Gastautor: Gerhard Oberkofler, geb. 1941, Dr. phil., Universitätsprofessor i.R. für Geschichte an der Universität Innsbruck
Eine Erinnerung an die „gezielte Tötung“ des kongolesischen Befreiungskämpfers Patrice Lumumba im Auftrag des US-Imperialismus
Der Kongo im Visier der europäischen Zivilisation
Ungedruckt gebliebene Notizen des jüdisch-österreichischen Kommunisten Bruno Frei (1897–1988) mit dem Titel „Schwarze Magie – einst und jetzt. Lumumbas Ermordung und die Wiener Presse“ (1961) gaben dem Autor zu dieser historischen Erzählung den Anstoß.[1] Grundlage dazu sind die im Archiv der Republik Österreich erhalten gebliebenen Berichte des seit 1958 in Brüssel als österreichischer Botschafter tätigen Ernst Lemberger (1906–1974).[2] Dieser informierte mit viel sozialpolitischem Engagement dem seit 1959 als österreichischer Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten wirkenden Bruno Kreisky (1911–1990). Beide, Kreisky und Lemberger, kannten sich aus der sozialistischen Arbeiterbewegung in Wien vor 1938 und vertrauten einander. Lemberger hat sich im Maquis durch seinen aktiven Einsatz einen hoch geachteten Namen (Jean Lambert) erworben und beteiligte sich nach der Befreiung Österreichs im diplomatischen Dienst mit zurückhaltender Anlehnung an die westlichen Mächte am Wiederaufbau Österreichs.[3]
Der Kongo ist mit 2.344.858 km2 ein riesig großes Land mit französischer Amtssprache und hat heute etwa 95 Millionen Einwohner.[4] Auf der von Otto von Bismarck (1815–1898) einberufenen und mit bevollmächtigten Vertretern von fünfzehn Staaten beschickten Berliner Kongo-Konferenz (1884/1885), bei der über die Aufteilung Zentralafrikas unter verschiedenen Kolonialmächten beraten wurde, wurde der Kongo als „Privatkolonie“ des von den belgischen Oligarchen bejubelten Leopold II. (1835–1909) anerkannt. Die habsburgische Räuberdynastie war auf der Konferenz vertreten und stimmte allem zu, zumal Leopold II. mit ihr im selben Adelsboot saß. Im Kongo wurde vom christlichen Europa aus über die Jahrzehnte hinweg eine Gewaltherrschaft etabliert, die zu den grausamsten Sklavensystemen der Geschichte gehört. Vier Fünftel der kongolesischen Völker lebte in Dorfgemeinschaften. Die Verhältnisse entwickelten sich unter dem Kolonialregime analog den Gesetzen zu Beginn der kapitalistischen Entwicklung in Frankreich oder England. Karl Marx (1818–1883) beschreibt, wie durch den Akkumulationsprozess des Kapitals „das von Grund und Boden gewaltsame expropriierte, verjagte und zum Vagabunden gemachte Landvolk durch grotesk-terroristische Gesetze in eine dem System der Lohnarbeit notwendige Disziplin hingepeitscht, ‑gebrandmarkt, ‑gefoltert“ wurde.[5]
Leopold II. ist im Heute von Brüssel, das als Herz der Europäischen Union gilt, präsent. Trotz aller seiner Menschheitsverbrechen ist er ein repräsentativer Verbündeter der europäischen katholischen Kirche. Kardinal Désiré-Joseph Mercier (1851- 1926) trat an seine Seite, als er 1905 den Grundstein für die erst 1970 eröffnete riesige Basilique Nationale du Sacré-Coeur im Bezirk Koekelberg von Brüssel legte.[6] Amnesty International macht auf die vielen Denkmäler und Plätze aufmerksam, die noch immer an den Henker und Schänder Leopold II. erinnern.[7] Das zu Beginn des 20. Jahrhunderts von ihm errichtete und mit zusammengerafften Sammlungen von Wissenschaftlern und Missionaren reich bestückte Afrika-Museum (Musée Royal de l’Afrique Centrale) wurde von 2013 bis 2018 geschlossen und umgestaltet.[8] Um 1950 hat der jüdisch russische Schriftsteller Ilja Ehrenburg (1891–1967) in Brüssel das Kongo-Museum besucht. „Die Exponate des Museums dienten dazu“, erinnert sich Ehrenburg, „die Besucher vom Reichtum des Kongo und der geistigen Minderwertigkeit der dortigen Bevölkerung zu überzeugen: edelmütige Missionare, kultivierte Kolonisatoren und häßliche, wilde Neger. Uran, Gold, Kupfer, Zinn, Elfenbein, Kautschuk. Zehn Jahre später hätte man zu diesen Schätzen Ströme von Menschenblut hinzufügen können“.[9] Solche Museen, die zugleich Selbstporträts der von den herrschenden Eliten beauftragten Aussteller sind, gibt es weltweit. Hans Magnus Enzensberger (1929–2022) ist einem solchen „Wahn-Museum“ in Madrid begegnet.[10] Der in England wirkende, aus Polen stammende Schriftsteller Joseph Conrad (1857–1924) hat den Kongo selbst erlebt. Abgründe menschlichen Verhaltens aufgreifend erzählt „Heart of Darkness“ von einem weißen Agenten der strategisch wichtigen Kautschukgewinnung, der seine christlich europäische Zivilisation abgelegt hat. Die weißen belgischen Beamten waren meist geld- und sexgierige Junggesellen. Eine oder mehrere afrikanische Frauen mussten sich ihnen unterwerfen. Conrad blieb bei seiner Erzählung an der Oberfläche und hat das europäische Kolonialsystem nicht grundsätzlich kritisiert.[11] Francis Ford Coppola (*1939) hat sich in seinem Filmklassiker „Apocalypse Now“ (1979) von Conrad anregen lassen. Der aus Haiti stammende Dokumentarfilmer Raoul Peck (*1953) hat 2000 den auch im Fernsehen (Arte) gezeigten biografischen Film „Lumumba“ 2000 gedreht. Der französische Schriftsteller Éric Vuillard (*1968) berührt mit seiner Schilderung der Inbesitznahme des Kongo durch den „Bourgeoispharao“ Leopold II. und dessen Personal: „Es ging alles ganz schnell. In wenigen Monaten verschärfte sich das Grauen. […] Ein paar Worte: Man fängt Sie, man peitscht und tötet Sie. Man beugt sich über Ihre Leiche und hackt Ihnen die Hand ab. Das ist alles.“[12] Das Schlüsselbuch zur Kolonialgeschichte des Kongo hat 1998 der US-Amerikaner Adam Hochschild (*1942) mit „King Leopold’s Ghost. A Story of Gree, Terror, and Heroism in Colonial Africa“ geschrieben.[13] Wer über Auschwitz spricht, muss über die Ströme von Blut in Ruanda (1994) sprechen, muss vom Völkermord im Kongo oder Vietnam und insgesamt über den anhaltenden Terrorismus der westlichen Welt sprechen. Noam Chomsky und Andre Vltchek (1963–2020) haben darüber ein Gespräch geführt.[14] Der Befreiungstheologie Jon Sobrino SJ (*1938) hat die Dialektik der von wenigen Mächtigen und der in Massen geknechteten und in die Armut getriebenen Völker als engagierter Christ angeprangert.[15]
Im Jahr 1960 konstituierten sich in Afrika siebzehn neue Staaten, deren Völker sich formal von den Ketten des Kolonialjochs befreien konnten. Ende 1960 nahmen auf der 15. Sitzungsperiode der Vereinten Nationen (UNO) Delegationen von 21 afrikanischen Nationalstaaten teil, die in ihren unterschiedlichen politischen, ökonomischen und sozialen Strukturen von den Alptraumlasten des Kolonialismus geprägt waren. Der algerische Befreiungskampf dauerte bis zur Proklamierung der Demokratischen Volksrepublik Algerien am 25. September 1962 noch an.[16] Das Auftreten der formal unabhängigen afrikanischen Länder war von Verflechtungen mit der imperialistischen Politik angeleitet. Ausnahmen sind Kwame Nkrumah (1909–1972) von Ghana und Ahmed Sékou Touré (1922–1984) von Guinea, die dem Monopolkapitalismus nicht die Türen öffnen wollten. Der Afrikanist Endre Sík (1891–1978) hat als ungarischer Missionschef bei der UNO erlebt, wie einige Delegierte der unabhängig gewordenen ehemaligen französischen Kolonien sich verhalten haben: „Ich hatte ausgiebig Gelegenheit, die Delegationen Dahomes und Gabuns zu beobachten, die – genau wie die Franzosen – entsprechend der alphabetischen Ordnung in der Reihe vor uns saßen. Vor jeder Abstimmung ging entweder ein Mitglied dieser Delegationen zu den Franzosen, um sich Weisung zu holen oder ein französischer Delegierter kam zu ihnen, um sie anzuweisen wie sie zu stimmen hätten. […] Es kam sogar soweit, dass die Afrikaner gegen die von dem Revolutionär Lumumba geleitete Delegation der gesetzlichen kongolesischen Regierung stimmten, so dass sie mit Mehrheit aus der UNO ausgeschlossen und an deren Stelle die Leute des amerikahörigen [Joseph] Kasavubu [(1915–1969)] aufgenommen wurden“.[17] Die österreichischen Sozialdemokraten verehren Henry Kissinger (*1923). Er erzählt, dass Charles De Gaulle (1890–1970) in seiner Politik gegenüber den unabhängig gewordenen Afrikaländern „die zivilisatorische Mission Frankreichs“ aufrecht erhalten wollte.[18] Kissinger hat als Nationaler Sicherheitsberater 1970 „ein großangelegtes Bombardement gegen Kambodscha“ befohlen, es war, wie Noam Chomsky urteilt, „ein Aufruf zum Völkermord, wie man ihn nur selten in historischen Archiven findet“.[19] In den afrikanischen Ländern war der antikolonialistische Befreiungskampf aufgrund der historischen Bedingungen vor sehr unterschiedliche Probleme gestellt. Eine sozialistische Revolution mit der Umwandlung der alten kolonialistischen Verhältnisse war im Kongo nicht am Horizont, es fehlte an entschlossenen einheimischen Kadern, an Technologie und Infrastruktur und an der Zeit. Belgische, britische und US-amerikanische Unternehmen hatten nur die Riesenprofite versprechende Ausbeutung der reichen kongolesischen Vorkommen an Kupfer, Kobalt, Diamanten, Gold, Zinn, Mangan und Zink im Sinne. Kriegswichtig waren der USA das aus der Shinkolobwe-Mine im Kongo von der belgischen Union Miniére du Haut Katanga gelieferte Uranerz. 1958 baute General Atomic eine eigene Anlage zur Entwicklung der Kernenergie in Kinshasa. Mehr als 80 Prozent des für die Bomben von Hiroshima und Nagasaki benötigten Urans stammten aus dem Bergwerk Shinkolobwe.[20]
Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) spricht von „welthistorischen Individuen“, die auftreten, wenn sich „das Weiterschreiten verknüpft mit einer Herabsetzung, Zertrümmerung, Zerstörung der vorhergehenden Weise der Wirklichkeit“.[21] Patrice Lumumba (2. Juli 1925, Onalua bei Katako-Kombé – 17. Jänner 1961, Élisabethville / Lubumbashi)[22] ist eine solche welthistorische Leitfigur, mit dessen Namen sich ein Epocheneinschnitt verbindet. Lumumba gehört der Bantu–Ethnie an, die in den nordöstlichen Provinzen des Kongo zuhause ist. Als Postbediensteter in Stanleyville gründete er 1956 die Gewerkschaftsbewegung „Association du personnel indigène de la colonie“ und organisierte nach den Aufständen im Jänner 1958 das „Mouvement National Congolais“ (MNC), die sich über die Stammes- und Provinzgrenzen im Kongo ausbreitete. Lumumba wollte das herrschende Kolonialregime in „Belgisch Kongo“ definitiv beenden und den Weg zu einer unabhängigen kongolesischen Nation öffnen. Sein auf der Panafrikanischen Konferenz in Accra im Dezember 1958 vorgestellte Aktionsprogramm der am 5. Oktober 1958 gegründeten Kongolesischen Nationalbewegung beinhaltete den Wunsch, „dass in unserem großen Land ein demokratischer, moderner Staat errichtet wird, der Freiheit, Gerechtigkeit, sozialen Frieden, Toleranz, Wohlstand und Gleichheit ohne Diskriminierung für alle Bürger sichert“.[23] Im Dezember 1959 wurde Lumumba wegen seiner Angriffe auf das belgische Kolonialsystem verhaftet, dann aber zu der im Jänner 1960 einberufenen Table Ronde in Brüssel als Führer der stärksten kongolesischen Partei freigelassen.
