Mit einem 6:1 gegen Lettland schafft Österreich sensationell den Sprung ins Viertelfinale der Eishockeyweltmeisterschaft. Nächster Gegner ist die Schweiz, Österreich ist abermals krasser Außenseiter.
Stockholm. Wie schon im Vorjahr, als es am Ende zum 10. Platz reichte, ist die österreichische Nationalmannschaft auch heuer das Überraschungsteam der Weltmeisterschaft im Eishockey. 16 Mannschaften sind in zwei Gruppen in Schweden und Dänemark ins Turnier gestartet, die besten acht qualifizierten sich für das Viertelfinale. Dass Underdog Österreich da noch dabei sein würde, konnte man zwar hoffen, aber keineswegs erwarten – denn das eigentliche Ziel lautete Klassenerhalt.
Von Anfang an zeigte sich das Team von Headcoach Roger Bader konkurrenzfähig. Gegen die Topteams Finnland, Schweden und Kanada gelang zwar kein Punktegewinn, doch dies nur auf unglückliche Weise – die Leistungen waren nämlich herausragend. Immer wieder lag Österreich in Führung und konnte die Medaillenkandidaten voll fordern, nur das dritte Drittel gegen Kanada gestaltete sich chancenlos. Damit war schon klar, dass man mit Österreich rechnen musste.
Der 3:2‑Sieg gegen Ex-Weltmeister Slowakei nach Penalty-Shootout brachte die ersten beiden Punkte, das folgende 5:2 gegen den späteren Absteiger Frankreich sicherte bereits den Klassenerhalt. Gegen Sowenien musste man zwar nochmals in Verlängerung und Shootout, doch die “Pflicht” gelang mit 3:2. Damit lag man in der Tabelle bereits auf Rang 5 und hatte ein regelrechtes “Endspiel” gegen Lettland vor sich.
Österreich benötigte als klarer Außenseiter einen Sieg nach 60 Minuten, andernfalls würden die Balten – immerhin WM-Bronzegewinner 2023 – in die K.O.-Phase aufsteigen. Doch die Österreicher waren wieder punktgenau da: Zwerger brachte die rot-weiß-rote Mannschaft im ersten Drittel in Führung, im zweiten Abschnitt erhöhten Baumgartner und Rohrer auf 3:1. Im Schlussdrittel bemühten sich die Letten umsonst um ein Aufbäumen, an der konzentrierten Defensive und vor allem an Goalie Kickert kam man kaum vorbei. Kapitän Thomas Raffl sowie Zwerger und Rohrer mit ihren zweiten Treffern machten alles klar. Am Ende stand ein hochverdienter, souveräner Sieg – und der sensationelle Einzug ins Viertelfinale für die Österreicher.
Derartiges war seit 31 Jahren nicht mehr gelungen, nämlich seit der WM 1994 in Italien, als schlussendlich ein achter Platz zu Buche stand. Der Gegner im Viertelfinale ist nun Vizeweltmeister Schweiz, die ihre Vorrundengruppe auf Platz 1 abgeschlossen hat. Das Match ist für Donnerstag-Nachmittag angesetzt, die Eidgenossen sind natürlich haushoher Favorit. Das bedeutet freilich nicht, dass Österreich chancenlos ist: Im Vorjahr, bei der WM 2024, unterlag man der Schweiz in einer spannenden Partie in Prag 5:6, wobei Österreich lange in Führung lag und das entscheidende Tor erst in der letzten Minute kassierte. Man soll nicht unbescheiden sein: Die Viertelfinalteilnahme ist bereits ein großartiger, historischer Erfolg, eine Qualifikation für das Semifinale wäre aber eine Topsensation, wie es sie noch selten in der Geschichte des Eishockeys gegeben hätte.
Die anderen drei Viertelfinalpartien lauten Schweden-Tschechien, USA-Finnland sowie Kanada-Dänemark. Der Viertelfinaleinzug des dänischen Co-Gastgebers darf ebenfalls als eine (kleinere) Überraschung angesehen werden, die zulasten Deutschlands ging: Im abschließenden Entscheidungspiel siegten die Dänen mit 2:1 nach Penaltys, die DEB-Auswahl muss erstmals seit Jahren schon nach der Gruppenphase nach Hause fahren (ist eh nicht weit). Als Absteiger in die Zweitklassigkeit stehen Frankreich und Kasachstan fest, als Aufsteiger nehmen nächstes Jahr bei der WM in der Schweiz Großbritannien und Italien teil.
Quelle: ORF