HomeFeuilletonWissenschaftMehr bedrohte Arten als je zuvor

Mehr bedrohte Arten als je zuvor

Das Jahr 2022 erbrachte ein wenig erfreuliches Ergebnis für den Artenschutz: Immer mehr Wildtiere und Pflanzen stehen vor dem Aussterben. Da der Mensch direkt und indirekt dafür verantwortlich ist, kann auch nur er etwas daran ändern.

Nyon/Wien. Die Jahresbilanz zum Artenschutz ist ernüchternd: Weltweit sind inzwischen 41.500 der 147.500 beobachteten Wildtier- und Pflanzenarten auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN als bedroht eingestuft – und dies sind mehr als jemals zuvor. Darauf verweist auch der „Living Planet Report“ des WWF (World Wide Fund For Nature): Die Bestände der erfassten Arten seien seit 1970 um 69 Prozent eingebrochen, heißt es. Gibt es keinen strengeren Arten‑, Natur- und Umweltschutz, so könnten in den nächsten Jahrzehnten hunderttausende Arten für immer von der Erde verschwinden, d.h. aussterben.

Die Gründe für den Artenschwund sind zum Großteil menschengemacht: Es geht um die Einschränkung und Zerstörung der Lebensräume, den Entzug der Reproduktions- und Ernährungsgrundlagen, um Verschmutzung, Raubbau, Überfischung, Wilderei und die Erderwärmung im Zuge des Klimawandels. Hinter dem rücksichtslosen menschlichen Verhalten gegenüber der bedrohten Flora und Fauna stehen fast immer kapitalistische Profitinteressen, z.B. in Form von industrieller Landwirtschaft, nicht nachhaltiger Forstwirtschaft, Bergbau- und Verkehrsprojekten sowie fossiler Energiegewinnung.

Der WWF benennt auch die „Verlierer“ des abgelaufenen Jahres, die besonders von aktuellen Populationsrückgängen betroffen waren: Dies sind etwa die wildlebenden Rentiere, das Breitmaulnashorn oder der Kaiserpinguin, aber auch unscheinbare, jedoch für die Pflanzenbestäubung unverzichtbare Schwebfliegenarten. Der zunehmend gefährdete Fischotter ist ein für Österreich besonders relevanter Fall, denn er steht unter dem Vorwand des „Schädlings“ in Salzburg und Kärnten sogar im wahrsten Sinne des Wortes auf der Abschussliste, was ein regelrechter Skandal ist.

Die Situation anderer Arten hat sich zuletzt hingegen verbessert: Hierzu zählt etwa der Seeadler, der in Österreich bereits ausgestorben war, nun aber wieder hierzulande brütet. Einen leicht positiven Trend darf man außerdem für den Tiger, die Kegelrobbe und den Buckelwal vermerken. Trotzdem: Diese Einzelfälle verändern leider nicht die Gesamtentwicklung, die in aller Deutlichkeit nach einem besseren und konsequenteren Artenschutz ruft. Das jüngste Abkommen von Montreal wird jedenfalls nicht reichen.

Quelle: Der Standard

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