Der US-Imperialismus schätzt Lumumba als Bedrohung ein
Zu Anfang Juni 1960 hat die Mouvement National Congolaise bei allen durch die tribalen Unterschiede bedingten Probleme mit mehr als ein Drittel aller Stimmen die Wahlen im Kongo für sich entschieden. Patrice Lumumba wurde erster Ministerpräsident der mit 30. Juni 1960 unabhängig gewordenen Republik Kongo (République du Congo). Als Staatspräsident des Kongo fungierte der Katholik Joseph Kasavubu. Es war ein erster Schritt in die Revolution hinein ohne jede Gelegenheit für einen friedlichen Ausbau. Während der Unabhängigkeitsfeier in Léopoldville (seit 1966 Kinshasa) hat der tiefkatholische belgische König Baudoin (1930–1993) das Kolonialregime mit allen seinen Metzeleien gerühmt: „80 Jahre lang hat Belgien dem Kongo seine besten Söhne geschickt, zuerst um das Kongo-Becken vom abscheulichen Sklavenhandel zu befreien, der die Bevölkerung dezimiert hatte; dann um die einst verfeindeten Stämme zusammenzubringen, die nun den größten aller unabhängigen Staaten Afrikas ausmachen werden.“ Und zum Schluss seiner Heuchelrede sagt Baudoin: „Jetzt liegt es bei Ihnen, meine Herren, sich unseres Vertrauens würdig zu erweisen“.[24] Der aufgebrachte Lumumba erwiderte vor den anwesenden Diplomaten und Vertretern der Presse wie vor seinen Landsleuten: „Wir haben erleben müssen, dass man uns verhöhnte, beleidigte, schlug, tagaus, tagein, von morgen bis abends, nur weil wir Neger waren. […] Wir haben erleben müssen, dass man unser Land raubte, aufgrund irgendwelcher Texte, die sich Gesetze nannten, aber in Wahrheit nur das Recht des Stärkeren verbrieften. […] Auch die Erschießungen, denen so viele unserer Brüder zum Opfer fielen, wir niemand von uns je vergessen, die Kerker, in die man gnadenlos alle warf, deren einziges Verbrechen es war, sich nicht länger einer Justiz fügen zu wollen, die das Geschäft der Unterdrücker und Ausbeuter besorgte“.[25] Die deutsche Journalistin Andrea Böhm (*1961) hat Filmaufnahmen gesehen mit den „fassungslosen, eisigen Mienen Baudoins und der Diplomaten“ und den Jubel der Landsleute von Lumumba.[26] Am 28. Juli 1960 schreibt Botschafter Lemberger an Außenminister Kreisky, dass seine Befürchtungen über die Entwicklung im Kongo noch bedeutend übertroffen worden seien, und zwar in einem Tempo und in einem Masse, „wie man es sich vorher wohl kaum hat vorstellen können“. „Bereits die Rede des neuen Ministerpräsidenten Lumumba anlässlich der Unabhängigkeitsfeierlichkeiten“, so argumentiert Lemberger, „liess nichts Gutes erwarten; sie war das Wetterleuchten, welches das Herannahen des Gewitters anzeigte. Durch die Ansprache des belgischen Königs, der in patriarchalisch-hochfahrender Art die Tätigkeit der Kolonialmacht in den Himmel hob und verschwieg, dass sich die Belgier – um einen von belgisch katholischen Kreisen geprägten Ausdruck zu gebrauchen – nicht „comme des enfants de choeur“ im Belgisch Kongo benommen haben, wurde er angesammelte Groll zum Ausbruch gebracht“. Lumumba sei empört gewesen, weshalb er, so meinte Lemberger, „mit einiger Übertreibung – zumindest für die letzten Jahrzehnte der Kolonialherrschaft diese als Sklaverei bezeichnet hat“. Seltsam, wie Lemberger die Benennung der belgischen Herrschaft im Kongo als Sklavenhalterregime als übertrieben findet! Lemberger war historisch gebildet, er sieht Lumumba als „Typus des unbesonnenen und ungeduldig auf sein Ziel zustrebenden Revolutionärs“ und charakterisiert ihn mit Tratsch angereichert: „Er ist ein ausgezeichneter Redner, voll Aktivität, hat stets unliebsame Frauen- und Geldgeschichten, ein kongolesischer [Georges] Danton [(1759–1794)] oder [Leo] Trotzki [(1879–1940)]. Kasavubu hingegen Revolutionär, unbestechlich, tugendhaft, mit vorbildlichem Familienleben, ein trockener Patron und schlechter Redner, doch gerade wegen seiner Berechnung, wegen seiner wissenschaftlichen Schulung weit gefährlicher als Lumumba. Er könnte mit [Maximilien de] Robespierre [(1758–1794)], vielleicht auch mit [Josef] Stalin [(1878–1953)] vergleichen werden“.[27] Die Ereignisse in Katanga würden, so Lemberger, „zeigen, dass dieses Experiment ebenso enden wird wie die Regierung der Chouane [d. s. die aufständischen Bretonen] in der Vendée und die Regierung Wrangel [Anton I.] Denekin [(1872–1947)] in der Krim“. Lemberger kommt im Oktober 1960 zur Schlussfolgerung: „Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass es den drei symptomatischen Revolutionsbewegungen im Kongo – die derzeit noch durch drei Regierungen ihren formalen Ausdruck finden – gelingen wird, allmählich ihre Fusion in eine Regierung durchzuführen. Es ist auch heute kaum mehr zweifelhaft, dass es dieser Zentralregierung weiters gelingen wird, die gegenrevolutionären Sezessionsbestrebungen an der Peripherie des Landes in föderalistische Bewegungen abzuschwächen. Aufgabe der Vereinten Nationen wird es sein, weiterhin dafür zu sorgen, dass sich diese Entwicklung zur Konsolidierung des neuen Systems, in möglichst unblutiger Weise vollzieht; und in diesem Umstand ist wohl der wesentlichste Unterschied gegenüber den >klassischen< Revolutionsvorbildern zu erblicken: die Erreichung und Stabilisierung der neuen Staats- und Wirtschaftsform ohne Anwendung der Guillotine oder Schauprozessen durch Intervention einer übernationalen Macht. Dieser Unterschied darf wohl als wesentlicher Fortschritt bezeichnet werden“.[28]
Nur eine Woche nach dem Amtsantritt von Lumumba als Regierungschef meuterten Teile des kongolesischen Militärs, unterstützt und geführt von den am 10. Juli 1960 eingeflogenen belgischen Fallschirmjäger. Die Regierung Lumumba gab am 11. Juli eine 30prozentige Lohnerhöhung für alle afrikanischen Arbeiter bekannt. Der von den belgisch-britischen Monopolen korrumpierte Moise Tschombé (1919–1969) rief die Republik Katanga aus (11. Juli 1960), Albert Kalonij (1929–2015) erklärte das mit Industriediamanten reiche Süd-Kasai für unabhängig (30. Juni 1960). Am 13. Juli 1960 ersuchte Lumumba die UNO um Entsendung militärischer Unterstützung zur Unterstützung der zur Sezession führenden belgischen Aggression. Die Regierung von Tschombé in Katanga, die sich auf belgische Söldner stützte, war für Botschafter Lemberger „im Wesentlichen nichts anderes als eine Vendée oder eine ins Afrikanische umkomponierte Krim-Regierung [Pjotr N.] Wrangel [(1878–1928)]“ (Bericht vom 11. Oktober 1960).[29]
Die Versuche der Zentralregierung von Lumumba, die Einheit des Landes mit Unterstützung der UNO zu retten, scheiterten wegen der widersprüchlichen Manöver der UNO-Mehrheit mit Generalsekretär Dag Hammarskjöld (1905–1961). Die UNO weigerte sich mit ihrer mehrheitlich angenommenen Resolution 143, die belgischen Truppen aus dem sich abspaltenden Katanga zu vertreiben. Am 14. Juli 1960 ließ Lumumba offen, ob er sich direkt an die Sowjetunion um Hilfe wenden werde. Der Kongo war in das Zentrum des Kalten Krieges gerückt.[30] Seit der Präsidentschaft von Dwight D. Eisenhower (1890–1969) und seit den Brüdern Dulles, John Foster Dulles (1888–1959) als Außenminister und Allen Welsh Dulles (1893–1969) als Gründer des Central Intelligence Agency (CIA) hatte die CIA mit unbeschränktem Budget freie Hand für ihre verdeckten Operationen und Mordanschläge im Kampf gegen die Befreiungsbewegungen der Ausgebeuteten, Armen und Unterdrückten in der ganzen Welt. Der lateinamerikanische Befreiungstheologe Ernesto Cardenal (1925–2020) hatte Einsicht in ein von der CIA 1983 verfasstes Handbuch „Psychologische Operationen im Guerilla-Krieg“, in dem das „Neutralisieren“ gezielt ausgewählter Personen erläutert wird. Cardenal schreibt, wie laut „New York Times“ im Vietnamkrieg der CIA für Mord den Ausdruck „mit extremer Endgültigkeit abschließen“ benützt hat.[31] Cardenal hat die Exekution von Oscar Romero (1917–1980) am 24. März 1980 und jene von sechs Jesuitenpatres in El Salvador am 16. November 1989 im Auftrag des CIA erlebt.[32]
Am 31. August 1960 wurde in Léopoldville noch eine Konferenz der unabhängigen Staaten Afrikas beendet, die das kongolesische Volk der vollen Unterstützung im Kampf gegen die Kolonialisten versicherte. Die USA-Regierung befürchtete, Lumumba sei in der Lage ein afrikanischer Fidel Castro (1926–2016) zu werden und gab grünes Licht für seine Ermordung.[33] Der nach Geld gierende und vom schweizerischen Bankplatz den westlichen Werten angemessen betreute Oberst Sese Seko Mobutu (1930–1997) und die Marionette Kasavubu, der sich am 5. September 1960 in einer Rede von Lumumba distanzierte, befolgten den Auftrag ihrer Geldgeber. Der örtliche Vertreter des CIA schrieb nach Washington, es bleibe nur wenig Zeit, um im Kongo ein zweites Kuba zu verhindern. Am 14. September 1960 wurden die Sitzungen des kongolesischen Parlaments unterbrochen und Lumumba als Regierungschef abgesetzt. Die mit 15. Juli 1960 von der UNO entsandte Friedenstruppe mit etwa 18.000 Mann, in der seit Anfang Dezember 1960 ein Sanitätskontingent des österreichischen Bundesheeres beteiligt war,[34] schaute bis zum Ende ihres Einsatzes (1964) nur weg.
