HomeFeuilletonGeschichteZum 130. Geburtstag von Etkar André

Zum 130. Geburtstag von Etkar André

Heute jährt sich der Geburtstag von Etkar André zum 130. Mal. Als prominenter Funktionär der KPD wurde er 1936 von den Nazis ermordet.

Etkar Josef André (1894–1936) wurde am 17. Januar 1894 in Aachen geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Familie nach Belgien, wo André eine Schlosserlehre absolvierte und 1911 in die Sozialistische Partei eintrat. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldete er sich im Rheinland als Freiwilliger – eine Entscheidung, die er später als großen Fehler betrachtete.

Im Jahr 1920 kehrte André aus französischer Kriegsgefangenschaft nach Deutschland zurück, wo er sich zunächst der SPD anschloss. 1922 ging er nach Hamburg und fand eine Stelle als Hafenarbeiter. Bald erkannte er, dass mit der Sozialdemokratie nichts zu erreichen war, weswegen er am 1. Januar 1923 zur KPD wechselte. Er gehörte bald zum Vertrautenkreis um Ernst Thälmann, der 1925 KPD-Vorsitzender werden sollte.

André selbst übte verschiedene Funktionen aus und stieg zu einem der bedeutendsten kommunistischen Arbeiterführer Norddeutschlands auf: Er war Mitglied der KPD-Bezirksleitung Wasserkante (1926–1930), Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft (1928–1933) sowie der Stadtvertretung Cuxhaven (1931–1933). Bekanntheit erlangte er auch als Sprecher der Arbeitslosenbewegung sowie als Mitbegründer des Roten Frontkämpferbundes (1924), den er im Bezirk Wasserkante selbst leitete (1924–1929). 1931 und 1932 füllte André Funktionen in der Internationalen Gewerkschaft der Seeleute und Hafenarbeiter aus.

Nach der Machtübernahme der Nazis wurde André als prominenter Kommunist am 5. März 1933 verhaftet. Drei Jahre verblieb er in Untersuchungshaft, während der er wiederholt massiv misshandelt und gefoltert wurde. Die konstruierte Anklage des Hochverrats und des Mordes an einem SA-Führer verfügte natürlich über keine Beweismittel und der Prozess während der Olympischen Sommerspiele in Berlin 1936 erregte internationales Aufsehen. Dennoch wurde am 10. Juli ein Todesurteil gefällt. Am 4. November 1936 wurde Etkar André im Alter von 40 Jahren im Zuchthaus Fuhlsbüttel enthauptet. 

Der deutsch-faschistische „Justiz“-Mord sorgte weltweit für Anteilnahme, André wurde für viele zu einem Märtyrer des antifaschistischen und revolutionären Kampfes. Nach dem Zweiten Weltkrieg benannte man vielerorts – nicht zuletzt in der DDR – Straßen und Einrichtungen nach André. Bereits kurz nach seinem Tod wurde im Rahmen der Internationalen Brigaden des Spanischen Bürgerkrieges ihm das vornehmlich deutsch-österreichische Edgar-André-Bataillon der XI., der Thälmann-Brigade gewidmet. 

Vor der Urteilsverkündung im faschistischen „Hochverratsprozess“ wandte sich Etkar André in klarer Sprache an das Gericht und die NS-Machthaber: „Ihre Ehre ist nicht meine Ehre, denn uns trennen Weltanschauungen, uns trennen Klassen, uns trennt eine tiefe Kluft. Sollten Sie hier das Unmögliche möglich machen und einen unschuldigen Kämpfer zum Richtblock bringen, so bin ich bereit, diesen schweren Gang zu gehen. Ich will keine Gnade! Als Kämpfer habe ich gelebt und als Kämpfer werde ich sterben mit den letzten Worten: Es lebe der Kommunismus!“

- Advertisment -spot_img
- Advertisment -spot_img

MEIST GELESEN