch-historisch belasteter und komplexer Konflikt zwischen zwei Staaten aufgegriffen, der sich nicht für die Aufarbeitung in Deutschland eignet. Der Bezirk Mitte ist Heimat für Menschen aus weit mehr als 100 Nationen, die in toleranter, offener, friedlicher und respektvoller Weise miteinander umgehen.“ Um eben dieses friedvolle Miteinander weiterhin aufrechtzuerhalten, müsse das Bezirksamt eben „grundsätzlich auf Parteinahmen in zwischenstaatlichen und insbesondere historischen Konflikten verzichten.“ Problematisch an der Friedensstatue sei, dass sie als Stellungnahme gegen sexualisierte Gewalt gegen Frauen in bewaffneten Konflikten im Allgemeinen gedacht gewesen sei, so aber thematisiere sie „ausschließlich das Verhalten der japanischen Armee“.

Der Korea-Verband hingegen macht in seiner diesbezüglichen Stellungnahme darauf aufmerksam, dass die japanische Regierung durch Außenminister Toshimitsu Motegi schon bald nach der Enthüllung Druck auf das Auswärtige Amt, den Berliner Senat und das Bezirksamt Mitte ausgeübt hat. Dabei habe der Korea-Verband, so Vorsitzende Nataly Jung-Hwa Han, von Anfang an transparent gearbeitet „und auch darauf hingewiesen, dass mit deutlichen Protesten der japanischen Regierung zu rechnen sei.“ 

Neben offiziellen Stellungnahmen, einem offenen Brief der AG „Trostfrauen“ mit fast 2000 Unterzeichnenden (Stand: 13. Oktober), einer Online-Petition mit 6887 Unterzeichnenden (Stand: 14. Oktober) stellte der Korea-Verband auch für den 13. Oktober eine Demo unter dem Slogan „Berlin, sei mutig! Die Friedensstatue muss bleiben!“ mit etwa 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die Beine. 

Quelle: Bezirksamt Berlin Mitte/Bezirksamt Berlin Mitte/Bündnis 90 Die Grünen/Korea-Verband e.V./Korea-Verband e.V.

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