Weihnachtszeit im Kongo 1960/1961! Nach wie vor wurde der abgesetzte Regierungschef Lumumba vom internationalen Finanzkapital als Gefahr eingeschätzt. Deshalb wurden am 1. Dezember 1960 Patrice Lumumba, Verteidigungsminister Maurice Mpolo (1928–1961) und Senatspräsident Josef Okito (1910–1961) in Port Franqui (Ilebo) von Einheiten unter dem Befehl von Mobutu verhaftet und im Gefängnis von Thysville eingekerkert. Unter der Befehlsgewalt belgischer Offiziere wurden Lumumba, Mpolo und Okito am 17. Jänner 1961 nahe von Élisabethville (seit 1966 Lubumbashi) getötet.[35] Lumumba war nur 36 Jahre alt geworden. Belgische und US-amerikanische Agenten waren an seiner gezielten Tötung beteiligt. Der Widerstand von Anhängern Lumumbas musste scheitern, weil die imperialistischen Kräfte des Westens alles militärisch und finanziell Notwendige aufgeboten haben, um die Ausbeutungsverhältnisse abzusichern.[36]
Ein Monat blieb die Ermordung von Lumumba geheim, was für die Sowjetunion mit Generalsekretär Nikita Chruschtschow (1894–1971) ein zusätzlicher Affront war. Noch am 23. September 1960 hat Chruschtschow vor der Vollversammlung der UNO die Deklaration der Sowjetunion zur Gewährung der Unabhängigkeit an die kolonialen Länder und Völker vorgestellt.[37] „Die vor aller Augen erfolgende Befreiung und die Wiedergeburt der Völker zu selbständigen Leben, die von den Kolonialisten jahrhundertelang von der Entwicklung der Menschheit ferngehalten wurden“, bezeichnete Chruschtschow als „das große Kennzeichen unserer Epoche“.[38]
Belgien gehörte mit Großbritannien, Frankreich, Holland und Luxemburg zu jenen Ländern, sich als militärisches Aufmarschgebiet gegen die Sowjetunion im Vertrag von Brüssel (17. März 1948) zusammengeschlossen haben. In einem Schreiben vom 22. Februar 1961 an ca. 70 Regierungschefs verschiedener Länder Europas, Asiens, Afrikas und Lateinamerikas nahm Chruschtschow für die Ermordung Lumumbas und die blutigen Vorgänge im Kongo den Generalsekretär und die UNO insgesamt in Verantwortung. Der Botschafter der neutralen Republik Österreich in New York Franz Matsch (1899–1973) freute sich sichtlich, dass die Mehrheit der UNO die UdSSR in ihren Bemühungen an die Seite des kongolesischen Volkes zu treten, allein gelassen wurde (Bericht vom 21. Februar 1961): „Die dramatische Debatte im Sicherheitsrat, die nach dem Tod von Lumumbas vom 15. bis 21. Februar 1961 stattfand, endete mit einer völligen Isolierung der UdSSR. Ausser den Sowjetblock-Staaten vertraten nur Kuba, Guinea und Mali den radikalen Standpunkt, dass Sanktionen gegen Belgien im Sinne des Artikels 41 der UN-Satzung zu ergreifen, Tschombé und Mobutu zu verhaften, die UN-Aktion im Kongo binnen eines Monates abzubrechen und Hammarskjöld zu entlassen wäre.“[39] Noch viele Jahre später schreibt der langjährige Außenminister der Sowjetunion Andrej Gromyko (1909–1989) in seinen Erinnerungen, wie Hammarskjöld sich an den „Lobhudeleien aus Washington und anderen NATO-Ländern gütlich“ tat. Gromyko und der ständige Vertreter der UdSSR bei den Vereinten Nationen Arkady A. Sobolev (1903–1964) betonten gegenüber Hammarsköld die Notwendigkeit, den zur Unabhängigkeit gelangten afrikanischen Ländern zu helfen: „Diese Länder müssen gegen die Intrigen und den Druck der imperialistischen Länder geschützt werden. Ganz besonders gilt das für die einstigen belgischen Kolonien“.[40] Das Bundeskanzleramt mit Julius Raab (1891–1964) antwortete am 10. April 1961 auf den Brief von Chruschtschow vom 22. Februar 1961 mit einer von Kreisky vorgeschlagenen Formulierung für den zweiten Absatz: „Auch ich [d. i. Raab] verurteile die Methoden der Willkür im politischen Leben und die Ermordung politischer Gegner, wo immer sie geschehen mögen“. Das Bundeskanzleramt versicherte zudem: „Österreich wird daher, soweit es als Mitglied der Vereinten Nationen dazu die Möglichkeit hat, alles in seiner Macht Stehende unternehmen, um seinen Beitrag zu einer Befriedung des schwergeprüften Landes im Herzen des afrikanischen Kontinents zu leisten“.[41] Die Schweiz beantwortete das Schreiben von Chruschtschow nicht, wie der österreichische Botschafter in Bern Johannes Coreth am 3. März 1961 nach Wien mit dem Bemerken schreibt, man habe von schweizerischer Seite gegenüber dem Sowjetbotschafter keinen Zweifel darüber gelassen, dass man „die Angriffe Herrn Chruschtschow’s gegen den UNO-Generalsekretär lebhaftest missbilligt“.[42]
Im März 1961 begannen die Vorbereitungen der USA für die Invasion in Kuba, wo Che Guevara (1928–1967) Lumumba als einen den kubanischen Guerilleros ebenbürtigen afrikanischen Revolutionsführer achtete.[43] Im selben Jahr 1961 traf die USA mit Robert McNamara (1916–2009) die Entscheidung, in Südvietnam vom staatlichen Terrorismus zum direkten Angriff überzugehen.[44] Der Sowjetunion, die fünfzehn Jahre nach Ende des Weltkrieges unter den riesigen Verlusten und Zerstörungen durch die Deutschen noch immer zu leiden hatte, fehlten die Möglichkeiten aktiv einzugreifen und hatte sich auf diplomatische Proteste gegen den im September 1961 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Generalsekretär Hammarskjöld begnügen müssen. Im Ergebnis errichtete Mobutu im Kongo, der von 1971 bis 1997 in Zaïre umbenannt wurde, ein von neokolonialistischen Profiteuren abgesichertes und dreißig Jahre anhaltendes, durch und durch korruptes Terrorregime. Präsident Ronald Reagan (1911–2004) empfing Mobutu öfters im Weißen Haus.[45] Mobutu wurde 1997 durch die Truppen von Laurent-Désiré Kabila (1939–2001) gestürzt, seine in der Schweiz geparkten Abermillionen konnte er selbstverständlich als sein Privateigentum behalten. Tschombé hielt sich einige Zeit in Spanien auf und verstarb in Algerien.
