Linz. Der Fußballklub LASK steht nach der Verpflichtung des umstrittenen Ex-Weltmeisters Jerome Boateng stark in der Kritik. Gegen den Fußballspieler gibt es besonders schwere Vorwürfe der häuslichen Gewalt.
Im September vergangenen Jahres wurde er wegen Körperverletzung und Beleidigung einer früheren Lebensgefährtin zu einer Geldstrafe von 1,2 Millionen Euro verurteilt. Dieses Urteil wurde jedoch aufgrund von Verfahrensfehlern aufgehoben, und ein neuer Prozess ist für den 14. Juni angesetzt. Ein Urteil könnte bereits am 19. Juli fallen. Die Vorwürfe beziehen sich auf massive physische und psychische Gewalt, die Boateng in mehreren seiner Beziehungen ausgeübt haben soll.
Besonders gravierend sind die Anschuldigungen im Zusammenhang mit dem Suizid seiner Ex-Partnerin Kasia Lenhardt. Der Spiegel beleuchtete in seiner mehrteiligen Podcastserie „Die Akte Kasia Lenhardt“ die Umstände ihres Todes und die Vorwürfe gegen Boateng. Lenhardt soll unter einer intensiven medialen Hetzkampagne gelitten haben, die Boateng aktiv unterstützt haben soll. Diese Vorwürfe haben in der Öffentlichkeit und bei den Fans des LASK zu heftigen Reaktionen geführt.
Die Fans distanzieren sich vom LASK und äußern insbesondere in den sozialen Medien ihren Unmut. Viele posten Schwarz-Weiß-Fotos von Kasia Lenhardt als Zeichen der Solidarität und der Ablehnung gegenüber Boatengs Engagement. Auch in einschlägigen Fußballforen wie dem Austrian Soccer Board hagelt es Kritik.
Der LASK-Fanklub Seit1908.at veröffentlichte ein Statement, das die Missachtung und Verhöhnung der Opfer häuslicher Gewalt anprangert. In der Erklärung heißt es unter anderem: „Boateng soll in mehreren seiner bisherigen Beziehungen immense physische und psychische Gewalt ausgeübt haben und jene mediale Hetzkampagne gegen seine Ex-Partnerin, Kasia Lenhardt, aktiv unterstützt haben, welche die junge Mutter schließlich in den Suizid trieb. Die Tatsache, dass man sich in Linz mit einem derartigen Menschen schmücken möchte und CEO Siegmund Gruber auch noch von einem Spieler mit ‚außergewöhnlichem Charakter‘ spricht, ist nicht nur als geschmacklos, sondern schlichtweg als Missachtung und Verhöhnung der Opfer zu werten.“
Der Fanklub kritisiert die Strategie, sportliche Leistungen von der Privatperson zu trennen, als unverantwortlich und verharmlosend. Die Argumentation, dass häusliche Gewalt eine Privatsache sei, wird vehement abgelehnt. „Gewalt gegen Frauen ist ein strukturelles Problem unserer Gesellschaft und muss als solches auf jeglicher öffentlichen Bühne problematisiert werden“, heißt es weiter im Statement.
Der Fanklub fordert klare Konsequenzen und eine eindeutige Positionierung gegen misogyne Gewalt. Er verlangt die sofortige Auflösung des Vertrags mit Boateng und verurteilt die Entscheidung des Vereins, einen mutmaßlichen Gewalttäter zu verpflichten. „Solange vermeintliche Gewalttäter glorifiziert, bereits nachgewiesene Straftaten relativiert und Kritikübende belächelt werden, sind Aufklärung und uneingeschränkte, lautstarke Solidarität mit den Opfern häuslicher Gewalt unverzichtbar“, betont die Erklärung.
Bei den Verantwortlichen des LASK prallt hingegen jegliche Kritik ab, sie zeigen sich begeistert von der Verpflichtung und sind in ausgesprochener Jubelstimmung. Präsident Siegmund Gruber und Sport-Geschäftsführer Radovan Vujanovic lobten Boatengs Charakter und seine Bereitschaft, finanziell entgegenzukommen.
Quelle: derstandard.at / seit1908.at