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Eurovision Song Contest heuer von Protesten begleitet

Malmö. Am Samstag fand das Finale des Eurovision Song Contest (ESC) in Malmö, Schweden, statt, begleitet von Protesten gegen die Teilnahme Israels. Insgesamt nahmen 25 Länder am Finale des größten Gesangswettbewerbs der Welt teil.

Österreichs ESC-Kandidatin Kaleen schaffte mit „We Will Rave“ den Einzug ins große Finale des Eurovision Song Contest. Bereits während der Semifinal-Entscheidungen des 68. Eurovision Song Contest war die Spannung enorm: Um 23:10 Uhr wurde verkündet, dass die Sängerin Kaleen mit dem Beitrag „We Will Rave“ für Österreich ins große Finale einzieht. Die Oberösterreicherin erhielt die erlösende Nachricht bereits als zweiter Beitrag in Malmö und sicherte sich nach der Entscheidung des europäischen TV-Publikums einen der letzten zehn Startplätze. 

Nemo aus der Schweiz gewann den Songkontext mit seinem Song „The Code“. Insgesamt sammelte er 591 Punkte, davon 365 von den Expertenjurys. Bei seiner Bühnenshow beeindruckte Nemo vor allem stimmlich, während er auf einer sich drehenden Scheibe balancierte. Überwältigt vom Sieg nahm der Künstler die Trophäe des Song-Contests von Vorjahressiegerin Loreen entgegen – leider ging sie dabei zu Bruch.

Proteste und Auseinandersetzung vor und während des Wettbewerbs

Bereits vor dem Event kam es zu Protesten gegen die Teilnahme Israels. In Island, Finnland, Dänemark, Norwegen, Schweden, Irland, Spanien und Slowenien gab es Petitionen von Musikerinnen und Musiker, die sich gegen eine Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest aussprachen. Mehrere Mitglieder des Europäischen Parlaments unterstützten diese Position und forderten in einem Brief an den Generaldirektor der European Broadcasting Union (EBU), Noel Curran, den Ausschluss Israels.

Im Februar 2024 erklärte Curran in einem Statement, dass der ESC „eine unpolitische Musikveranstaltung“ sei und „kein Wettbewerb zwischen Regierungen“. Er betonte, dass der israelische Rundfunk Kan alle erforderlichen Regeln erfülle und daher berechtigt sei, am Wettbewerb teilzunehmen. Vergleiche mit dem Ausschluss Russlands vom ESC 2022 nach dem Überfall auf die Ukraine seien nicht angebracht, da das Verhältnis zwischen dem Rundfunk und der Regierung in Israel grundlegend anders sei. Das wirkt ein bisschen wie eine Rechtfertigung, die aber der Realität vielleicht auch nicht ganz standhält, denn Kultur ist immer auch politisch und nie frei davon. Das zeigte sich auch in den Auseinandersetzungen rund um den performten Song von Israel, ebenso wie den anhaltenden Protesten. Eden Golan, also die betreffende Künstlerin selbst, macht keinen Hehl um ihre politische Agenda und ihre Vorstellungen.

Im Streit um den Beitrag des israelischen Senders Kan für den diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) hat dieser nachgegeben und durftte nun doch am Wettbewerb teilnehmen. Die Organisatoren des ESC haben den überarbeiteten Song genehmigt, nachdem sie die erste Version aufgrund ihrer politischen Natur abgelehnt hatten. Sowohl der Fernsehsender als auch die Veranstalter teilten am Donnerstag mit, dass „Hurricane“, das umgeschriebene Lied, für den kommenden Wettbewerb akzeptiert wurde. Die Entscheidung wurde nach einer sorgfältigen Prüfung des Textes durch die Referenzgruppe des Wettbewerbs und ihren Vorstand getroffen, wie die European Broadcasting Union (EBU) in Genf bekannt gab. Die israelische Sängerin Eden Golan hat das zuvor als „October Rain“ bekannte Lied im Mai in Schweden aufgeführt.

Unmut im Publikum

Während des Wettbewerbs kam es zu Protesten, diese bezogen sich auf den Gazakrieg mit einer Opferzahl von etwa 35.000 Menschen. Schon während der Proben wurde die israelische Künstlerin mit Buhrufen empfangen, und bei der Bekanntgabe der Ergebnisse gab es Pfiffe. Bei den TV-Übertragungen verschiedener Sender wurden diese durch Applaus und Jubel überspielt. Auch im ORF wurden keine Protestbekundungen gehört. Während der Übertragung aus Malmö kommentierte ORF-Moderator Andi Knoll: „Obwohl es in der Halle massive Buhrufe gibt, werden diese von den Tontechnikern teilweise mit Applaus überdeckt. Das ist eine heikle Situation für alle Beteiligten.“ 

Belgische Gewerkschaft unterbricht Übertragung

Die Gewerkschaften eines flämischen öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders begleiteten die Übertragung des Halbfinales des Eurovision Song Contest mit einer Protestaktion. Hiering wurde Israel für die Verletzung von Menschenrechten und der Pressefreiheit kritisiert. Es wurde zu Beginn und am Ende der Übertragung eine Texttafel eingeblendet. Die belgische TV-Gewerkschaft ACOD hielt hierzu fest: „Wir haben die Ereignisse im Nahen Osten seit Monaten mit Entsetzen verfolgt. Wir sind davon überzeugt, dass der Staat Israel Völkermord begeht, und es ist daher ein Skandal, dass ein israelischer Kandidat am Eurovision Song Contest teilnimmt“.

Proteste vor Ort

Die Polizei schätzt, dass zwischen 10.000 und 12.000 Menschen an den Demonstrationen teilnahmen, die unter dem Motto „Schließt Israel von der Eurovision aus“ standen. Vor der Malmö Arena versammelten sich insgesamt mehrere hundert Demonstranten, darunter auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. Auf Fotos war zu sehen, wie sie von Beamten abgeführt wurde. Auch andere Demonstranten wurden von der Polizei weggetragen.

Quelle: Deutsche Welle/ORF/Junge Welt/Kurier/Kurier/Krone

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