Bruno Frei über die „intellektuellen Mörder von Lumumba“. Demonstrationen in Wien
Wenn Bruno Frei von den „intellektuellen Mördern von Lumumba“ spricht,[46] tat er dies in Anlehnung an Karl Kraus (1874–1936), dessen Schriften ihn beim Heranwachsen als kommunistischer Schriftsteller immer begleitet haben. Die 1922 wieder veröffentlichte Schrift „Untergang der Welt durch schwarze Magie“ ist für Bruno Frei als „visionäre Abrechnung von Karl Kraus mit den journalistischen Mordskerlen“ eine „Kulturtat“.[47] Bruno Frei: „Das Portrait ist gültig, auch wenn damals die Fälschungen nur den Balkankrieg auslösen sollten und noch nicht den Weltkrieg. Das Handwerk ist das gleiche geblieben, auch wenn man damals Vaterlandsverteidigung sagte und noch nicht Verteidigung der Freiheit. Die Bürgerwelt, die hierzulande, trotz zweier Weltkriege, ihren geschichtlich verdienten Untergang hinausgeschoben hat, huldigt wie einst jener schwarzen Magie, die mit Druckerschwärze Geist und Frieden bedroht. Die Zeiten haben sich geändert, nicht aber die Zeitungen. Die von den großen Moralisten gegeißelten Meinungs- und Stimmungsfabrikanten betreiben fünfspaltig und bebildert das ehrlose Gewerbe, das sie, zu seiner Zeit, in altmodischer Aufmachung begründeten. Die Wortkaskaden des unerbittlichen Anklägers stürzen sich, liest man sie heute, auf die Schreibkommis einer republikanisch und europäisch gewordenen Vor-Kriegspressezentrale. Wurfgeschoße aus Verachtung und Zorn treffen die Sätze des Totgeschwiegenen, keineswegs zeitgebundene Erscheinungen, sondern das Wesen der bürgerlichen Presse selbst. Verweht sind die Blätter, über die Karl Kraus die Schale seines göttlichen Zorns ausgoss, aber geblieben ist die Institution des >Blattes<; auch heute schafft es mit Druckerschwärze eine Atmosphäre der Unverantwortlichkeit, die harmlosen Leute zu Schurkentaten treiben.“[48] „Wenn der alte journalistische Typus in den Krieg zog, so log er. Aber er begnügte sich damit, unwahre Tatsachen mitzuteilen. Der neue ist dazu unfähig und stiehlt Stimmungen“.[49] Mit diesem Zitat von Karl Kraus analysiert Bruno Frei die Wiener Presse. Der vom Parlament gewählte Lumumba hätte es gewagt, „anders zu handeln, als es den Interessen der belgischen Union Minière entspricht und aus war es mit Freiheit, Selbstbestimmung, Demokratie und Parlament. Übrig blieb der Genickschuss.“ Karl Kraus habe das alles vorausgesehen und zweifach prophezeit: „Er sah die professionelle Niedertracht der Presse-Meute und er hörte den wienerischen Lynch Schrei „A Näägaa!“ Karl Kraus habe nicht ahnen können, „dass im Jahre 1960 in Wien ein Zeitungsblatt das Licht des Maschinensaales erblicken würde, das die Bestellung des Mordes in ein tropisches Stimmungsbild einrahmt.“ Bruno Frei charakterisiert den für die Berichterstattung über Afrika verantwortlichen Presseredakteur Louis Barcata (1906–1999), der schon im Vorfeld der Diskussionen um Lumumba dessen Ermordung als notwendig erachtet hat. Den beiden katholischen Kongopolitikern Kasavubu und Joseph Iléo (1921–1994) sei nach diesem früheren Korrespondenten von Joseph Goebbels (1897–1945) keine andere Wahl geblieben (Die Presse vom 21. September 1960). Louis Barcata hat 1961 nebst seinen Presse-Kolumnen ein Buch veröffentlicht, in welchem er schablonenhaft schreibt, dass in unabhängig gewordenen Staaten Afrika „moderne Organisationsformen und Barbarei unmittelbar nebeneinander bestehen bleiben, ja dass Kannibalismus, ritueller Mord und andere grauenerregende Erscheinungen des Eingeborenenfetischismus in den neuen Republiken den Boden zurückgewinnen, den sie unter der Herrschaft der Weißen verloren hatten“.[50] Barcata wird das „Wertebuch des Westens“ in der Hand gehabt haben, als er publizierte, es sei nicht denkbar, „dass man die Afrikaner sich selbst überläßt und wartet, bis über ihren Städten sinnbildlich oder buchstäblich Gras wächst“.[51] In der quasi amtlichen „Wiener Zeitung“ apportierte deren stellvertretender Chefredakteur und jahrzehntelanger Kolumnist Hermann Wlczek (1929–2019) die Sprachregelung des Westens: „Was sich seit dem 1. Juli [1960] im Kongo ereignet hat, trägt nicht zum Ansehen des schwarzen Mannes in der Weltöffentlichkeit bei, zumindest nicht bei jenen Völkern, deren Gedankengut im Humanismus verwurzelt ist“ (Wiener Zeitung, 22. Juli 1960); „In jedem zivilisierten Land hätte man Lumumba längst ermordet“ (Wiener Zeitung vom 14. Februar 1961). Der stellvertretende Chefredakteur der „Die Presse“ Johannes Eidlitz (1920–2000), ein Gegner des Nationalsozialismus und Mitbegründer der Österreichischen Volkspartei, schreibt in seinem „Nachruf“ auf Lumumba mit dem diesen österreichischen Journalistenkadern eigenen Wertekanon: „Der Tod Lumumbas ist an sich kein weltbewegendes Ereignis, er ist nur ein Beweis mehr dafür, daß nach dem Verschwinden regulierender und zivilisierender Einflüsse sehr rasch Führer und Geführte im afrikanischen Dschungel dorthin zurückkehren, woher sie gekommen sind: zur nackten Gewalt auf dem Kriegspfad“ (Die Presse vom 14. Februar 1961). Am 12. Februar 1961 hat „Die Presse“ ihre Sympathie für das „geprüfte Belgien“ bekundet. Die tagtägliche Erfahrung eines Zeitungslesers ist, dass die Freiheit der Presse in der bürgerlichen Demokratie in Wirklichkeit bedeutet, „die Freiheit für die Reichen, die Presse zu kaufen und zu korrumpieren, die Freiheit für die Reichen, das Volk mit dem Fusel der bürgerlichen Zeitungslügen betrunken zu machen“.[52] Bruno Frei kommentiert mit Karl Kraus: „Meinen Ansprüchen auf Zivilisation würden allerdings die Schwarzen genügen“.[53] Die immer wieder zu Tage tretende „wienerische Spielart des Meinungsbetruges“, nämlich „die Spekulation auf die Vergesslichkeit des Lesers“ hat Bruno Frei mit Karl Kraus kommentiert: „Heute ein Maulaufreißen, dass man glaubt, es tropfe von der Milchstraße herunter, morgen <Ah wos!< mit Achselzucken, übermorgen eine neue Sensation“.[54]
Am 15. Februar [1961] hat die Arbeiter-Zeitung „in edler Erregung über die Mörder Lumumbas und ihre Hintermänner“ geschrieben, „aber schon am nächsten Tag findet sie zu sich zurück.“ „Aber ihr habt doch gestern noch -?“ fragt Bruno Frei mit Karl Kraus, um mit ihm zu antworten “Mit solchem Vorhalt verschone man die stolze österreichische Bewusstlosigkeit, die weiß, was sie tut, wenn sie vergisst, was sie getan hat“.[55] „Humanismus ist schön – zu seiner Zeit. Etwas in der Weihnachtsnummer. Hier geht es um die höchsten Güter. Und da ist es am zweckmäßigsten, man macht aus seinem Herzen die Mördergrube, die es ist“ – das ist das Resümee, das Bruno Frei aus seinem Blick in die bürgerliche Wiener Presse in den Tagen der Ermordung von Lumumba zieht.
Im Tagesbericht der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit in Wien vom 15. Februar 1961 wurde ein Bericht der Bundespolizeidirektion aufgenommen: „Am 14. 2. 1961, gegen 18.00 Uhr, versammelten sich vor der belgischen Botschaft in Wien IV., Schönburgstrasse Nr. 8 – 10 ca. 150 Personen, grösstenteils Angehörige der Freien Österreichischen Jugend, die in Sprechchören wegen der angeblichen Ermordung des kongolesischen Ex-Ministerpräsidenten Lumumba demonstrierten. Die Demonstranten trugen ein Plakat mit der Aufschrift >Freiheit für Kongo, nieder mit den Lumumbamördern< mit sich und streuten vor dem Botschaftsgebäude Flugzettel mit dem Aufdruck >Die Tage des Kolonialismus sind gezählt!< und >Die Freiheit kann nicht gemordet werden, verurteilt den bestialischen Mord an Lumumba, M’Polo, Okito<. Gleichzeitig wurde ein Kranz mit roten Rosen von den Demonstranten an die Mauer der Botschaft gelegt und an die Botschaftsmauer mit roter Lackfarbe zweimal das Wort >Mörder< geschmiert. Die Demonstranten, die durch Sicherheitswache zerstreut wurden, zogen in losen Gruppen über die Wiener Hauptstraße und lösten sich bei der Kärntnerstraße auf. Die Überstreichung der geschmierten Worte am Botschaftsgebäude wurde veranlasst“.[56] In der Arbeiter-Zeitung (15. Februar 1961) schreibt deren außenpolitischer Ressortleiter Friedrich Scheu (1905–1985), Lumumba sei „nicht als Ministerpräsident bei einer seiner Reisen von wilden Stämmen umgebracht worden, sondern als hilfloser Gefangener von der Regierung in Katanga. Diese Regierung ist in jeder Hinsicht ein Instrument ihrer belgischen Berater“. In der kommunistischen „Volksstimme“ hat Friedl Fürnberg (1902–1978), der an den Kämpfen des ersten österreichischen Freiheitsbataillons teilgenommen hatte und Generalsekretär der Kommunistischen Partei Österreichs war, jeden von der bürgerlichen Presse gezogenen Vergleich der Ermordung von Lumumba mit der nach ordentlichem Gerichtsverfahren als konterrevolutionäre Vaterlandsverräter in Ungarn hingerichteten Imre Nagy (1896–1958) und Pál Maléter (1917–1958) als absurd zurückgewiesen.[57] In den Sofiensälen sprachen am 16. Februar 1961 Friedl Fürnberg und Leopold Spira (1913–1997) bei einer Protestkundgebung gegen die Ermordung von Lumumba, Mpolo und Okito. Der belgische Botschafter intervenierte zu Mittag des 15. Februar 1961 beim Generalsekretär für Auswärtige Angelegenheiten gegen den Leitartikel der Arbeiter-Zeitung und lenkte die Aufmerksamkeit auf die kommunistisch organisierte Demonstration am 14. Februar 1961 vor der belgischen Botschaft wie auf die für den 16. Februar 1961 am Abend in den Sofiensälen angekündigte Protestkundgebung. Der Generalsekretär verwies den belgischen Botschafter „auf die in Österreich herrschende Pressefreiheit“ und noch in dessen Gegenwart hat der Protokollchef des Generalsekretariats die Sicherheitsbehörden auf die Notwendigkeit eines hinreichenden Schutzes des belgischen Botschaftsgebäudes aufmerksam gemacht.
Außenminister Bruno Kreisky erhält aus Brüssel vom Februarkämpfer und Botschafter Ernst Lemberger Informationen über die Verantwortung Belgiens an den mörderischen Vorgängen im Kongo
Am 16. Februar 1961 charakterisiert Botschafter Lemberger für Außenminister Kreisky in einem vier Seiten umfassenden Bericht das Werden der Persönlichkeit von Lumumba:
„Das Langerwartete und von allen vernünftig Denkenden gefürchtete ist vor wenigen Tagen eingetreten. Patrice Lumumba ist von seinen politischen und rassischen Gegnern, die ihn gefangen hielten, ermordet worden. Patrice Lumumba ist tot; es unterliegt jedoch keinem Zweifel, dass der Lumumbismus weiterleben wird und noch weiter grösseren Auftrieb erhalten dürfte als bisher. […] Lumumba hat seine revolutionären Ideen und weitreichenden Pläne nie verheimlicht. Er kannte keine Kompromisse und lehnte es ab, mit Leuten, die nicht demselben Endziel wie er, nämlich der vollkommenen – auch wirtschaftlichen – Unabhängigkeit der Kongo-Provinz zustrebten, zusammenzuarbeiten. Schon bei der Table Ronde bezeichnete Patrice Lumumba seinen Gegner Moïse Tschombé, den derzeitigen Herrscher von Katanga und wahrscheinlichen Urheber seines Todes, als einen Opportunisten. Er meinte >Zwischen Ihnen und mir gibt es einen grundlegenden Unterschied. Ich verteidige mein Land, Sie verteidigen die Hochfinanz<. Bereits damals erkannter Lumumba, dass die Conakat [d. i. Confédération des Associations Tribales du Katanga)], deren Führer Tschombé ist, in Wahrheit keine kongolesische Partei sei, sondern eine Partei, die von ausserkongolesischen Kräften unterstützt und geleitet wird. Er sagte von ihr; >La Conakat est séparatiste. Nous nous opposons à ses tentatives de balkanisation du Congo. Nous n’avons pas conquis notre indépendance pour tomber sous la tutelle des trusts et des puissances d’argent. Nous préférons être indépendants dans la pauvreté“>. [..] Lumumba war bei der Durchsetzung seiner Ziele hemmungslos und grausam und er trägt sicherlich die Mitschuld an den verbrecherischen Ereignissen, die sich im vergangenen Juli und August im Kongo abgespielt haben. In der Auswahl seiner Mittel zur Durchsetzung seines Endziels, nämlich der Erreichung der vollkommenen Unabhängigkeit und Einigkeit des Kongo war er nicht wählerisch. Er nahm Hilfe, wo er sie finden konnte, reiste in die Vereinigten Staaten und Kanada, um dort die notwendig erscheinende Unterstützung zu erlangen, schlug aber auch die ihm von der Sowjetunion und manchen anderen Staaten des Ostblocks angebotene Hilfe nicht aus. All dies macht es verständlich, dass er der Todfeind aller Derjeniger wurde, die auch einer wirtschaftlichen Unabhängigkeit des Kongo entgegenstrebten und das Eindringen östlichen Einflusses in den Kongo fürchteten. Wieweit seine Gefangennahme und Ermordung auch auf belgischen Einfluss zurückgeführt werden kann, ist derzeit noch schwer zu beurteilen. Immerhin ist es unbestritten, dass das katangesische Militär und die katangesische Gendarmerie von belgischen Offizieren und Unteroffizieren geführt wird und dass ein belgischer Offizier die Führung des Dêtachements innehatte, welches Lumumba und seine Mithäftlinge so gut >bewacht< hat. Ob seine Gegner durch Lumumbas Tod gewonnen haben, ob der tote Lumbumba nicht weit gefährlicher ist als es der lebende je war, muss allerdings ernstlich bezweifelt werden“.
Belgien wurde weltweit direkt verantwortlich gemacht für die Ermordung von Patrice Lumumba gemacht. Für Botschafter Lemberger bestand an dieser Schuld keinen Zweifel. Belgiens Außenpolitik müsse sich ändern, um wieder Vertrauen wenigstens bei seinen Verbündeten zu erhalten: „Ein absoluter Bruch mit den Kondottieris in Katanga, die Auflösung der katangesischen Delegation in Brüssel und eine uneingeschränkte, ehrliche Zusammenarbeit mit der UNO wären die ersten Voraussetzungen zur Änderung dieser unglückseligen Politik, die Belgien bisher unendliche Nachteile und keinerlei Nutzen gebracht hat“ (Bericht von 21. Februar 1961). In vielen europäischen Städten kam es nach dem Bekanntwerden der Ermordung von Lumumba zu spontanen Demonstrationen vor den belgischen Botschaften, in Kairo, Warschau und Belgrad wurden die belgischen Botschaften gestürmt. Vergleichbar sind diese weltweiten Demonstrationen mit jenen nach dem gewaltsamen Erstickungstod des Schwarzen George Floyd (1973–2020). In Wien haben am 4. Juni 2020 etwa 50.000 Menschen gegen die rassistische Gewalt demonstriert.[58] In Moskau riefen Studenten der 1960 eröffneten „Universität der Völkerfreundschaft“: „Lumumba ist tot, aber seine Sache wird fortleben!“. Die Sowjetunion benannte ihre Völkerfreundschafts-Universität um in „Lumumba-Universität“. Kuba, das trotz größter Bedrohung durch die USA den Leuten von Lumumba im Kongo geholfen hat,[59] veranlasste Staatstrauer, um den „Nationalhelden und rechtmäßigen Führer der Kongorepublik“ zu ehren.[60]
Die Deutsche Demokratische Republik ehrt den für die Freiheit seines Volkes gefallenen Patrice Lumumba
Auf Initiative der Freien Deutschen Jugend (FDJ) wurde in Leipzig auf dem Universitätsgelände der Karl-Marx-Universität (heute Universität Leipzig) ein „Dem ehrenden Gedenken an Patrice Lumumba“ von der „Jugend der Deutschen Demokratischen Republik“ gewidmetes Denkmal vor dem Herder-Institut aufgestellt. Geschaffen wurde diese Lumumba-Büsten von Rudolf Oelsner (1906–1995) und ist seit 1997 verschwunden.[61] Bei der Einweihung dieses Denkmals aus Anlass des 16. Weltjugendtages am 10. November 1961 sprachen der kongolesische Student Mongo German Nue und der Präsident der afrikanischen Studenten in Leipzig Gema Mongungo.[62] An der Karl-Marx-Universität lehrte in diesen Jahren der altösterreichische Widerstandskämpfer Walter Markov (1909–1993), ein Spezialist des französischen Revolutionsgeschehens, dem die nationalen Befreiungskämpfe der Völker zu einem Herzensanliegen geworden sind. Der von ihm eröffneten Arbeitstagung des Instituts für Allgemeine Geschichte zur neueren und neuesten Geschichte Afrikas am 17. / 18. April 1959 teilte Sekou Touré in seiner Eigenschaft als Ministerpräsident der Republik Guinea seine „freundlichen Gefühle und besten Wünsche“ mit. Markov erklärte die „Versammlung als Gruß – dem Afrikanischen Freiheitstag den kämpfenden Völkern Afrikas“.[63] Markov stellt in seinem Vortrag fest, wie die graduellen Entwicklungsdifferenzen in einen wirklichen prinzipiellen Graben zwischen Europa und ganz Afrika in der Epoche des westeuropäischen Sklavenhandels transformiert worden sind. Afrika wurde, wie Karl Marx feststellt, am Beginn der „Morgenröte der kapitalistischen Produktionsära“ verwandelt „in ein Geheg zur Handelsjagd auf Schwarzhäute“.[64]
Am 17. März 1960 wurde mit Unterstützung der maßgeblichen politischen Kräfte der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) in Berlin die „Deutsch-Afrikanische Gesellschaft“ gegründet. Bei ihrer Gründung war Ruth Botsio, Ehefrau des ghanesischen Ministers Kojo Botsio (1916–2001), anwesend und überbrachte beste Wünsche von Nkrumah.[65] Für Markov als Marxisten, der 1962/1963 an der nigerianischen Universität in Nsukka unterrichtete, gab es keine „höhere“ oder „niedere Rassen“, weshalb er unterstrich: „Jede Nation, jedes Volk ist ein gleich kostbarer Teil der Menschheit“.[66] Das war für einen Deutschen wieder notwendig zu sagen, weil der Neokolonialismus der Bundesrepublik Deutschland zu einer Gefahr wurde. Über die Haltung von Bonn berichtete der österreichische Botschafter Josef Schöner (1904–1978) an Kreisky (18. Februar 1961). Bonn sei der Meinung, dass „durch den sowjetischen Vorstoß gegen Generalsekretär Hammarskjöld und die ultimativen Forderungen nach sofortiger Räumung des Kongo durch die UNO-Truppen“ eine Situation eingetreten sei, „durch welche die Existenz der Vereinten Nationen in Frage gestellt werde“. Botschafter Schöner vermittelt die Sprachregelung des militanten Regimes von Konrad Adenauer (1876–1967) in Bonn, dass der Wille Moskaus im Kongo zu intervenieren, sich aus den Beschlüssen einer „Geheimkonferenz“ der kommunistischen Parteien und Staaten ergebe, „die deutlich gemacht habe, dass der militante Weltkommunismus in Afrika und in Südamerika die Entwicklung in die Hand bekommen möchte“.[67] Angesprochen wird hier der antikommunistischen Sprachreglung angemessen die vom 20. bis 27. Juni 1960 in Bukarest erfolgte Tagung von Vertretern der kommunistischen und Arbeiterparteien der sozialistischen Länder, bei der sich die Teilnehmer zur friedlichen Koexistenz bekannt haben.
Dem XXXV. Internationalen Kongress des PEN-Clubs in Abidjan (Elfenbeinküste) (30. Juli – 5. August 1967) widmete die DDR ein „Sinn und Form“ Heft mit dem von Janheinz Jahn (1918–1973) übertragenen Gedicht von Patrice Lumumba „Aus dem Kongo eine Nation machen“, dessen letzte Zeilen lauten:
Dieses Land und all seine Schätze,
Sie sind von nun an dein.
Und da oben die Feuersonne
In einem farblosen Himmel
Erstickt deine Schmerzen in ihrer Glut.
Ihre brennenden Strahlen werden für immer
Die Tränen auftrocknen, die deine Ahnen vergossen,
Als ihre tyrannischen Herren sie quälten
Auf diesem Boden, der stets dir teuer sein wird.
Du aber wirst aus dem Kongo eine Nation machen, frei und glücklich
Im Herzen des riesenhaften Schwarzafrikas.
Über den religiösen Kontext im Kongo in den Jahren von Patrice Lumumba
Die ersten Missionare waren mit portugiesischen Händlern um 1490 in den Kongo gekommen. Die Regentschaft des mit Visionen ausgestatteten, zum Christentum konvertierten Königs Alfonso (1456–1542) wollte den Kongo mit Zwang christianisieren.[68] Der Mehrheit der Missionare ging es um die massive und systematische ideologische Unterwerfung ihr fremder Völker und nicht um den Aufbruch der Kirche Christi zu einem neuen geographischen und existentiellen Horizont. Diese Missionare mögen den Armen Gutes getan haben, sie lernten aber nicht von ihnen. Bis zum Ende der 1950er Jahre gab es in der katholischen Theologie keine „Theologie der gekreuzigten Völker“, für welche die Option für die Armen als Nachfolge des wegen seiner Haltung qualvoll gekreuzigten Jesus Christus (um 30. n. u. Z.) christlichen Inhalt gibt.[69] Der katholische Klerikalismus stand Lumumba ablehnend gegenüber, er sah in ihm wegen seiner guten Beziehungen zu Moskau „eine grosse Gefahr für die weitere Entwicklung “, was der österreichische Botschafter in Rom Friedrich von Hohenbühel (1917–1997) mit Bericht vom 23. August 1960 verständnisvoll erläutert.[70] Die unmittelbare Umgebung von Lumumba sei dem Kommunismus aufgeschlossen, das treffe besonders auf den Informationsminister Anicet Kashamura (1928–2004) und auf den Vizepremier Antonie Gizenga (1925–2019) zu. Hohenbühel zitiert ein von Vatikan kolportiertes Geheimpapier der Partei von Lumumba mit Direktiven, wie sie nur in der antikolonialistischen Giftküche des Vatikans oder des CIA zusammengebraut worden sein konnten: „Die allerstärkste Waffe, deren man sich bedienen muss, ist die Lüge, denn die einmal aufgereizte Masse fühlt sich dann angeschuldigt und ist nicht mehr aufzuhalten“. Und weiter: „Der größte Feind unserer Bemühungen ist der Klerus. Er hat ein eigentliches Monopol auf die Leute, Wir müssen ihn mittels Russlands lahmlegen. Wir müssen ihm unsere Achtung versagen und ihm Ungelegenheiten bereiten, wo wir nur können. Bedient Euch aller auch falschen Mittel, um ihn zum Volk in Gegensatz zu bringen, selbst gegenüber seinen Gläubigen, um deren Weltanschauung zu ändern und ihnen die unsrige aufzuzwingen. Heizt die Menge auf, keinen christlichen Glauben zu betätigen, so kann sie sich umso leichter gegen die Missionäre und den Welt-Klerus erheben“. Die Universität Lovanium in Léopoldville und die katholischen Missionen seien „besonders heftigen Angriffen“ ausgesetzt. Die Universität Lovanium (lateinisch für Leuven), 1954 mit Kapital aus den USA finanziert, war eine Universität der Jesuiten, die nach einem ersten gescheiterten Versuch 1623 nochmals in den Kongo gesandt wurden (bis 1669) und den ersten Katechismus in der Kikongo-Sprache druckten.[71] Es falle auf, so Hohenbühel, „dass die Missionäre, die ausnahmslos auf ihren Posten verharren, insbesondere auch jene belgischer Herkunft und vor allem die Missionsschwestern von den Negern gegen die Lumumba Leute verteidigt werden“.
Menschen, die glauben Visionen zu haben, gibt es in Europa bis in die Gegenwart herauf immer wieder. Die damit entstehenden christlichen Erweckungsbewegungen dem Apparat der katholischen Kirche dienlich zu machen, ist nicht immer gelungen. Im Kongo fühlte sich Simon Kimbangu (1888–1951)[72] als ein von Gott auserwählter Prophet. Mit ihm entstand eine eigene nach ihm benannte Kirche, über welche die schweizerische Theologin und Missionarin Marie Louise Martin (1912–1990) mit sehr viel Empathie und Insiderwissen vor Ort geschrieben hat.[73] Historisch gesellschaftliche Wurzeln der Kimbangu-Kirche werden von Ernst Lemberger angesprochen, zuerst im Zusammenhang mit Lumumba, dessen Eltern katholisch waren und der in seiner Heimat Kisangani durch einen protestantischen Pfarrer Sympathien für die Kimbangu-Kirche gewonnen hat (16. Februar 1961): „Lumumba bestritt Kommunist zu sein. Er betonte hingegen seine liberale Denkungsweise und war bewusst antiklerikal, vielmehr einem kongolesischen Mystizismus hingegeben, der in der primitiven Religion der Bantu seine Wurzeln zu haben schien. Er war ein hinreissender Redner, überzeugt von seiner Mission und wurde bereits zu Lebzeiten von vielen seiner Anhänger als Halbgott verehrt. Die Massen warfen sich bei seinem Erscheinen zu Boden, küssten seine Hände und beteten zu ihm. Diesen mystischen Glauben an seine Erlösungsmission dürfte sein Tod nur noch verstärkt haben“. So wie Lumumba war Hugo Chávez (1954–2013) kein Kommunist, beide sahen sich als vom Volk für die Befreiung Gewählte.[74] Als die Nachricht vom Tode Lumumbas nach Léopoldville kam, ging gerade ein besonders heftiges Unwetter über Stadt und Umgebung nieder. Ein Grossteil der eingeborenen Bevölkerung sah darin ein Zeichen des Zornes der Götter über die Untat, die an ihrem Auserwählten begangen worden war.“[75] Lumumba erinnert Lemberger an eine revolutionäre Gestalt, „wie sie vielleicht seit den Tagen des Mahdi in Afrika kaum in Erscheinung getreten ist“. Der „Mahdi“ war den „von Gott geleitete“ Muhammad Ahmad (1844–1885), der 1881 bis 1885 als ein arabischer Derwisch Führer des nationalen Befreiungskampfes der Volksstämme im Sudan gegen die Engländer war und dessen religiös verkleidete Bewegung von Friedrich Engels (1820–1895) als von ökonomischen Ursachen bedingt erläutert wird.[76]
Kimbangu war nach dreißig Jahren Haft am 12. Oktober 1951 umgekommen. Die christlichen Missionare hatten nicht dagegen interveniert, es war deren europäische Tradition, Ketzer dem „weltlichen Arm“ zu überlassen. Aus Anlass der Überführung der Asche von Kimbangu aus dem heute von Banden, Drogen, Gewalt, Prostitution und Straßenkindern gezeichneten Élisabethville[77] nach der kleinen Stadt am unteren Congo Nkamba, das als das „Jerusalem der Kimbangisten-Sekte gilt“, hat Botschafter Lemberger am 20. April 1960 Kreisky einige Zeilen geschrieben. Unter dem Betreff „Die Freiheit der Religionsausübung im Belgisch Kongo und die Rehabilitierung von Simon Kimbangu“ informiert er seinem Chef Kreisky am 20. April 1960: „Dieser Akt der Pietät, der von den Kimbangisten seit einem Jahrzehnt gefordert und von der belgischen Kolonialmacht ebenso lange verweigert worden war, stellt gleichzeitig die Anerkennung des Grundsatzes der freien Religionsausübung – wie ihn die neue Verfassung vorsieht – im Congo dar. Simon Kimbangu, ein Neger des Unteren Congo, predigte im zweiten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts eine Art Urchristentum. Seine >Kirche von Jesus Christus auf Erden verkündet vom Propheten Simon Kimbangu< übermittelte hauptsächlich protestantische Lehren, enthielt jedoch auch Glaubenslehren des Katholizismus und des Islam. Seine Anhängerschaft zählte nach Millionen; mehr als 30.000 Kimbangisten wurden durch belgische Gerichte verurteilt, eingekerkert oder deportiert. Auch heute noch zählt diese Sekte zu den weit verbreitetsten Religionen in der Provinz von Léopoldville. Simon Kimbangu selbst wurde über Betreiben der damals allmächtigen katholischen Missionen im Jahre 1921 der Prozess gemacht, er wurde als >Aufrührer< und >Hochverräter< zum Tode verurteilt, von König Albert [II. (*1934)] zu lebenslänglichem Kerker begnadigt und starb erst zehn Jahre später, nach unsäglichen Leiden im berüchtigten Tropengefängnis in Élisabethville. Das Martyrium ihres Propheten hat die Anhängerschaft der neuen Glaubenslehre natürlich nur vergrössert und sie stellt heute eine nicht zu unterschätzende Macht im Congo dar. Ihrem Einfluss ist es wohl zuzuschreiben, dass während der Revolte in Léopoldville im Jänner 1959 die Wut der Massen sich hauptsächlich gegen die katholischen Missionsschulen richtete, von denen einige gänzlich verwüstet oder verbrannt worden sind. Nunmehr, knapp vor der Unabhängigkeitserklärung des Congo, hat sowohl die katholische Kirche als auch die belgische Regierung mit den Kimbangisten Frieden geschlossen. Der bedeutende katholische Schriftsteller [Paul] Raymaekers [*1930] hat vor kurzem eine Schrift veröffentlicht, in der die Jahrzehnte lange Verfolgung der Kimbangisten verurteilt und nachgewiesen wird, dass die Sekte keinerlei politische Ziele habe und nicht – wie man seinerzeit behauptet hatte – von ausländischen Mächten unterstützt werde. Der ethische Wert der Lehre, die hohe Moral ihres Propheten, der Mut der Anhängerschaft wird bewundernd hervorgehoben. Es scheint jedoch zweifelhaft, ob dieses späte Friedensangebot von den Kimbangisten angenommen werden wird, die in Gleichsetzung der kirchlichen und staatlichen Macht im Belgisch Congo, den Urheber der Jahrzehnte langen Verfolgungen wohl nicht über Nacht vergessen werden können. Die verantwortlichen Stellen scheinen dies selbst kaum anzunehmen, wenn sie in Conclusion des Problems der Kimbangisten schreiben: >Non, nous n’avons pas colonisé le Congo comme des enfants des choeur et il nous est arrivé de montrer au peuple noir un visage dur – extrêmement et injustement dur – qu’il n’est pas près d’oublier<.“[78]
Der Kongo wurde unter der US-gestützten Regentschaft von Mobutu zu einem menschenverachtenden Moloch. Die aus einem elementaren Protest heraus entstandene Kirche der Kimbangisten, die selbst kein Armutspostulat kennt, vermittelt wie die vom US-Kapital subventionierten und in Lateinamerika sich ausbreitenden evangelikalen Sekten den Menschen, sie hätten sich bis zur Wiederkehr von Jesus von Nazareth als revolutionären Erlöser unterzuordnen: „Hunger sucht uns heim. Führe uns nicht in Versuchung! Komm, hilf uns! Es ist viel Streit in unserem Lande. Wir wollen unserer Sache anhangen. Aber der Feind will nicht. Komm, hilf uns, wir folgen Dir!“.[79] Die daraus erkennbare Sehnsucht nach Befreiung vom Bösen der kriegerischen, von der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen des Kongo durch multinationale Konzerne bestimmten Wirklichkeit kann als eschatalogische Sinngebung interpretiert werden, enthält aber keine Perspektive zum Handeln.
„Wien bleibt Wien“
Die Atmosphäre im Roten Wien ist in der Gegenwart geprägt vom Bemühen, eine gloriose Attraktion für möglichst wohlhabende Touristen zu sein. Die Skulptur „Raising Hands“[80] wird als Symbol von Mitmenschlichkeit und Solidarität angeboten und ist doch nur eine Widerspiegelung des Stellenwertes des Euro-Geldes und ein armseliges Zeichen für das herrschenden Pharisäertum. „Pecunia nervus belli“, das hat Marcus Tullius Cicero (106–43 v. u. Z.) gesagt und gilt für die Gegenwart Europas. Das Wiener Kunstmuseum darf sich in serviler Ergebenheit nach Herzog Albert Casimir Herzog von Sachsen (1738–1822) „Albertina“ nennen. Als einer der Kriegsherren der Habsburger hat dieser mit dem von ihm geraubten Geld als Generalgouverneur der Österreichischen Niederlande in Brüssel das Schloss Laeken erbauen lassen, welches Leopold II. als Residenz gedient hat. In der Albertina wird nebst der Sammlung des in der internationalen Finanzwelt als Treuhänder und als Kammerherr Seiner Heiligkeit bekannt gewordenen und in Liechtenstein residierenden Herbert Batliner (*1928) derzeit u. a. eine Afrika-Ausstellung der deutschen Künstlerin Ruth Baumgarte (1923–2013) gezeigt. Ruth Baumgarte hat sich bei ihren seit den 1950er Jahren vorgenommenen Reisen in Afrika zu farbintensiven Bildern inspirieren lassen. Der vom Direktor der Albertina Klaus Albrecht Schröder (*1955) und von der Kunsthistorikerin Angela Stief (1974) herausgegebene Katalog (Euro 29,90) titelt „Africa: Visions of Light and Color“. Im Vorwort schreibt Schröder: „Ruth Baumgarte brachte mit ihrem explosiven Spätwerk das gleißende Licht Afrikas nicht nur nach Europa, sondern auch in die USA; das tief empfundene Licht des Südens war so zuvor noch nicht dargestellt worden. Mit der einzigartigen Intensität ihrer Gemälde reiht sie sich in die Genealogie der großen Koloristen des 20. Jahrhunderts ein. Die afrikanischen Länder waren für sie der Motor, um jene Farbimpressionen freisetzen zu können, denen sie unter dem verhangenen Himmel ihrer deutschen Heimat nicht begegnen konnte“.[81] Über die märchenhaften Farbimpressionen hinaus können die gezeigten Bilder das Dasein und Sosein afrikanischer Frauenwelten vermitteln. Es lassen sich diese Elend und Würde ausdrückenden Bilder nach der von der Künstlerin wiedergegebenen Realität hinterfragen, ganz im Sinne von Bertolt Brecht (1898–1956): „In Wirklichkeit ist die kritische Haltung die einzig produktive, menschenwürdige. Sie bedeutet Mitarbeit, Weitergehen, Leben“.[82]
Auf dem Weg zur Albertina im I. Bezirk sind im Foyer der vor 400 Jahren von den im Kongo seit Jahrhunderten als Missionare tätigen Kapuzinern gegründeten „Kirche zur heiligen Maria von den Engeln“ öfters Hefte des Magazins der Päpstlichen Missionswerke in Österreich „alle welt“ aufliegend. Die Hefte September / Oktober 2022 und November / Dezember 2022 von „allewelt“ dokumentieren mit Farbaufnahmen vor Ort das unsägliche Leid der Menschen in den kongolesischen Gruben. Im Begleittext dazu ist zu lesen: „Trotz des Reichtums an Bodenschätzen sind die Menschen im Kongo bitterarm: 82% leben von weniger als zwei Euro am Tag, 42% der Kinder sind laut Unicef unterernährt. Das Land gilt als gescheiterter Staat mit einer weitgehend korrupten Elite“.[83]
[1] Österreichische Nationalbibliothek, Handschriftenabteilung. Nachlass Bruno Frei, Ser. 47.302.
[2] Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik (AdR). Aktenkonvolut Kongo 1960. Die Aktenzahlen werden nicht separat angegeben, weil diese für die Ablage im Büro des Außenministeriums bzw. dann im Archiv der Republik nicht erheblich waren. Es handelt sich um Sammelakte Kongo mit Jahresangabe. Für das Heraussuchen und die freundliche Vorlage danke ich Herrn Amtsdirektor Dieter Lautner sehr herzlich!
[3] Vgl. Fritz Molden: Besetzer, Toren, Biedermänner. Ein Bericht aus Österreich 1945–1962. Wilhelm Goldmann Verlag 1. A. 1980, S. 20 und öfters; Hellmut Andics: Die Insel der Seligen. Österreich von der Moskauer Deklaration bis zur Gegenwart. Wilhelm Goldmann Verlag 2. A. Wien / München / Zürich 2. A. 1981, S. 49 und 51; Hans Thalberg: Von der Kunst, Österreicher zu sein. Erinnerungen und Tagebuchnotizen. Hermann Böhlaus Nachf. Wien / Köln / Graz 1984, S. 140–142 (Jean Lambert); Bruno Kreisky: Im Strom der Politik. Der Memoiren zweiter Teil. Kremayr & Scheriau, Wien 1988, S. 53 f.
[4] Demokratische Republik Kongo – Wikipedia
[5] Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. MEW 23 (1972), S. 765.
[6] Basilica of the Sacred Heart, Brussels – Wikipedia
[7] Unhold Leopold | Amnesty International
[8] Reiseführer Brüssel. Marco Polo Ostfildern 17. A. 2021, S. 59.
[9] Ilja Ehrenburg: Menschen. Jahre. Leben. Memoiren. Band III. Verlag Volk und Welt, Berlin 2. A. 1982, S. 424.
[10] Hans Magnus Enzensberger: Ach Europa! Wahrnehmungen aus sieben Ländern. Mit einem Epilog aus dem Jahre 2006. Suhrkamp Tb. Frankfurt a. M. 1. A. 1989, S. 398–400.
[11] Deutsche Übersetzung von Ernst W. Freißler, S. Fischer Berlin 1926; dazu Susanne Gehrmann: Kongo-Greuel. Zur literarischen Konfiguration eines kolonialkritischen Diskurses (1890–1910). Georg Olms Verlag Hildesheim / Zürich / New York 2003.
[12] Éric Vuillard: Kongo. Aus dem Französischen von Nicola Denis. Matthes & Seitz Berlin 2. A. 2018, S. 74 f.
[13] Adam Hochschild: Schatten über dem Kongo. Die Geschichte eines der großen, fast vergessenen Menschheitsverbrechen. Aus dem Amerikanischen von Ulrich Enderwitz, Monika Noll und Rolf Schubert. Klett-Cotta, 11. A. Stuttgart 2021; lesenswert Andrea Böhm: Gott und die Krokodile. Reine Reise durch den Kongo. Pantheon München 1. A. 2011.
[14] Noam Chomsky & Andre Vltchek: Der Terrorismus der westlichen Welt. Von Hiroshima bis zu den Drohnenkriegen. Ein Gespräch. Aus dem Amerikanischen von Sven Wunderlich. Unrast Verlag Münster 2014, S. 24–26.
[15] Jon Sobrino: Der Glaube an Jesus Christus. Eine Christologie aus der Perspektive der Opfer. Herausgegeben und mit einer Einführung versehen von Ludger Weckel. Mattias Grünewald Verlag 2007, bes. S. 31.
[16] Vgl. Afrika. Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Teil III. Christian Mährdel (Herausgeber). Afrika vom zweiten Weltkrieg bis zum Zusammenbruch des imperialistischen Kolonialsystems. Pahl Rugenstein Verlag Köln 1983; Rainer Falk / Peter Wahl (Hrsg.): Befreiungsbewegungen in Afrika. Politische Programme, Grundsätze und Ziele von 1945 bis zur Gegenwart. Pahl-Rugenstein Verlag, Köln 1980.
[17] Endre Sík: Aufzeichnungen eines Diplomaten. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin 2. A. 1983, S. 367 f.
[18] Henry Kissinger: Staatskunst. Sechs Lektionen für das 21. Jahrhundert. Aus dem Amerikanischen übertragen von Henning Dedekind, Helmut Dierlamm, Karlheinz Dürr, Anja Lerz, Karsten Petersen, Sabine Reinhardus, Karin Schuler und Thomas Stauder. C Bertelsmann Verlag München 2. A. 2022, S. 145.
[19] Noam Chomsky: „Weil wir es so sagen“. Texte gegen die amerikanische Weltherrschaft im 21 Jahrhundert. ProMedia Verlag Wien 2015, S. 19.
[20] Hochschild, Schatten über dem Kongo, S. 393.
[21] Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Die Vernunft in der Geschichte. Hg. von Johannes Hoffmeister. De Gruyter Hamburg 1955, S. 96 f.; vgl. Hans Heinz Holz: Die Klassiker der III. Internationale. Aufhebung und Verwirklichung der Philosophie. Band 2. Aurora Verlag Berlin 2011, S. 219.
[22] Patrice Lumumba – Wikipedia
[23] Falk / Wahl, Befreiungsbewegungen, S. 124 f., hier S. 124.,
[24] Böhm, Gott und die Krokodile, S. 231; Hochschild, Schatten über dem Kongo, 423 f.
[25] Zitiert nach Andrea Böhme, Gott und die Krokodile, S. 233; auch (mit etwas anderen Passagen) Daniele Ganser: Imperium USA. Die skrupellose Weltmacht. orell füssli Verlag Zürich 2020. Dort bes. S. 173–175 (Die CIA ermordet Premierminister Lumumba im Kongo 1961), hier S. 174.
[26] Böhm, Gott und die Krokodile, S. 233.
[27] Bericht aus Brüssel vom 11. Oktober 1960. AdR, Konvolut Kongo.
[28] Ebenda.
[29] AdR, Konvolut Kongo.
[30] Niall Ferguson: Kissinger. Der Idealist – 1923–1968. Aus dem Englischen von Michael Bayer und Werner Roller. Propyläen Berlin 2015, S. 462; David Van Reybrouck: Kongo. Eine Geschichte. Aus dem Niederländischen von Waltraud Hüsmert. Suhrkamp Berlin 5. A. 2021, S. 356 f.
[31] Ernesto Cardenal: Im Herzen der Revolution. Erinnerungen Band 3. Aus dem nicaraguanischen Spanisch von Lutz Kliche. Peter Hammer Verlag Wuppertal 2004, S. 266.
[32] Martin Maier: Oscar Romero. Prophet einer Kirche der Armen. Herder Verlag Freiburg/Basel/Wien 2015; Jon Sobrino: Der Preis der Gerechtigkeit. Briefe an einen ermordeten Freund. Echter Verlag Würzburg 2007.
[33] Hochschild, S 424.
[34] Bundesheer – Die Geschichte der österreichischen Streitkräfte – Chronik (1960–1969)
[35] Samuel Mistelli / Fabian Urech: Seine Ermordung machte ihn zum Märtyrer. Vor sechzig Jahren wurde er kongolesische Unabhängigkeitsheld Patrice Lumumba getötet – mit Unterstützung Belgiens und der CIA. NZZ vom 18. Januar 2021.
[36] Artikel Zaïre von Ulf Schmidt (Leipzig) in: Weltgeschichte. Kleine Enzyklopädie, Band 2, VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1981, S. 469–471.
[37] N. S. Chruschtschow: Kampf den Kriegstreibern! Für eine Welt ohne Waffen! Für die Freiheit aller Völker. Rede des Vorsitzenden des Ministerrats der UdSSR vor der 15. Tagung der UNO-Vollversammlung. Dietz Verlag Berlin 1960.
[38] Ebenda, S. 19.
[39] AdR, Konvolut Kongo
[40] Andrej Gromyko: Erinnerungen. Internationale Ausgabe. Aus dem Englischen von Hermann Kusterer. ECON Verlag Düsseldorf / Wien / New York 1989, S. 190.
[41] AdR, Konvolut Kongo.
[42] AdR, Konvolut Kongo.
[43] Jon Lee Anderson: Che. Die Biographie. Aus dem Englischen von Barbara Steckhan, Gabriele Gockel, Christiane Krieger, Sonja Schumacher, Kollektiv Druck-Reif. Ullstein Verlag Berlin 2. A. 2020, S. 423.
[44] Noam Chomsky: Demokratie und Erziehung. Hg. von Carlos Peregrín Otero. Aus dem Amerikanischen von Sven Wunderlich. Lowell Factory Books Ulm 1. A. 2013, S. 363.
[45] Vgl. Oliver Stone. Peter Kuznick: Amerikas ungeschriebene Geschichte. Die Schattenseiten der Weltmacht. Aus dem Amerikanischen von Thomas Pfeiffer und Enrico Heinemann. Ullstein Verlag München 2016, S. 188 f.
[46] Maschineschrift. Nachlass Bruno Frei. Sammlung von Handschriften und Alten Drucken. Österreichische Nationalbibliothek.
[47] Karl Kraus: Untergang der Welt durch schwarze Magie. Hier Karl Kraus: Schriften. Herausgegeben von Christian Wagenknecht. Band 4. Suhrkamp Taschenbuch Frankfurt a. Mai 1989, 3. A. 2019; Bruno Frei benützte den 8. Band der von Heinrich Fischer herausgegebenen Werke von Karl Kraus. Kösel-Verlag, München [1960].
[48] Wie A. 1.
[49] Zitat aus „Untergang der Welt durch schwarze Magie“. Kraus, Schriften, 4, S. 427.
[50] Louis Barcata: Schreie aus dem Dschungel. Afrika – Aufstieg oder Untergang. Henry Goverts Verlag Stuttgart 1961, S. 10 f.
[51] Barcata, Schreie, S. 12.
[52] Lenin, Werke, Band 28 (Berlin 1975), S. 377.
[53] Karl Kraus, Apokalypse, zitiert nach Kraus, Schriften, 4, S. 9–20, hier S. 13; auch in: Karl Kraus. Grimassen (= Ausgewählte Werke Band I, 1902–1914). Lizenzausgabe mit Genehmigung des Kösel-Verlages, München. Berlin-Darmstadt-Wien, S. 189–202, hier S. 193.
[54] Kraus: Prozeß Friedjung. In: Kraus, Untergang der Welt durch die schwarze Magie, Schriften, 4, S. 21–37, hier S. 21.
[55] Kraus, Prozeß Friedjung, hier S. 21 f.
[56] AdR, Karton Kongo 2, 1961.
[57] Volksstimme vom 17. Februar 1961; Eva Priester hat die Ereignisse in Ungarn 1956 analysiert. Dazu Gerhard Oberkofler: Eva Priester. Eine jüdische Frau im Kampf für eine gerechte Menschheit. Mit Originaltexten aus ihrem poetischen und essayistischen Werk. StudienVerlag Innsbruck 2022, S. 72–81 (Ungarn 1956. Analyse der „Minutenmänner“).
[58] 50.000 Demonstranten bei Black-Lives-Matter-Protest in Wien – Wien – derStandard.at › Panorama
[59] Fidel Castro: Mein Leben. Fidel Castro mit Ignacio Ramonet. Aus dem Spanischen von Barba Köhler. Rotbuch Verlag 1. A. 2008, S. 327.
[60] Volksstimme vom 15. Februar 1961.
[61] Rudolf Oelzner – Wikipedia
[62] Neues Deutschland vom 11. November 1961.
[63] Walter Markov: Zur universalgeschichtlichen Einordnung des afrikanischen Freiheitskampfes. Verlag Enzyklopädie Leipzig 1959.
[64] MEW, Werke 23 (1972), S. 779.
[65] Neues Deutschland vom 18. März 1961.
[66] Die nationale Befreiungsbewegung. Jahresübersicht 1963. Bearbeitet vom Forschungszentrum zur Geschichte Asiens, Afrikas und Lateinamerikas an der Karl-Marx-Universität Leipzig unter Leitung von Prof. Dr. Walter Markov. Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig. Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe Sonderband IIII. 1964, S. 1–28, hier S. 11; Walter Markov: Kognak und Königsmörder. Historisch-literarische Miniaturen. Aufbau Verlag Berlin und Weimar 1979; derselbe: Wie viele Leben lebt der Mensch. Eine Autobiographie aus dem Nachlass. Faber & Faber, Leipzig 2009.
[67] Bericht von Schöner vom 18. Feber 1961 mit Betreff: Zu Haltung Moskaus gegen die UNO und Generalsekretär Hammarskjöld. AdR, Karton Kongo.
[68] Marie-Louise Martin: Kirche ohne Weisse. Simon Kimbangu und seine Millionenkirche im Kongo. Friedrich Reinhardt Verlag Base 1971, S. 21–26.
[69] Jon Sobrino: Christologie der Befreiung. Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern 2. A. 2008.
[70] AdR, Karton Kongo 1960.
[71] Marie-Louise Martin, Kirche ohne Weisse. S. 27.
[72] Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Vierte, völlig neu bearbeitete Auflage hg. von Hand Dieter Betz / Don S. Browning / Bernd Janowski / Eberhard Jüngel. Band 4, Mohr Siebek Verlag Tübingen 2001, Sp. 964 f. (Wyatt MacGaffey).
[73] Wie A. 68.
[74] Vgl. Sahra Wagenknecht (Hg.): Aló Presidente. Hugo Chávez und Venezuelas Zukunft. edition ost Berlin 2004.
[75] AdR, Konvolut Kongo 1961.
[76] Zur Geschichte des Urchristentums. In: MEW 22 (1972), S. 450 (Fußnote); Karl Marx / Friedrich Engels: Über Religion. Dietz Verlag Berlin 1987, S. 136 und 173.
[77] allewelt. Das Magazin der Päpstlichen Missionswerke in Österreich. März / April 2022, S. 12–19.
[78] AdR, Konvolut Kongo.
[79] Aus Liedern der Kimbanguisten. Martin, Kirche ohne Weisse, S. 124.
[80] Skulptur Raising Hands | helfende Hände aus 1 Mio Ein-Cent-Münzen
[81] Ruth Baumgarte | Africa: Visions of Light and Color « ALBERTINA Museum Wien. Hirmer Verlag 2022.; vgl auch Theresa Steiniger: Das Strahlen Afrikas. Die Presse vom 10. Dezember 2022; Katharina Rustler: Kein Exotismus: Ruth Baumgartes Afrika-Gemälde in der Albertina. Der Standard 12. Dezember 2022.
[82] Bertolt Brecht: Gesammelte Werke. Suhrkamp Frankfurt a. M., Band 19 (1967), S. 393.
[83] allewelt. Das Magazin der Päpstlichen Missionswelt in Österreich. September / Oktober 2022, S. 12–19; November / Dezember 2022, S. 12–19. Text Christoph Lehermayr. Fotos Simon Kupferschied; Über die Mitverantwortung des schweizerischen, in Baar beheimateten Rohstoffkonzerns Glencore von Ivan Glasenberg (*1957) für das Kinderelend im Kongo und die mit dem israelischen Milliardär Dan Gertler (*1973) akkordierten korrupte Geschäfte im Kongo musste selbst das Amtsblatt der Zürcher Bankkapitals „Neue Zürcher Zeitung“ berichten. Z. B. NZZ vom 6. Dezember 2022; Tages Anzeiger vom 5. Dezember 2020.